Worum geht es bei der Eucharistie? Glaube.Leben.
Video im Wortlaut
Wir Menschen leben mit Gewohnheiten und Ritualen. Der Gewöhnungseffekt allerdings kann manchmal auch dazu führen, dass sie zu einem nichtssagenden Leerlauf verkommen. Das gilt leider auch für die uns Christen so wichtige Feier der Eucharistie. Deswegen ist es hin und wieder nötig, sich auf das zu besinnen, worum es bei dieser Feier im Eigentlichen geht.
Eigentlich müsste an jeder Kirchentür stehen: Hier essen die Sehnsüchtigen. Und wer nichts mehr erwartet, der soll auch nicht hinzutreten. Denn Sehnsucht und Erwartung sind die beiden Dinge, die Menschen zutiefst verwandeln und darum geht es im Kern im Christentum und bei jeder Eucharistiefeier: um meine Verwandlung. Und das macht auch den Kern der Einsetzungsworte aus.
So heißt es in den Wandlungsworten: "Jesus nahm das Brot und brach es..." Verwandlung geschieht durch Zerbrechen. So schmerzhaft diese Erfahrungen in unserem Leben auch sind, wenn Pläne und Vorhaben scheitern, so werden wir durch sie doch immer aufgebrochen für eine ganz andere Dimension und das Leben Jesu macht deutlich, dass der Sinn meines Lebens am Ende nicht vom Scheitern und Gelingen meiner Pläne abhängt, sondern einzig und allein von meiner tragenden und bleibenden Beziehung zu Gott.
"Er reichte es seinen Jüngern und sprach..." Verwandlung geschieht durch Mitteilen. Wenn ich meine Freude nicht mit anderen teilen kann, dann hätte sie keine Chance heller und größer zu strahlen, und wenn ich von meiner Schuld nicht reden würde, hätte ich keine Möglichkeit entlastet zu werden und mein Leben wieder in einem anderen Licht wahrzunehmen.
"Nehmt und esst alle davon. Das ist mein Leib,..." Verwandlung geschieht durch Berührung und Aneignung. Wie arm wäre das Leben, wenn da niemand wäre, der mich berührt, der mich in den Arm nimmt und der mich seine Nähe wirklich ganz real und körperlich erfahren lässt. Und in der Eucharistie geht es sogar noch einen Schritt weiter. Da verwirklicht sich das, was wir im Deutschen sonst nur im Sprichwort kennen: Jemanden zum Fressen gern haben. Das ermöglicht uns Jesus, dass er ein Stück wirklich von uns selbst werden kann und uns dadurch, dass er Teil von uns wird, zutiefst berühren und dadurch verwandeln möchte.
"…der für euch und für alle hingegeben wird." Verwandlung geschieht durch Hingabe und das bedeutet eben auch ein Stück von sich loszulassen auf etwas Größeres und Entscheidenderes hin, sich ein Stück zu verlieren. Und genau vor dieser Art der Hingabe hat Balthasar Bux, die Hauptfigur in Michael Endes "Unendlicher Geschichte", Angst. Die alte Dame Aiola beruhigt ihn allerdings, indem sie ihm sagt, nichts geht verloren, alles verwandelt sich. Das ist die Hingabe, an die wir glauben. Dass, wenn wir uns einsetzen für etwas Größeres, dieser Einsatz uns verwandelt und den Menschen, an den wir uns hingeben. Deswegen müsste an jeder Kirchentür noch etwas stehen: Hier tritt man ein, um Gott zu lieben und sich von ihm lieben zu lassen. Und von hier geht man fort, um die Menschen zu lieben.
Eines scheint mir wichtig und wahr zu sein: Der Glaube kommt uns in den allermeisten Fällen nicht dadurch abhanden, dass uns Menschen mit klugen Argumenten vom Gegenteil überzeugen, sondern dadurch, dass wir selbst nachlässig werden, dass wir ihn nicht mehr ausreichend pflegen und ihm nicht mehr ausreichend Raum in unserem Leben geben. Und deswegen ist es hin und wieder wichtig, sich über die entscheidenden und tragenden Rituale und Gewohnheiten unseres Lebens Gedanken zu machen, damit sie den bedeutenden Platz in unserem Leben behalten, der ihnen zusteht.
Im Video-Format "Glaube.Leben." beantwortet Christian Olding Fragen, die sich jeder irgendwann mal stellt. Die katholisch.de-Serie will Orientierung für das eigene Leben mit dem Glauben geben. Aus seiner persönlichen und beruflichen Erfahrung heraus, nimmt Christian Olding den Zuschauer an die Hand. Dabei bedient er sich in gewohnter Manier klarer Worte und Bilder. Jeden Monat erscheint eine neue Folge auf katholisch.de und in unserem YouTube-Kanal.