Die Liturgie des Wortes: Antwortpsalm bis Fürbitten
Der Antwortpsalm
Nach der ersten Lesung folgt der Gesang des Antwortpsalms. Vielerorts wird der Psalm durch einen Zwischengesang oder durch irgendein anderes Lied aus dem Gotteslob ersetzt. Doch der Psalm ist "ein wesentliches Element des Wortgottesdienstes", wie die Allgemeine Einführung in das Messbuch betont (AEM Nr. 36). Deshalb darf der Antwortpsalm auch nicht einfach ersetzt oder gestrichen werden. Er ist genauso Bestandteil der "Liturgie des Wortes" wie die Lesungen oder das Evangelium.
Der Antwortpsalm ist zunächst ein weiterer Schrifttext, eine Lesung aus dem Buch der Psalmen. Er stellt die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde mitten hinein in die Reihe von Glaubenden, die sich die Psalmworte als Gebet zu Eigen gemacht haben. Das Psalmgebet verbindet die christliche Gemeinde auch mit den jüdischen Brüdern und Schwestern; es ist also auch ein wesentliches Element für den interreligiösen Dialog. Wenn die Gottesdienstgemeinde in die Psalmen einstimmt, blickt sie auf ihre Wurzeln und wahrt die bleibende Verbindung mit ihr. Der Antwortpsalm ist daher keineswegs durch ein beliebiges Lied ersetzbar oder kann einfach ausfallen.
Im Normalfall wird der Antwortpsalm von einem Kantor gesungen, die Gemeinde antwortet auf die gehörten Abschnitte mit einem entsprechenden Kehrvers. Dieser ist thematisch passend zum jeweiligen Psalm ausgewählt.
Der Ruf vor dem Evangelium
Außerhalb der Fastenzeit folgt auf die Lesungen ein besonderer Ruf: das Halleluja. In der Grundordnung zum Römischen Messbuch heißt es hierzu: "Die Versammlung der Gläubigen empfängt und begrüßt den Herrn, der im Evangelium zu ihr sprechen wird, und bekennt singend ihren Glauben." (Nr. 62) Der Gesang des Halleluja ist also weit mehr als ein begleitendes Musikstück zur Evangelienprozession: Mit ihm stimmt sich die Gottesdienstgemeinde auf das Hören des Evangeliums ein und wird sich neu bewusst, dass der auferstandene Herr mitten in der versammelten Gemeinde gegenwärtig ist.
Das Wort "Halleluja" ist hebräischen Ursprungs und bedeutet nichts anderes als "Lobet Jah". "Jah" ist dabei eine Kurzform des Gottesnamens "JHWH". Gerade in den Psalmen findet sich der Ausruf "Halleluja" sehr häufig: Er lädt die Betenden ein, Gott zu loben und ihn aufgrund seiner Größe zu preisen.
In der österlichen Bußzeit verzichtet man auf den Gesang des Halleluja, um es in der Osternacht mit umso größerer Feierlichkeit wieder zu singen. An seiner Stelle wird in der Fastenzeit eine passende Christus-Akklamation verwendet, zum Beispiel: "Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit".
Während der Ruf vor dem Evangelium gesungen wird, setzt sich im Altarraum eine Prozession in Gang: Das Evangeliar wird begleitet von Leuchtern und Weihrauch zum Ambo getragen, wo anschließend das Evangelium verkündet wird. Diese besondere Verehrung des Evangelienbuches zeigt, dass im Evangelium Christus selbst zu den versammelten Gläubigen spricht. In seinem Wort ist er gegenwärtig.
Das Evangelium
Zum Wortgottesdienst gehört neben Lesung und Antwortpsalm auch die Verkündigung des Evangeliums. Im Jahreskreis werden meist aufeinander folgende Abschnitte aus einem Evangelium gelesen. Zu besonderen Festzeiten liest man die entsprechenden Stellen aus den Evangelien, zum Beispiel an Ostern den Bericht vom leeren Grab oder an Weihnachten die Erzählung von der Geburt Jesu in Betlehem. So wird deutlich: Die Feste, die von der christlichen Gemeinde gefeiert werden, sind keine eigenen Erfindungen. Sie haben ihren Ursprung im Leben Jesu selbst und verweisen die Gemeinde bleibend auf ihren Herrn. Die Evangelien sind, so sagen es die Konzilsväter des Zweiten Vatikanischen Konzils, "Hauptzeugnis für Leben und Lehre des fleischgewordenen Wortes, unseres Erlösers" (Dei Verbum, Nr. 18). Deshalb sind die christlichen Gläubigen aufgefordert, immer neu auf das Wort des Evangeliums zu hören, es ins Herz aufzunehmen und mit Leben zu erfüllen.
