Stephan Wahl über das heutige Sonntagsevangelium

Gottes Wort weitertragen

Veröffentlicht am 17.06.2017 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ Im Sonntagsevangelium spricht Jesus die Jünger direkt an und sendet die zwölf Apostel zur Verkündigung aus. Wir heutige Christen haben das Privileg der direkten Ansprache nicht. Aber auch uns sendet Jesus, schreibt Monsignore Stephan Wahl und legt die Bibelstelle aus.

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Impuls von Stephan Wahl

"Woran glaubst Du?" Diese Frage stellte die ARD in der gerade zu Ende gegangenen Themenwoche. Die Frage wurde unterschiedlich beantwortet. So unterschiedlich wie Menschen eben sind. Vom agnostischen Glauben an das Leben überhaupt bis zum expliziten Bekenntnis zum dreifaltigen Gott war alles dabei. Menschen verschiedener Religionen gaben Zeugnis von ihrer eigenen Glaubensgeschichte. Mit all ihren Facetten. Mit den guten Tagen, in denen der eigene Glaube felsenfest erscheint und Sicherheit gibt, und mit den Tagen, in denen er ins Wanken gerät. Der Zweifel wohnt nicht selten dicht neben dem Halleluja.

Wir haben als Christen nicht den Vorteil der direkten Ansprache durch Jesus Christus wie ihn die Jünger damals erleben durften. Das heutige Evangelium von der Aussendung der zwölf Apostel erzählt davon. Und selbst ihr Glaube kennt Momente der Unsicherheit. Thomas wird später handgreifliche Beweise einfordern, um an die Auferstehung glauben zu können. Petrus, der Fels, der schon durch seinen Namen eigentlich unerschütterliche Standfestigkeit garantieren sollte, wird trotzdem erleben wie ihn nach der Festnahme Jesu die Kraft verlässt, sich zu seinem Herrn und Meister klar und ohne Wenn und Aber zu bekennen. Es sind Momente der Schwäche, die aber überwunden werden. Denn die unmittelbare Begegnung mit Jesus, die Erfahrung mit ihm gelebt zu haben, von ihm direkt angesprochen und beim Namen genannt worden zu sein, wird ihnen auch später nach Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu ein Kraftreservoir bleiben, das ihnen ermöglicht ihren Glauben zu bekennen, zu leben und zu verkünden - so wie es dem Auftrag Jesu entspricht, der sie ausgesandt hatte.

Wir haben dieses Privileg nicht. Aber gesandt ist jeder Christ auch heute. Die Kraft kommt aus derselben Quelle, die den Jüngern ihren Rückenwind gab: aus Gott selbst, durch den Heiligen Geist, den wir gerade an Pfingsten gefeiert haben. Das verbindet uns. Er hat geholfen, dass Gottes Wort auch heute noch verkündet wird, trotz aller Wirren der Jahrhunderte, trotz allem, was Christen auch verbockt haben. Denn immer wieder hat er Menschen überrascht und auf verschiedenste Weise gelockt, leidenschaftlich, feurig und begeisternd Gottes Wort zu verkünden. Mit ihrem Charisma. Mit oder auch ohne Amt, als Christi Jüngerinnen und Jünger auch im dritten Jahrtausend. Damit sie ihre Stimme erheben gegen die "unreinen Geister", die sich Unrecht, Willkür, Machtmissbrauch und Vorurteil nennen. Damit sie die Botschaft Christi weitertragen, die sie zutiefst und froh erfüllt. Damit sie im Alltag leben, was sie hoffen und glauben. Gottes Rückenwind und Segen wird dabei sein. Auf ihren Wegen und Umwegen. Er hat es versprochen und sein Wort gilt. "Woran glaubst du?", fragte die ARD Themenwoche. Genau daran.

Von Stephan Wahl

Evangelium nach Matthäus (Mt 9,36 - 10,8)

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.

Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.

Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat.  Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Der Autor

Monsignore Stephan Wahl ist als Priester im Bistum Trier Kooperator in der Pfarreiengemeinschaft Waldrach und beauftragt mit medialer Verkündigung. Er ist Mitglied im Rundfunkrat des SWR.