"Sollen andere über eure Zukunft entscheiden?"
"Ein Sofa - wie jene modernen mit einlullenden Massagen - die uns Stunden der Ruhe garantieren, um uns in die Welt der Videospiele zu begeben und Stunden vor dem Computer zu verbringen", fuhr der 79-Jährige fort. Es sei für viele einfacher, "duselige und benommene Jugendliche zu haben". In der heutigen Zeit brauche es aber keine "Sofa-Jugendlichen, sondern junge Menschen mit Schuhen, noch besser mit Stiefeln an den Füßen", um Spuren zu hinterlassen.
"Habt den Mut, uns zu lehren, dass es einfacher ist, Brücken zu bauen, als Mauern zu errichten", forderte er. Erwachsene brauchten junge Menschen als Lehrer, um "die Vielfalt der Kulturen miteinander zu teilen, nicht wie eine Bedrohung, sondern als eine Chance". Während der Rede des Papstes brandete mehrfach Applaus auf.
Warnung vor "lautloser Lähmung" durch Konsum
Zu der Vigil waren die Teilnehmer des Weltjugendtages (WJT) den ganzen Tag über auf ein riesiges Feld vor den Toren der Stadt geströmt. Die Sicherheitskräfte schätzen die Zahl der Teilnehmer an dem Nachtgebet auf etwa eine Million. Die meisten wollten auf dem eigens für den WJT hergerichteten "Feld der Barmherzigkeit" übernachten, um am Sonntag bei der Abschlussmesse des sechstägigen katholischen Jugendtreffens dabei zu sein.
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Papst Franziskus hat in Krakau um Frieden und Schutz vor Gewalt und Terrorismus gebetet. katholisch.de dokumentiert das Gebet in einer eigenen Übersetzung.Nachdrücklich warnte er die jungen Christen vor der "lautlosen Lähmung" durch Konsum. Den Hang zu Bequemlichkeit verglich er mit Drogen: "Die einen wie die anderen berauben uns unseres höchsten Gutes: der Freiheit." Christus sei kein Gott des Komforts. Die Gegenwart brauche junge Menschen "mit Stiefeln an den Füßen", so der Papst. "Wenn du nicht dein Bestes gibst, wird die Welt sich nicht verändern", appellierte er an die Hörer. "Die Geschichte verlangt heute von uns, dass wir unsere Würde verteidigen und nicht zulassen, dass andere über unsere Zukunft entscheiden."
Christliches Engagement in der Gesellschaft nannte Franziskus "dem Irrsinn unseres Gottes folgen, der uns lehrt, ihm zu begegnen im Hungrigen, im Durstigen, im Nackten, im Kranken" wie auch in Flüchtlingen und Migranten. Gott sei es, "der uns auffordert, politisch Handelnde, Denker, gesellschaftliche Vorreiter zu sein, der uns anregt, eine solidarischere Wirtschaft zu ersinnen".
Auch Zögernden und Christen mit einem schlechten Gewissen sprach er Mut zu: Gott denke nicht "an das, was wir getan oder unterlassen haben", so der Papst. "In dem Moment, in dem er uns ruft, schaut er auf all das, was wir tun könnten, auf all die Liebe, die wir übertragen können. Er setzt immer auf die Zukunft, auf das Morgen." (luk/dpa/KNA)