Video - 00:03:20

Wie kann ich Gott wahrnehmen? Glaube.Leben.

Im Alten Testament offenbarte sich Gott als brennender Dornbusch oder als Wolkensäule. Solche Erlebnisse und Begegnungen wünschen sich heutzutage viele Gläubige. Doch für eine "Wahrnehmung" Gottes braucht es nur die Bibel, so Pastor Olding.

Video: © katholisch.de

Video im Wortlaut

Manchmal wäre es ja ganz schön, wenn Gott sich eindeutig bemerkbar machen würde, damit ich wüsste, dass es ihn auch wirklich gibt. Dass er für mich da ist. Dass er mich begleitet. Und am liebsten natürlich, wie im Alten Testament mit einem brennenden Dornbusch oder einer Wolkensäule. Aber ist das wirklich die einzige Möglichkeit, ihn wahrzunehmen?
Immer wieder kommt es vor, dass Menschen auf mich zukommen und mir sagen, sie würden Gott gerne mehr wahrnehmen, mehr spüren und mehr erleben. Eine meiner Standardfragen ist dann immer, wie viel Zeit sie in der Stille und mit der Bibel verbringen. Meistens ernte ich dann dafür ziemlich erstaunte Gesichter, weil der Glaube doch eigentlich ein Selbstläufer sein müsste. Etwas was sich von alleine einstellt, was von alleine passiert. Nach dem Motto "Gott müsste sich mir doch quasi aufdrängen". Ich glaube allerdings, dass dahinter ein kleiner Logikfehler steckt.
Ich glaube, dass wir in dem Maße Gott mehr erkennen, wie wir ihn an uns heranlassen. Und da führt kein Weg an der Bibel vorbei. Denn nur da bekomme ich ein Gefühl und ein Gespür dafür, wie Gott mich und diese Welt eigentlich sieht. Nur indem ich mich mit diesen Texten, diesen Aussagen konfrontiere, gewinne ich ein Verhältnis zu dem, wie sehr Gott mich eigentlich liebt. Wie sehr er für mich da sein will, welche Versprechungen und Verheißung er mir und dieser Welt mit auf den Weg gegeben hat.

Und in dem ich das immer mehr an mich heranlasse, werde ich auch immer mehr entdecken, wie und wo dieser Gott eigentlich zu finden ist. Und es gilt noch etwas zu unterscheiden: Gefühle und Gedanken sind bei Weitem nicht deckungsgleich. Gedanken prägen meine Gefühle. Und in diesem Sinn hat der Römerbrief Recht, wenn er sagt, wir müssen zunächst unseren Sinn erneuern. Es geht im Römerbrief nicht darum, wovon wir uns als Christen wieder einmal überall fernzuhalten haben. Sondern es geht darum, unser Denken zu erneuern, in unserem Denken einziehen zu lassen, wie und wo dieser Gott eigentlich sich mir zeigen will. Und die Perspektive dafür, die gewinne ich aus der Bibel. Und die bekommt in der Stille und in all den Momenten, wo ich mir bewusst dafür Zeit nehme, einen immer größeren Platz und einen immer größeren Raum in mir.

Am Ende ist es also nicht nur das Problem, ob Gott sich wirklich bemerkbar macht, ob er sich wirklich zeigt. Sondern am Ende ist es vor allen Dingen das Problem, bin ich schon wirklich bereit dafür, ihn zu erkennen und ihn wahrzunehme? Und das ist etwas, wofür ich aktiv etwas tun muss. Und dafür braucht es eben die Bibel und es braucht die Stille. Und dann, wenn meine Gedanken und mein Herz wirklich kultiviert und offen sind, dann werde ich diesen Gott auch in all den Herausforderungen und in all den schönen Momenten meines Alltages erkennen können.

Im Video-Format "Glaube.Leben." beantwortet Christian Olding Fragen, die sich jeder irgendwann mal stellt. Die katholisch.de-Serie will Orientierung für das eigene Leben mit dem Glauben geben. Aus seiner persönlichen und beruflichen Erfahrung heraus, nimmt Christian Olding den Zuschauer an die Hand. Dabei bedient er sich in gewohnter Manier klarer Worte und Bilder. Jeden zweiten Dienstag erscheint eine neue Folge auf katholisch.de und in unserem Youtube-Kanal.