Dossier
Vatikan, Papst und Kurie

Vatikan

Der Vatikan, das war (und ist) eigentlich ein Hügel westlich des Tibers und der römischen Innenstadt. Seit langem ist der Name aber auch ein Synonym für den "Staat der Vatikanstadt", die Kurie des Papstes und die katholische Kirche allgemein. Katholisch.de stellt den kleinsten Staat der Welt vor.

Vatikan – Zentrum der katholischen Kirche

Zentrum der katholischen Kirche ist der Vatikan: In der Regel bezeichnet man damit den Sitz des amtierenden Papstes in Rom und die oberste Behörde der katholischen Kirche, die römische Kurie, aber auch den Vatikanstaat. Ohne den Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche und ohne die römische Kurie ist der Vatikanstaat nicht denkbar.

Der Name Vatikan leitet sich ab von einem in der Nähe des rechten Tiberufers in Rom gelegenen Hügel, lateinisch „mons vaticanus“, die Bedeutung von „vaticanus“ bleibt unklar. Zum Vatikan gehören berühmte Bauwerke wie der Petersdom mit dem Peterspatz, die Vatikanischen Paläste und die Vatikanischen Gärten. Zum Vatikan gehören außerdem eine Reihe von Liegenschaften außerhalb des Vatikanstaats wie die Sommerresidenz des Papstes Castel Gandolfo in den Albaner Bergen und in Rom die päpstliche Universität Gregoriana sowie verschiedene Kirchen und Basiliken und andere Immobilien.

Die Geschichte des Vatikans

In der Antike befand sich im Gebiet des Vatikans der Zirkus der Kaiser Caligula und Nero. Unter der Herrschaft Neros im Jahre 64 n. Chr. wurden römische Christen als vermeintliche Brandstifter verfolgt und ermordet. Wahrscheinlich fand zu dieser Zeit auch der Apostel Petrus hier den Tod. Das Petrusgrab am Abhang des Vatikanhügels wird seit dem 2. Jahrhundert verehrt und im 4. Jahrhundert auf Veranlassung des ersten christlichen Kaisers, Konstantin dem Großen, mit einer Kirche zu Ehren des heiligen Petrus überbaut. Die Basilika St. Peter wurde bald zu einem bedeutenden Pilgerziel. Da die Petersbasilika außerhalb der Stadtmauern Roms lag, bezog der jeweilige römische Bischof bzw. Papst seine Residenz im Lateranpalast neben der Basilika St. Johannes im Lateran in unmittelbarer Nähe zum Kaiserpalast im Zentrum Roms. Schon im 8. Jahrhundert gründeten die Päpste ihren eigenen Staat, den so genannten Kirchenstaat, der seinerzeit das Gebiet Mittelitaliens umfasste.

Die Bedeutung des Papsttums weltweit ließ den Vatikan durch seine Nähe zum Grab des Apostels Petrus als künftige Papstresidenz attraktiver erscheinen, erinnerte das Apostelgrab doch an das biblische „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Matthäus 16,18). Dank der biblischen Vorlage konnte der Machtanspruch der Kirche weiter legitimiert werden. Im 15. Jahrhundert wurde der Jahrhunderte alte Sitz der Päpste im Lateranpalast aufgegeben und der römische Vatikanhügel wurde zur neuen Residenz der Päpste und der Kurie. Mit dem Umzug erfolgten der Bau von Neu-St. Peter und der Ausbau der Vatikanischen Paläste, die bis zum 17. Jahrhundert zur größten Palastanlage der Welt wurden.

Die weltliche Macht des Papstes und des Vatikans ging verloren, als im Zuge der nationalen Einigung Italiens im 19. Jahrhundert das Land des Papstes von italienischen Truppen besetzt wurde und der Kirchenstaat in das Königreich Italien zwangseingegliedert wurde. Geklärt wurde das Verhältnis des Vatikans zu Italien schließlich 1929 unter dem italienischen Diktator Benito Mussolini, der den Vatikan als Nachfolger des Kirchenstaates bestätigte und dem Vatikanstaat den rechtlichen Status einer eigenständigen Nation zuerkannte. Offiziell heißt das Gebiet innerhalb der Mauern rund um den Petersdom seitdem „Staat der Vatikanstadt“.

Der Vatikan als Staat

Der von italienischem Staatsgebiet umgebene Vatikan ist mit 0,44 Quadratkilometern der kleinste anerkannte, unabhängige Staat der Welt und hat nur etwa tausend Einwohner. Der Vatikan besitzt die Staatsform einer Wahlmonarchie. Der jeweilige Papst wird von den Kardinälen in das Papstamt auf Lebenszeit gewählt. Der Vatikan als Staat gewährleistet auch die weltliche Autorität des Papstes, der innerhalb des Vatikans die gesetzgebende, richterliche und ausführende Gewalt innehat. Die weltliche Macht des Papstes beschränkt sich auf den Vatikanstaat, als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche handelt er weltweit. Der kleinste Staat der Welt verfügt über eine eigene Staatsbürgerschaft und ein eigenes Autokennzeichen, eine eigene Bank, eine Post, ein eigenes Wappen und eine Hymne. Das Gebiet des Vatikans gilt als neutral und unverletzlich. 1984 wurde der Vatikan von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.