Hans Maier warnt vor einer Welt ohne Christentum
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Ohne das Christentum kehrten der "omnipotente Staat", der "Terror antiquus und der panische Angstschrei der Opfer" zurück. Dies bleibe eine Gefahr, "zumal in vielen Teilen der einstmals christlichen Welt ein religiöses Vakuum besteht."
Die "Auflösung der spätantiken Symbiose von Kaiser, Reich und Gottesverehrung" sei ein fundamentaler Schritt gewesen, so der Religions- und Kulturtheoretiker weiter. Die Autonomie des Geistlichen bilde "das charakteristische Merkmal, durch das Europa (und die westliche Welt im Ganzen!) sich bis heute von Gottesstaaten und Sakralreichen unterscheidet." Moderne totalitäre Regimes seien dagegen oftmals "die Fratze eines pervertierten Christentums, von dem nur äußere Ordnungen, Zwang und Disziplin übrig geblieben sind".
Die Gewaltenteilung bedeute indes nicht, dass Christen sich nicht politisch engagieren könnten, so Maier, der sechzehn Jahre lang Kultusminister in Bayern war. Doch: "Politisches Handeln von Christen ist mehr als eine mechanische Fortbewegung nach dem Gesetz des 'Größer - höher - schneller'." Es sei vielmehr eine "Fortbewegung auf ein Ziel" zu; der Fortschritt könne nicht unendlich sein. Diese Einsicht könne befreiend sein: "Denn sie macht den Menschen fähig, über sachliche und pragmatische Lösungen in politischen Fragen nachzudenken." (KNA)