Da das Evangelium gewissermaßen den Höhepunkt des Wortgottesdienstes bildet, stehen die Gläubigen, wenn es verkündet wird. Das Evangelium wird nicht mehr von einem Lektor oder einer Lektorin gelesen, sondern von einem Diakon bzw. vom Priester selbst. Besonders dem Diakon wird bei seiner Weihe die Verkündigung des Evangeliums als Dienst aufgetragen.
Nach der Evangelien-Lesung wird das Evangeliar meist in einer feierlichen Prozession zu einem besonderen Ort gebracht, wo es abgelegt wird. Die Leuchter, die neben dem Buch abgestellt werden, machen deutlich, dass Christus bleibend hier gegenwärtig ist.
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Die Feier der Eucharistie gilt als "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens". Wenn die Christen zum Gottesdienst zusammenkommen, hat jedes Element daher eine besondere Bedeutung. In einer neuen Serie stellt katholisch.de die Messe vor – im Detail und mit vielen Hintergründen.Die Homilie
An Sonn- und Feiertagen folgt auf die Schriftlesungen die Homilie, die vielerorts einfach "Predigt" genannt wird. Die Homilie ist kein willkürlicher Bestandteil des Gottesdienstes, den man auch ausfallen lassen kann. Vielmehr ist die Homilie an Sonn- und Feiertagen vorgeschrieben und darf nur aus "schwerwiegenden Gründen" unterbleiben (vgl. AEM, Nr. 42).
Die Homilie, die untrennbar zur Liturgie des Wortes gehört, ist nicht einfach eine Predigt, in der man über alles Mögliche sprechen kann. Die Grundordnung zum Römischen Messbuch hält den Inhalt der Homilie sehr präzise fest: "Sie soll einen Gesichtspunkt aus den Lesungen der Heiligen Schrift oder aus einem anderen Text des Ordinariums oder des Propriums der Tagesmesse darlegen – unter Berücksichtigung des Mysteriums, das gefeiert wird, und der besonderen Erfordernisse der Hörer." (GORM, Nr. 65)
Die Homilie ist also zunächst Schriftauslegung. Sie hat die Aufgabe, den Gläubigen die gehörten Lesungen aufzuschließen und sie zu einem näheren Verständnis der Schrift hinzuführen. Die Homilie ist die Einladung an die Gemeinde, sich selbst in den Texten wiederzufinden und dadurch den eigenen Glauben zu vertiefen. Dass zum Hören der Schrift immer auch deren Auslegung gehört, wird schon am Leben Jesu selbst deutlich: Er liest nicht nur die biblischen Schriften vor, sondern legt sie den Menschen aus. Jesus führt die Menschen zur Schrift hin und zeigt ihnen, worauf es in ihnen wirklich ankommt.
Damit die Homilie allerdings auch wirklich lebendige Auslegung des verkündeten Gotteswortes sein kann, muss sie selbst "Frucht der Betrachtung und gut vorbereitet sein" (Pastorale Einführung in das Messlektionar, Nr. 24). Nur wenn man selbst von etwas erfüllt ist, kann man auch andere begeistern und anstecken – das gilt auch (und vielleicht besonders) bei der Homilie.
Das Credo
Nach einer kurzen Stille ist die christliche Gemeinde an Sonn- und Feiertagen eingeladen, ihren Glauben zu bekennen. Meist wird das apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen, doch gerade an Feiertagen kann man auch das große Credo singen. Das Bekenntnis des Glaubens ist die Antwort der christlichen Gemeinde auf die gehörten Schrifttexte.
Da das Credo kein Gebetstext ist, sondern eine Zusammenfassung christlicher Glaubensinhalte, wird das Glaubensbekenntnis auch nicht "gebetet". Man "spricht" das Glaubensbekenntnis oder "bekennt den Glauben".
Die Fürbitten
Seit alters her gehört zum Gottesdienst auch das Gebet für die ganze Kirche und besonders für die Menschen, die in Not sind. Schon im ersten Timotheusbrief heißt es: "Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen (…)" (2,1). Das Gebet für die anderen weitet den Blick der versammelten Gläubigen auf die vielen Brüder und Schwestern auf dem ganzen Erdkreis. Die Anliegen der Welt und der Menschen werden ins Wort gefasst und vor Gott gebracht.
Damit die Fürbitten auch ihren Gebetscharakter entfalten können, ist es wichtig, dass die Gläubigen auch wissen, worum sie beten. Eine litaneiähnliche Abarbeitung unzähliger Anliegen erschwert es, die Fürbitten als wirkliches Gebet wahrzunehmen. Angebrachter wäre es, ein einzelnes Anliegen zu nennen und die Gemeinde einzuladen, es in einer kurzen Gebetsstille vor den Herrn zu bringen. Auch freie Fürbitten sind eine Form, um die Gläubigen mehr einzubeziehen. Konkrete Anliegen können beispielweise in einem Fürbitt-Buch niedergeschrieben werden und im Gottesdienst vorgelesen werden. So wird deutlich, dass die Fürbitten das Gebet einer konkreten Gemeinde für ihre konkreten Anliegen sind.