Bischofssynode: Erst zuhören, dann nachdenken!
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Es ist Sonntag! Und damit der erste Tag ohne offizielle Sitzung der Synode. Für uns heißt das: Zeit für einen Gottesdienst, für Gespräche und für die Vorbereitung der nächsten Woche. Und auch: Zeit, um sich ein bisschen auszuruhen. Eine Synode ist kein Sprint, sondern ein Marathon – dafür waren die letzten Tage aber ganz schön rasant. Doch der Reihe nach…
Tag 3 der Synode, Donnerstag, 4. Oktober:
Wir sind noch mitten im Anfangsstress. Zu Beginn der Synode haben die Medien großes Interesse – gerade an Thomas Andonie, der als einziger junger Vertreter der deutschen Katholikinnen und Katholiken in Rom dabei ist. Unter anderem findet ein Interview mit dem ZDF statt, außerdem lädt die Deutsche Bischofskonferenz am Nachmittag zu einer Pressekonferenz. Thomas ruft dort eine Idee aus der Vorsynode in Erinnerung: eine Jugendkommission im Vatikan einzurichten, die aus repräsentativ ausgewählten jungen Menschen aus der ganzen Welt besteht. Denn eins ist klar: Die Jugendsynode ist wohl ein einmaliges Ereignis und wird es auch bleiben. Aber die Beschäftigung mit den Anliegen junger Menschen – alle kirchlichen Themen betreffend – muss im Vatikan weitergehen. Das wird auf Dauer nur funktionieren, wenn junge Menschen daran beteiligt werden.
Tag 4 der Synode, Freitag, 5. Oktober:
Ein weiterer Tag, an dem der Wecker sehr früh klingelt – nachdem wir tags zuvor erst sehr spät in unsere Betten gefallen sind. Dafür gibt es einen Grund: Wir hatten Thomas‘ Statement vorzubereiten, das er in der Synodenaula zu Punkt 67 im Arbeitsdokument halten will. Dort geht es darum, was es bedeutet, authentisch Kirche zu sein. Was das für junge Menschen heißt, soll in den vier Minuten seiner Rede deutlich werden. Jeder Auditor darf nämlich nur einmal vor der versammelten Synodenaula reden – für exakt vier Minuten. Da muss jeder Satz sitzen.
Was den Zeitplan angeht, ist man bei den Statements sehr streng. Die vier Minuten Redezeit dürfen nicht überschritten werden. Am ersten Tag war einem Kardinal tatsächlich das Mikro abgedreht worden. Trotz kleinerer Proteste durfte er sein Statement nicht zu Ende führen – vor der Vier-Minuten-Regel sind alle gleich. Immer nach vier Reden gibt es drei Minuten Pause. Die Synodenteilnehmer sollen das Gesagte in Ruhe für sich reflektieren. Das ist übrigens eine Anordnung von Papst Franziskus. Die Bischöfe sollen erst einmal zuhören. Und dann nachdenken!
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Zunächst war jedoch unklar, ob Thomas heute überhaupt sprechen durfte, oder ob sein Statement auf nächste Woche verschoben werden muss. Später hieß es dann, er stehe auf Platz 3 der Nachrückerliste für heute. Also: Abwarten. Ich saß währenddessen in unserer Wohnung, bearbeitete Anfragen und bereitete gemeinsam mit den Kollegen in Düsseldorf die Öffentlichkeitsarbeit für Thomas‘ Statement vor. Dann erhielt ich kurz vor der Mittagspause eine Nachricht von ihm: "Mein Mikro leuchtet". Damit war klar: Gleich ist es soweit! Für uns war es natürlich ein besonderer Moment, dass unsere Worte dort gehört wurden. Gleichzeitig sahen wir unsere Verantwortung: Wir müssen dort deutlich benennen, was eine Vielzahl der jungen Menschen in Deutschland bewegt!
Für uns war klar, dass das Thema sexualisierte Gewalt durch Kleriker an Kindern und Jugendlichen an erster Stelle stehen muss. Bekämpft und beendet die Kirche dieses Unrecht nicht, ist alles umsonst, was bei der Synode besprochen wird – denn dann wird die Kirche das Vertrauen der jungen Menschen nicht wiedererlangen. Auf den Punkt gebracht hat es Thomas in seiner Rede folgendermaßen: "Jetzt zählen keine Worte mehr. Es zählen nur noch Taten!"
Drei weitere Themen sprach er in der Synodenaula an. Die Rolle der Frau: "Wir können nicht weiterhin fünfzig Prozent der Bevölkerung von der Leitung der Kirche ausschließen"; die Sexualmoral der Kirche: "Junge Menschen verstehen sehr gut, was die Kirche von ihnen fordert. Sie vertreten aber – als getaufte und gefirmte Christinnen und Christen – eine andere Auffassung"; und die Begleitung junger Menschen: "Berufungspastoral muss selbstverständlicher Bestandteil einer vielfältigen Jugendpastoral sein". Wer Thomas‘ Statement in Gänze lesen möchte, findet es hier auf katholisch.de. Sehr gefreut haben wir uns über die positiven Reaktionen in der Synodenaula. Einige Bischöfe sowie Auditorinnen und Auditoren kamen direkt nach Ende der Sitzung zu Thomas und bedankten sich für seinen Beitrag und die Deutlichkeit, mit der er die Themen junger Menschen eingebracht hatte.
Tag 5 der Synode, Samstag, der 6. Oktober:
Auch am Samstag wird gearbeitet: Morgens tagen zum zweiten Mal die Sprachgruppen, die sich am Freitag zum ersten Mal getroffen hatten. In der deutschen Sprachgruppe diskutieren neun Bischöfe mit Thomas und dem Jesuiten Clemens Blattert – er wird an der Formulierung des Enddokuments beteiligt sein.
Großes Highlight des Tages sollte das Treffen junger Menschen mit Papst Franziskus werden (siehe Meldung unten, Anm. d. Red.). Leider wurde man hier dem eigenen weltkirchlichen Anspruch nicht gerecht: Die meisten Beiträge waren auf Italienisch, eine Übersetzung gab es nicht. Wohl auch deshalb verließen schon bald nach Beginn der Veranstaltung einige Gruppen die Audienzhalle. Und auch die Konzeption der gesamten Veranstaltung war fragwürdig: Auf der Bühne legten ausgewählte junge Menschen Glaubenszeugnisse ab, teils untermalt von dramatischer Pianomusik. Eine Möglichkeit zum Austausch gab es nicht – schade, Chance vertan.