Erzbischof Schick ruft zu Mission in Europa auf
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Christen zu einer Missionsinitiative in Europa aufgerufen. "Die europäischen Werte Einigkeit und Recht und Freiheit, Brüderlichkeit und Solidarität, Toleranz aus dem Glauben an den ewigen guten Vatergott aller Menschen, die Nächstenliebe und Barmherzigkeit sind aus dem Evangelium entwickelt worden", sagte Schick am Mittwoch bei der Eröffnung der Hauptwallfahrtssaison im oberbayerischen Altötting. Diese Werte seien jedoch erschüttert und in vielen Menschenherzen ausgelöscht.
Bei der Missionsinitiative seien alle Getauften gefragt und gefordert, fügte Schick hinzu. Mission richte sich stets an den Verstand und auch das Herz. "Nur wenn wir unseren Glauben vernünftig aussprechen und begründen können und ihn zugleich sympathisch rüberbringen, können wir missionarisch wirken", sagte der Erzbischof. Die in Bayern ausgeprägte Marienverehrung mache den Glauben sympathisch. Das bedeute, sich herzlich mit den Fröhlichen zu freuen und den Leidenden hilfreich zur Seite zu stehen. "Maria ist die sympathische Mutter aller Menschen."
Glaubenserneuerung könne Kirche von Missbrauch reinigen
Die Erneuerung des Glaubens könne die Kirche auch von den Sünden des sexuellen und Machtmissbrauchs reinigen und den Narzissmus überwinden, "der sich bei uns breit gemacht hat und der Oberflächlichkeit, Trägheit und Gleichgültigkeit hervorbringt", zeigte sich Schick überzeugt. Solche durch den Geist Jesu geheilten und heiligen Menschen könnten die Gesellschaft in Europa und weltweit von Zerrüttung, Korruption, Egoismus und Populismus befreien.
Am 1. Mai feiert die katholische Kirche im Freistaat traditionell das Hochfest der Schutzfrau Bayerns (Patrona Bavariae). Das Fest ist königlichen Ursprungs. 1917 hatte sich der bayerische König mitten im Ersten Weltkrieg an Papst Benedikt XV. mit der Bitte gewandt, dieser möge die Gottesmutter offiziell als Schutzherrin Bayerns ausrufen. Mit rund einer Million Besucher pro Jahr ist Altötting der größte deutsche Marienwallfahrtsort.
Kohlgraf: Jesus "vergisst nicht, wie es ist, einsam zu sein"
Auch in Kevelaer wurde die Wallfahrtssaison eröffnet. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief die Pilger auf, anderen Trost zu spenden - aus der Erfahrung, selbst getröstet worden zu sein. Dazu sei ehrliches Interesse am Gegenüber notwendig: "Man muss sich Zeit nehmen und auch Trauer zulassen", sagte Kohlgraf in Kevelaer, wie das Bistum Münster mitteilte.
Jesus Christus habe seine Zugewandtheit zu den Menschen durch die Auferstehung nicht verloren, betonte der Bischof. "Er vergisst nicht, wie es ist, einsam zu sein. Er behält seine Wunden und bleibt sensibel für uns, wenn wir einsam sind, Leid und Tod ausgesetzt sind." Die Welt warte auf Menschen, "die sich der Not, den Fragen und der Trauer stellen", fügte Kohlgraf hinzu.
Kevelaer ist nach dem bayerischen Altötting der zweitgrößte katholische Pilgerort in Deutschland. Er feierte im vergangenen Jahr das 375-Jahr-Jubiläum der Wallfahrt. Jährlich kommen schätzungsweise rund 800.000 Pilger zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten". Die Wallfahrt entstand 1642 während des Dreißigjährigen Krieges. (rom/KNA)
01.05.2019, 15.15 Uhr: ergänzt um die Wallfahrtseröffnung in Kevelaer. /rom