Was ist Berufung? Glaube.Leben.
Der Text des Videos im Wortlaut
Wenn die meisten das Stichwort "Berufung" hören, gehen sie davon aus, dass Gott irgendwelchen auserwählten Menschen einen Auftrag erteilt. Also richtet sich Berufung vor allen Dingen an Priester, an Ordensleute, und an Menschen, die irgendwie hauptberuflich etwas mit Glauben und Kirche zu tun haben. Für die meisten hat sich damit das Thema erledigt. Aber ist das wirklich so, dass Berufung nur etwas für Menschen ist, die professionell mit dem Glauben zu tun haben? Die Vorstellung, dass Berufung vor allen Dingen etwas mit einer besonderen Aufgabe zu tun hat, die sitzt leider ziemlich fest in unseren Köpfen drin. Dabei geht es bei Berufung zunächst um etwas ganz anderes. Als Jesus seine ersten Jünger beruft, geht es darum, ob sie eine Beziehung zu ihm haben wollen, ob sie bereit sind, sich auf ihn einzulassen, eine Freundschaft mit ihm zu pflegen. Wenn also das Stichwort "Berufung" ertönt, kann ich mich erstmal entspannt zurücklehnen. Denn Berufung hat vor allen Dingen etwas damit zu tun, was Gott mir anbieten möchte. Ich soll, wie Jesus es formuliert, ein Leben haben - und zwar ein Leben in Fülle. Ein volles, ein sattes, ein erfülltes Leben: Das will mir diese Beziehung zu Gott garantieren. Und wie soll das passieren? Indem ich die veränderte Perspektive auf dieses Leben, die mir die Beziehung zu Gott ermöglicht, annehme, dass ich realisiere, dass Erfolg, unbedingter Wohlstand, dass das nicht das Erste und das Einzige ist, um ein gutes und ein erfülltes Leben zu haben, dass ich in dieser Beziehung zu Gott mich wirklich freischwimmen kann von falschen Ansprüchen und falschen Vorstellungen, was ein gutes Leben ausmacht. Natürlich hat das dann irgendwann auch Konsequenzen dafür, wie ich lebe, wie ich handle, und wie ich mein Leben gestalte. Meine Überzeugung soll natürlich irgendwie zum Ausdruck kommen. Und warum? Weil ich mitarbeiten soll. Mitarbeiten soll daran, dass auch andere Menschen diese Perspektive Gottes endlich verstehen, begreifen und für ihr Leben annehmen. Und das Besondere dabei ist, dass ich einmalig bin. Weder gab es vor mir einen Menschen, noch wird es irgendwann wieder einen Menschen geben, der dieselben Qualitäten, dieselben Eigenschaften und dieselben Begabungen hat. Und Gott möchte, dass ich das alles einsetze. Und wenn jetzt jemanden das Gefühl beschleicht, er hat aber gar keine Begabungen und Talente, sondern nur Schwächen, Makel und Dinge, die gar nicht toll sind: Macht nichts! Selbst das sind am Ende noch Talente. Denn wenn man sich in der Bibel umschaut und vor allen Dingen bei Paulus mal genauer hinblickt, dann ist eine Ansage ganz deutlich: Dass unsere Schwächen für Gott am Ende noch Stärken sind, weil selbst daraus kann er noch etwas Wunderbares machen. Wenn ich also Christ bin, bin ich schon berufen, weil ich als Christ "Ja" gesagt habe zu diesem Beziehungsangebot Gottes. Ich muss also nicht mehr auf eine dröhnende Stimme vom Himmel warten, ich muss nicht warten darauf, dass ein Blitz herniederfährt, ich bin berufen. Und es geht nur noch darum, sich auf die Suche zu machen was das eigentlich für mich und für mein Leben ganz konkret heißt. Also warte nicht, sondern lebe mit deinen Fähigkeiten, mit deinen Begabungen aus dieser Zusage heraus, dass Gott eine Beziehung zu dir haben will.
Im Video-Format "Glaube.Leben." beantwortet Christian Olding Fragen, die sich jeder irgendwann mal stellt. In dieser Folge stellt Pastor Olding sich der Frage der Berufung. Die katholisch.de-Serie will Orientierung für das eigene Leben mit dem Glauben geben. Aus seiner persönlichen und beruflichen Erfahrung heraus, nimmt Christian Olding den Zuschauer an die Hand. Dabei bedient er sich in gewohnter Manier klarer Worte und Bilder. Jeden zweiten Dienstag erscheint eine neue Folge auf katholisch.de und in unserem Youtube-Kanal.