AfD-Landtagsfraktion legt "Kirchenpolitisches Manifest" vor

AfD sieht sich nicht im Widerspruch zum Christentum

Veröffentlicht am 06.09.2017 um 13:03 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Mainz ‐ Im April hatten sich Christen an Gegendemos zum Bundesparteitag der AfD beteiligt. Seither war das Verhältnis der Partei zu den Kirchen an einem Tiefpunkt. Das will die AfD nun ändern.

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Die AfD sieht ihre Politik nicht im Widerspruch zum christlichen Glauben. Das geht aus einem "Kirchenpolitischen Manifest" hervor, das die rheinland-pfälzische Landtagsfraktion der Partei am Mittwoch vorgelegt hat. Darin wird betont, die AfD bekenne sich zu den Grundwerten der vom Christentum geprägten europäischen Kultur. Der Erhalt dieser Kultur bei gleichzeitigem Respekt vor anderen Kulturen und Religionen müsse vorrangiges Ziel der Politik sein.

Die vor Journalisten präsentierte "Kurzversion" trägt den Titel "Vernunft und Verantwortung. Ein Plädoyer für eine alternative Politik aus christlichem Ethos". Autor ist der religionspolitische Sprecher der AfD-Fraktion und ausgebildete Religionslehrer, Michael Frisch.

AfD: Kirchen schweigen zu unchristlichen Positionen anderer Parteien

Ausdrücklich beklagt die AfD-Landtagsfraktion in der als überregional eingestuften Publikation eine Verhärtung im Verhältnis zwischen AfD und Kirchen. Das sei für keine Seite hilfreich. Laut der Partei stehe die kirchliche Kritik zudem in auffallendem Widerspruch zum Schweigen der Kirchen zu fragwürdigen Positionen der übrigen Parteien. Diese würden etwa in Sachen Abtreibung, Gender sowie Ehe und Familie alles andere als christliche Werte vertreten.

Linktipp: Kirchen rufen zu Demos auf: So reagiert die AfD

An den Gegendemos zum AfD-Bundesparteitag wollen sich auch die Kirchen beteiligen. In der Partei kommt das nicht gut an. AfD-Chef Meuthen wird in einem Facebook-Post ausfallend. (Artikel von April 2017)

Der AfD-Fraktionsvorsitzende Uwe Junge warf den Kirchen vor, seine Partei pauschal zu verurteilen. Mit dem unter dem Motto "Unser Kreuz hat keine Haken" stehenden Protest gegen den AfD-Bundesparteitag in Köln habe man seine Partei in die Nähe schlimmster NS-Verbrechen gerückt. Das "Manifest" rufe die Kirchen zu einem respektvollen Dialog auf.

Bischof Ackermann äußerte unter Hinweis auf seiner Meinung nach von dem "Manifest" abweichende Äußerungen führender AfD-Mitglieder, ihm stelle sich die Frage, inwieweit die in dem Papier enthaltenen Positionen von der Partei als ganzer getragen seien. Mit Blick auf das in dem "Manifest" kritisierte Schweigen der Kirchen zu aus christlicher Sicht "fragwürdigen Positionen der übrigen Parteien" sprach Ackermann von Pauschalisierungen, die nicht zuträfen. Er machte zugleich deutlich, seitens seines Bistums bestehe die Bereitschaft, mit den Verfassern der Erklärung in einen Austausch zu treten, sofern dies von der AfD gewünscht werde.

Kirchenvertreter hatten Äußerung von AfD-Mann Hampel kritisiert

Führende Vertreter der beiden großen Kirchen waren insbesondere unter Hinweis auf nationalistische und fremdenfeindliche Positionen auf deutliche Distanz zur AfD gegangen. Unter dem Eindruck der Beteiligung der Kirchen an dem Protest gegen den AfD-Bundesparteitag in Köln hatte Bundesvorstandsmitglied Armin Paul Hampel zum Kirchenaustritt aufgerufen.

Laut dem "Manifest" trete die AfD für das Recht jedes Volkes ein, seine Identität zu bewahren und sich deren Auflösung in einer multikulturellen Gesellschaft zu verweigern. An die Adresse der Regierenden richtet die AfD die Mahnung, bei aller Solidarität mit den Notleidenden dieser Welt müsse das Wohl des eigenen Volkes im Vordergrund stehen. (kim/KNA)

6.9.2017, 18.30 Uhr: um Aussagen von Bischof Ackermann ergänzt. /rom