Teil 1 der Serie "Die Feier der Eucharistie"

"Gott ruft sein Volk zusammen …" – so beginnt die Messe

Veröffentlicht am 09.03.2019 um 00:01 Uhr – Von Fabian Brand – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Feier der Eucharistie gilt als "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens". Wenn die Christen zum Gottesdienst zusammenkommen, hat jedes Element daher eine besondere Bedeutung. In einer Serie stellt katholisch.de die Messe vor – im Detail und mit vielen Hintergründen.

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Wann beginnt die Eucharistiefeier? Viele Gottesdienstbesucher werden auf diese Frage antworten: Wenn die Sakristeiglocke geläutet wird, der liturgische Dienst einzieht und das Orgelspiel ertönt. Mit dem Glockenzeichen ist jedenfalls ein entscheidender Einschnitt markiert, bei dem sich lange eingeübte Abläufe in Gang setzen.

Dabei bleibt allerdings unberücksichtigt, dass die Eucharistiefeier eigentlich schon viel eher beginnt. In der Ordnung des geltenden Messbuches heißt es: "Die Gemeinde versammelt sich. Darauf tritt der Priester an den Altar." Noch vor dem Einzug des liturgischen Dienstes steht die Versammlung der Gläubigen. Konkret heißt das: Die Eucharistiefeier beginnt nicht mit dem Läuten der Sakristeiglocke, sondern bereits dann, wenn Menschen zusammenkommen, um miteinander das Geheimnis ihres Glaubens zu feiern. Bereits wenn sich die Gläubigen auf den Weg zur Kirche machen, wenn sie das Gotteshaus betreten und in den Bänken Platz nehmen, hat die Eucharistiefeier begonnen. Auch die Vorbereitung gehört zur Feier dazu und es wichtig, dass man die Zeit vor dem eigentlichen Gottesdienstgeschehen nicht als bloße Wartezeit bis zum Einzug des Priesters empfindet.

Der Einzug

Wenn sich die Gläubigen versammelt haben, beginnt der liturgische Einzug. Der Priester und Diakon, die Ministranten und andere beim Gottesdienst beteiligte Personen nehmen ihre Plätze ein. Mancherorts erfolgt besonders an Festtagen ein großer Einzug, bei dem der liturgische Dienst durch den Mittelgang zum Altar zieht. Dies symbolisiert: Der Vorsteher und die anderen Dienste kommen aus dem Volk Gottes und bilden eine Einheit mit den versammelten Gläubigen.

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Video: © Benjamin Krysmann

Ein beliebtes Lied zum Einzug: Gott ruft sein Volk zusammen

Zum Einzug wird meistens ein Lied gesungen. Im Normalfall sollte es einen Gedanken aufgreifen, der dem jeweiligen Tag oder der besonderen Festzeit entspricht. Es kann bereits zum Festgeheimnis des Tages hinführen und die Gläubigen auf die Feier einstimmen. Deshalb ist es wichtig, nicht irgendeinen Gesang zu wählen, sondern den Gottesdienst als Einheit mit einem roten Faden zu verstehen.

Nach dem Einzug küsst der Priester den Altar. Dies ist ein besonderes Zeichen der Verehrung, ist doch der Altar ein herausragendes Christussymbol. Auch die Verehrung des Altars mit Weihrauch bringt diesen Gedanken zum Ausdruck: Er ist nicht nur irgendein Tisch, sondern der Ort, auf dem das Gedächtnis von Leiden, Tod und Auferstehung Christi gefeiert wird. Neben dem Altar werden an dieser Stelle auch andere Christussymbole mit Weihrauch verehrt: das Kreuz, die Osterkerze oder die Krippe mit dem Jesuskind.

Die Begrüßung der Gemeinde

Am Anfang der Feier steht das Kreuzzeichen. Die feiernde Gemeinde beginnt den Gottesdienst "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Damit blickt sie einerseits auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus, der die Gläubigen zu seinem Mahl einlädt. Zugleich ist es auch eine Erinnerung an die eigene Taufe, denn auf den Namen des dreifaltigen Gottes getauft, wird man Glied am Leib Christi und Mitglied der Kirche.

Papst Franziskus bei einer Messe im Februar 2019
Bild: ©picture alliance/AP Photo/Giuseppe Lami (Archivbild)

Nach dem Einzug küsst der Priester den Altar.

Der Gruß "Der Herr sei mit euch – Und mit deinem Geiste" weist auf die Gegenwart des auferstandenen Herrn inmitten seiner Gemeinde hin. Er ruft die Gläubigen nicht nur zum Gottesdienst zusammen, er ist auch mitten unter ihnen gegenwärtig. Das Wörtchen "sei" darf dabei nicht missverstanden werden. Der Gruß ist kein "frommer Wunsch", dass der Herr möglicherweise mit der versammelten Gemeinde ist. Er ist vielmehr eine einfache Feststellung: Der Herr ist mit euch, er ist jetzt in unserer Mitte, er feiert mit uns heute sein Gedächtnismahl. Es ist gut, sich das immer wieder zusagen zu lassen. Die Antwort der Gemeinde "Und mit deinem Geiste" ist die schlichte Erwiderung: "Und auch mit dir".

