Mehr Schatten als Licht: Das Jahr aus Sicht der Kirche
15. bis 21. Januar: Papstreise nach Chile und Peru
Die erste Auslandsreise im Jahr 2018 führt Papst Franziskus Mitte Januar nach Chile und Peru. Schwerpunkte der Reise sind Begegnungen mit indigenen Völkern in den beiden Ländern sowie Umweltthemen; außerdem ruft Franziskus die Kirche zur Einheit auf. In Chile geht er auch auf den Missbrauchsskandal in der dortigen Kirche ein. Dies sorgt jedoch für Kritik, da Franziskus Vorwürfe von Missbrauchsopfern gegen den chilenischen Bischof Juan Barros als "Verleumdung" bezeichnet und Beweise für dessen Schuld fordert. Auf dem Rückflug nach Rom bittet der Papst für seine Wortwahl um Entschuldigung. "Den Papst sagen zu hören: 'Bringt mir einen Brief mit dem Beweis', ist eine Ohrfeige", so Franziskus.
19. Januar: Erzbistum Hamburg kündigt Schulschließungen an
Dass das Erzbistum Hamburg hoch verschuldet ist, ist schon länger bekannt. Am 19. Januar kündigt die Erzdiözese schließlich an, wegen der Finanzprobleme acht der insgesamt 21 katholischen Schulen in Hamburg schließen zu wollen. Dieser "tiefgreifende, schmerzhafte Einschnitt" sei notwendig, um dem Erzbistum und damit auch dem katholischen Schulsystem dauerhaft eine Zukunft zu ermöglichen, so Generalvikar Ansgar Thim. Die Ankündigung stößt auf Unverständnis und löst breiten Protest aus. Am 2. Februar gründet sich die private Initiative "Hamburger Schulgenossenschaft", die die von der Schließung bedrohten Schulen retten will; entsprechende Gespräche bricht das Erzbistum Anfang Juli jedoch ab. Ein von der Genossenschaft vorgelegtes Konzept zur Rettung der Schulen verdeutliche "weder die in Aussicht gestellte operative Tragfähigkeit einzelner 'Pilotschulen', noch zeige es konkret auf, wie die dringend notwendigen Investitionen in Millionenhöhe an den betroffenen Standorten wirklich geschultert werden können", so Erzbischof Stefan Heße. Immerhin: Am 8. November kündigt das Erzbistum an, zwei der bedrohten Schulen mit Hilfe von Sponsoren doch weiterführen zu wollen.
5. Februar: Finanzskandal im Bistum Eichstätt
Für das Bistum Eichstätt ist es ein schwarzer Tag: Am 5. Februar muss die bayerische Diözese bekannt geben, dass sie von einem millionenschweren Finanzskandal erschüttert wird. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Finanzkammer des Bistums soll mit einem Kompagnon durch ungesicherte Kredite auf dem US-Immobilienmarkt einen Schaden von bis zu 48,2 Millionen Euro verursacht haben. Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke kündigt an, "alles auf den Tisch zu legen, ohne Wenn und Aber"; im Oktober beklagt er sich mit Blick auf die Aufarbeitung jedoch über mangelnde Unterstützung in seinem Bistum. Über die Diözese hinaus löst der Skandal erneut eine Debatte über den Umgang der Kirche mit Geld aus. Bischof Hanke selbst stellte sogar einen Rücktritt in Aussicht.
16. Februar: Franz Jung wird Bischof von Würzburg
Große Freude im Bistum Würzburg: Am 16. Februar wird Franz Jung zum neuen Bischof ernannt. Damit bekommt die fränkische Diözese bereits fünf Monate nach dem altersbedingten Rücktritt von Friedhelm Hofmann einen neuen Oberhirten. Der 51-jährige Jung, der in München und Rom Philosophie und Theologie studiert hat und zuletzt Generalvikar im Bistum Speyer war, wird am 10. Juni im Würzburger Kiliansdom zum Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt.
