Papst Johannes XXIII. (Angelo)

03.06

Als er im hohen Alter von 77 Jahren zum Papst gewählt wurde, sollte er vor allem eine kurze Kompromisslösung sein, die keiner der Gruppierungen unter den Kardinälen auf die Füße trat. Doch es kam ganz anders, denn Johannes XXIII. (1958-1963) hatte in seinem langen Leben schon zu viel gesehen, um ein schlichtes "Weiter so!" zu propagieren. Angelo Giuseppe Roncalli, so sein bürgerlicher Name, entstammte einer armen Bauernfamilie und konnte nur mithilfe eines Stipendiums Theologie studieren. 1915 wurde er eingezogen und erlebte als Militärseelsorger die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Zehn Jahre später ging Roncalli als Apostolischer Visitator in das orthodox geprägte Bulgarien. Die schmerzliche Erfahrung der konfessionellen Spaltungen prägte fortan seine Theologie. Später erlebte er als apostolischer Delegat in der Türkei strikten Laizismus und verhalf während des Zweiten Weltkriegs Juden zur Flucht. Nach einer Zeit als Apostolischer Nuntius im befreiten Frankreich wurde er 1953 zum Patriarchen von Venedig ernannt und sah sich selbst am Ende seiner kirchlichen Karriere – bis zu seiner überraschenden Papstwahl 1958. Schon bald nannten ihn die Gläubigen Roms liebevoll "il Papa buono" (den guten Papst). Am 11. Oktober 1962 eröffnete er das Zweite Vatikanische Konzil, das wohl größte Vermächtnis seines Pontifikats. Johannes XXIII. erlag am 3. Juni 1963 einem Krebsleiden. Franziskus sprach seinen Amtsvorgänger 2014 heilig. Während sich der internationale Gedenktag an der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils orientiert, richtet sich der deutsche Gedenktag nach Papst Johannes' Todestag.