Nach den eröffnenden Riten kann spricht der Priester eine kurze Einführung in den Gottesdienst. In der Grundordnung zum römischen Messbuch (GORM) heißt es, diese Einführung solle "mit ganz kurzen Worten" erfolgen. Damit ist gemeint, dass am Beginn der Feier keine "zweite Predigt" stehen soll. Der Zelebrant soll die Gemeinde in wenigen Worten zum Geheimnis hinführen, das in der Eucharistie gefeiert wird. Auch ein Hinweis auf einen Tagesheiligen oder ein bestimmtes Fest haben in der Einführung ihren Platz. Die Gemeinde soll wissen, was gefeiert wird. Die Einführungsworte sollten deshalb hinführenden Charakter haben und wichtige Inhalte nicht schon vorwegnehmen.

Der Bußakt

Die feiernden Gläubigen stehen als sündige Menschen vor Gott und sind immer wieder auf sein Erbarmen angewiesen. Wie es schon das alttestamentliche Volk Israel getan hat, ruft die Gemeinde am Anfang des Gottesdienstes um Gottes Barmherzigkeit. Der sogenannte "Bußakt" macht den Gläubigen bewusst: Als Menschen machen wir immer wieder Fehler, keiner ist perfekt. Doch gerade diese Selbsterkenntnis ist wichtig, damit man aufrichtig und offenherzig um Verzeihung bitten kann. Wer meint, das Erbarmen eines anderen doch gar nicht nötig zu haben, der leugnet die eigene Schuldhaftigkeit und das eigene Versagen.

Ein Taufbecken mit Taufwasser und silberner Kanne mit Schale.
Bild: ©Fotolia / Gordana Sermek (Symbolbild)

Der Bußakt kann sonntags und in der Osterzeit auch durch ein Taufgedächtnis ersetzt werden.

Im Gottesdienst bekommt diese Selbsteinsicht ihren Raum. Nach einer kurzen Einladung durch den Zelebranten sprechen die Gläubigen gemeinsam das Schuldbekenntnis. Hierin wird thematisiert und ausgesprochen, was Menschen bewegt: nämlich gesündigt zu haben in "Gedanken, Worten und Werken". Alle Fehler und alles Versagen wird hier öffentlich bekannt – nicht explizit, aber doch allumfassend.

Doch es bleibt nicht beim bloßen Schuldbekenntnis, denn Gott vergibt die Schuld der Menschen und erbarmt sich ihrer. Deshalb spricht der Zelebrant nach dem gemeinsamen Schuldbekenntnis: "Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden gewähre uns der barmherzige Herr". Gottes Barmherzigkeit ist größer als alles menschliche Versagen. Gestärkt mit dieser Zusage kann die Gemeinde freudig an den Tisch des Herrn treten und ihre Gaben vor Gott bringen.

Gerade am Sonntag und in der Osterzeit kann der Bußakt auch durch das Taufgedächtnis ersetzt werden. Der Priester segnet das Wasser und besprengt damit die Gemeinde. Es ist Erinnerung an die eigene Taufe, die in den Leib Christi eingliedert und alle Schuld abwäscht.

Kyrie-Rufe

Die folgenden Kyrie-Rufe stammen ursprünglich aus der antiken Umwelt des Christentums. "Kyrie eleison" war ein häufig verwendeter Ruf, um Göttern oder Helden zu huldigen; besonders der Kaiser wurde mit diesen Worten begrüßt. Im Judentum wurde der Titel später auf Gott selbst bezogen, während er im Christentum zum besonderen Hoheitstitel für Jesus Christus wurde. Im Kyrie der Eucharistiefeier huldigt die Gemeinde dem gegenwärtigen Christus und bittet ihn um sein Erbarmen.

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Video: © Benjamin Krysmann

gesungen von der Schola canentium St. Lamberti in der Propsteikirche St. Lamberti in Gladbeck.

Das Gloria

An Sonn- und Festtagen außerhalb der Advents- und Fastenzeit wird an dieser Stelle das feierliche Gloria gesungen. Es ist ein sehr alter Hymnus, in dem die versammelten Gläubigen Gott loben und preisen und ihm die Ehre erweisen. Er beginnt mit den lateinischen Worten "Gloria in excelsis Deo" – "Ehre sei Gott in der Höhe" und nimmt damit den Ruf der Engel auf, die in der Heiligen Nacht den Hirten die Geburt des Messias verkünden. Der Text des Hymnus mündet in das Lob Christi, der allein der Heilige, der Herr, der Höchste ist.

Meist singt man anstelle des ursprünglichen Wechselgesangs ein Gloria-Lied, das in Anklängen den Text des Hymnus aufgreift. Unpassend ist es auf jeden Fall, statt des Gloria irgendein beliebiges Lob- oder Danklied zu singen.

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Video: © KFA / ZDF

Kirchenlieder sind nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt: Auch modernere Stile sind möglich.

Das Tagesgebet

Der Eröffnungsteil der Eucharistiefeier mündet in das Tagesgebet. Mit den Worten "Lasset uns beten" lädt der Priester zum Gebet ein. In einer kurzen Stille ist jeder eingeladen, zu überlegen, für wen oder was er ganz persönlich beten möchte. Die Gebetsstille sollte deshalb auch als solche ernst genommen und nicht ohne weiteres übergangen werden. Das Tagesgebet, das der Priester anschließend spricht, fasst die Anliegen der Gläubigen zusammen und bringt sie vor Gott. Im Tagesgebet wird vor allem das Festgeheimnis des jeweiligen Tages thematisiert. Die Gemeinde antwortet mit "Amen" und drückt damit ihre Zustimmung und Bekräftigung aus.

Lesen Sie demnächst im zweiten Teil: Die Liturgie des Wortes

Von Fabian Brand