Bericht: Finanzskandal um US-Kardinäle und Vatikan
Der Vatikan und mehrere Kardinäle sollen einem Medienbericht zufolge in einen Finanzskandal um eine kirchliche Klinik in Rom verwickelt sein. Demnach hat Papst Franziskus von einer katholischen Stiftung in den USA einen Zuschuss von 25 Millionen Dollar für die angeschlagene Einrichtung erbeten. Wie die als konservativ geltende kanadische Seite "LifeSiteNews" am Dienstag unter Berufung auf interne Dokumente berichtet, sei die Zahlung gegen den Widerstand von Laien durch den Beschluss der US-Kardinäle bewilligt worden. Das Geld sollte demnach einer dermatologischen Ordensklinik in Rom, dem Istituto Dermopatico dell'Immacolata (IDI), zugute kommen, welches in den vergangenen Jahren wegen dubioser Finanzgeschäfte in die Schlagzeilen geriet.
Im Jahr 2015 stellten Medien eine Verbindung des IDI zum Finanzskandal um die vatikanische Kinderklinik Bambino Gesú her. Die Kinderklinik dementierte damals den Vorwurf, einen Transfer in Höhe von 30 Millionen Euro an das schwer angeschlagene IDI verschleiert zu haben. Später wurde gegen ehemalige Manager der dermatologischen Fachklinik wegen diverser Finanzstraftaten ermittelt. Laut italienischen Medien hatte das Institut 2015 über 800 Millionen Euro Schulden sowie hunderte Millionen Euro Steuern hinterzogen. Im Jahr 2017 sprach ein Gericht mehrere Angeklagte wegen Korruption und weiterer Vergehen schuldig.
Laien bringen Geld in die Stiftung, Kardinäle entscheiden
Wie aus den nun auf "LifeSiteNews" veröffentlichten internen Dokumenten der US-Stiftung hervorgeht, hatte der Vatikan im vergangenen Jahr um einen Zuschuss von 25 Millionen Dollar für die Hautklinik gebeten. Die Anfrage hatte jedoch innerhalb der Wohltätigkeitsorganisation zu heftigem Streit geführt. Der 1988 gegründeten "Papal Foundation" gehören etwa 140 vornehmlich wohlhabende Laien an. Mitglied kann nur werden, wer mindestens eine Million Dollar ins Stiftungsvermögen einbringt. Qua Satzung gehören zudem alle acht in den USA lebenden Kardinäle ebenfalls der Stiftung an. Zusammen mit weiteren Bischöfen bilden sie die Mehrheit im Vorstand.
Bis Mittwochmittag lag keine Antwort auf die im Bericht von "LifeSiteNews" vorgebrachten Vorwürfe an die Kardinäle und Bischöfe vor. Zu den veröffentlichten Dokumenten gehört jedoch ein Schreiben an die Laien-Mitglieder der Stiftung, in dem der Vorgang dargelegt wird. Unterzeichnet ist es vom Stiftungspräsident, Bischof Michael J. Bransfield, sowie den Kardinälen Donald Wuerl und Timothy Dolan. Die Namen weiterer Unterzeichner sind geschwärzt. In dem Brief wird der Beschluss des Stiftungsrates verteidigt.
Dieser habe demnach im vergangenen Dezember die angefragte Zahlung bewilligt, obwohl sich zuvor zahlreiche Stiftungsmitglieder dagegen gewandt hatten. Laut dem Bericht sollen bislang insgesamt 13 Millionen Dollar nach Rom geflossen sein. Aus einem weiteren Schreiben des nicht namentlich genannten Vorsitzenden des Prüfungsausschusses geht hervor, dass die Vorstandsbeschlüsse mit den Stimmen der Kardinäle und Bischöfe gegen die der Laien gefällt wurden. Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Washingtons Kardinal Donald Wuerl, soll demnach maßgeblich auf die Erfüllung des päpstlichen Wunsches gedrängt haben.
"Darlehen" hundertmal größer als übliche Zuschüsse
Kritisiert hatten die Mitglieder laut den Papieren auch die angebliche Verschleierung des Zuschusses als "Darlehen". Zudem sei es nicht Aufgabe der Stiftung, Unternehmenskredite zu vergeben, heißt es im Bericht des Prüfers. Schließlich sorgt auch die Höhe der Zahlung für Unverständnis. In der Regel erhalten Empfänger von Zuschüssen der "Papal Foundation" nicht mehr als 200.000 Dollar, meistens sogar deutlich weniger.
Laut ihrem jüngsten Jahresbericht verfügte die Stiftung 2016 über ein Vermögen von gut 200 Millionen Dollar, gut 10 Millionen Dollar wurden als Zuschüsse ausgezahlt. Das Geld geht nach Angaben der Stiftung in der Regel an den Vatikan, der es an die Antragsteller auf der ganzen Welt weiterleitet. Gefördert werden etwa kirchliche Bauprojekte in Entwicklungsländern. Teilweise kommt das Geld auch dem Vatikan selbst und verbundenen Einrichtungen zugute. So förderte die "Papal Foundation" etwa das päpstliche Kinderschutzzentrum und das Kommunikationssekretariat des Vatikan mit jeweils 100.000 Dollar.