Auszeichnung für "Die Witwe und der Mörder"
In der Kategorie elektronische Medien wird die Fernsehjournalistin Dr. Irene Klünder für ihren Film „Die Witwe und der Mörder“ (ARD Reihe Gott und Welt vom 3. April 2011) mit dem Katholischen Medienpreis 2011 ausgezeichnet.
Der Film recherchiert die Geschichte zweier namenloser RAF-Opfer. Am Beispiel von Joke Kranenburg und Kommissar Wolfgang Seliger wird die Perspektive der Opfer gezeigt. Kranenburgs Mann, der Polizist Arie, wurde in Uetrecht am 22. September 1977 von Knut Folkerts erschossen. Wolfgang Seliger überlebte am 3. Mai desselben Jahres sieben gezielt vom Terroristen Günter Sonnenberg auf ihn abgefeuerte Schüsse. Die konsequente Fokussierung auf die Opfer der Leidensgeschichte der Angehörigen lässt die Täter nicht aus dem Blick. Es ist ein Gewinn für den Film, dass auch ein weiterer Ex-Terrorist zu Wort kommt. Filmtechnisch überzeugt die Dokumentation durch intensive, auf zentrale Aussagen verdichtete Interviewsequenzen, die Nähe und Emotionen zulassen, aber das versäumte Leben weder sentimental verklären noch Schuld verschleiern. Durch gekonnte Collagen mit Rekonstruktionen des Bundeskriminalamtes, Originaldokumenten der „Tagesschau“ und Fahndungsfotos entsteht eine atemberaubende Verlebendigung der brutalen Tathergänge. Joke Kranenburg kann nicht loslassen und muss weiterkämpfen, weil Knut Folkerts in den Niederlanden zwar zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, seine Strafe aber bis heute nicht antreten musste und in Hamburg auf freiem Fuß lebt. Dass der Täter keine Reue zeigt, offenbart die tiefere Dimension der Dokumentation. Am Beispiel der RAF weist der Film eine grundsätzliche Botschaft auf: Opfer und Täter bleiben solange verstrickt, solange nicht ein Schuldeingeständnis und eine objektivierbare Deutung des Geschehens im Gespräch für beide Seiten gelingt, in dem das Eingeständnis und die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen der Taten erfolgen.