19. bis 22. Februar: Vollversammlung der Bischöfe in Ingolstadt
Eigentlich soll es bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz um die Vorbereitungen der Jugendsynode im Vatikan, die kirchliche Flüchtlingsarbeit und den Dialog mit den Kirchen in Mittel- und Osteuropa gehen. Und tatsächlich finden alle diese Themen bei dem Treffen in Ingolstadt statt. Doch öffentliche Beachtung findet vor allem der Beschluss der Bischöfe, konfessionsverschiedenen Ehepartnern die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie zu ermöglichen. Da es in Deutschland einen hohen Anteil konfessionsverschiedener Ehen und Familien gebe, handele es sich bei der Frage nach dem gemeinsamen Kommunionempfang um eine "dringende pastorale Aufgabe", so Kardinal Reinhard Marx. Das entsprechende Dokument sei bei der Vollversammlung "nach intensiven Debatten von einer sehr großen Mehrheit der Bischöfe" angenommen worden. Wie sich bald nach der Versammlung zeigt, nützt die große Mehrheit nichts: Unter den Bischöfen entbrennt eine heftige Auseinandersetzung um den Beschluss, sieben Oberhirten wenden sich in dem sogenannten "Kommunionstreit" schließlich sogar an den Vatikan. Nach Interventionen der Glaubenskongregation und des Papstes werden die Leitlinien schließlich Ende Juni als unverbindliche Orientierungshilfe veröffentlicht; jeder Bischof entscheidet in seinem Bistum also selbst.
11. März: Tod von Kardinal Karl Lehmann
Er war einer der bekanntesten und beliebtesten Köpfe der katholischen Kirche in Deutschland: Kardinal Karl Lehmann. Ein halbes Jahr nach einem Schlaganfall und einer Hirnblutung stirbt der emeritierte Bischof von Mainz am 11. März im Alter von 81 Jahren. Als Mainzer Oberhirte und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hatte Lehmann der Kirche über Jahrzehnte hinweg Gesicht und Stimme gegeben. "Das Bistum Mainz trauert um einen weit über die Kirche hinaus hoch angesehenen Theologen und Seelsorger, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens inmitten der Gesellschaft", erklärt Lehmanns Nachfolger, Bischof Peter Kohlgraf, nach dessen Tod. Lehmann galt als Mann des Dialogs der Kirche mit der modernen Gesellschaft. Er stand für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum und für ökumenische Offenheit, genoss höchstes Ansehen auch in der evangelischen Kirche, in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.
19. bis 24. März: Vorbereitungstreffen der Jugendsynode im Vatikan
Rund 300 junge Delegierte aus allen Kontinenten bereiten im März sechs Tage lang die für Oktober geplante Jugendsynode im Vatikan vor. Ergebnis ihrer Beratungen ist ein Abschlussdokument, das am Palmsonntag veröffentlicht wird und in dem die Delegierten Erfahrungen ihrer jeweiligen Lebenswelten sowie Fragen und Forderungen zu Glaube und Kirche zusammenfassen. Nach Ansicht der jungen Menschen erscheint die Kirche zu streng und wird mit "überzogenem Moralismus" verbunden. Zudem sei es für junge Menschen schwer, die Logik des "Das-war-schon-immer-so" zu überwinden. "Wir brauchen eine Kirche, die willkommen heißt und barmherzig ist, die ihre Wurzeln und ihr Erbe würdigt und jeden liebt, auch jene, die nicht den allgemeinen Standards folgen", heißt es in dem Dokument, das in die Beratungen der Synode im Oktober einfließt.
6. April: Heiner Wilmer wird Bischof von Hildesheim
Sieben Monate nach dem altersbedingten Rücktritt von Norbert Trelle wird Heiner Wilmer am 6. April zum neuen Bischof von Hildesheim ernannt. Wilmer stammt aus dem Emsland und wuchs auf einem Bauernhof auf. Seit 2015 war er als Generaloberer der Kongregation der Herz-Jesu-Priester in Rom tätig, der Orden engagiert sich unter anderem in der Bildung und Erziehung. Am 1. September wird Wilmer im Hildesheimer Dom zum Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Bereits kurz danach kündigt er eine "schonungslose Aufklärung" von Missbrauchsfällen im Bistum Hildesheim an, gleichzeitig wirft er seinem Vorvorgänger Josef Homeyer Versagen und Vertuschung vor. Im November macht Wilmer außerdem neue Missbrauchsvorwürfe gegen Homeyers Vorgänger Heinrich Maria Janssen öffentlich und kündigt eine externe Untersuchung an.
21. April: Zweiter "Tag der offenen Klöster"
Zum zweiten Mal nach 2014 laden Ordensgemeinschaften in ganz Deutschland zum "Tag der offenen Klöster" ein. Unter dem Leitwort "Gut. Wir sind da" öffnen bundesweit rund 250 Klöster ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Ziel des Tages ist laut der Deutschen Ordensobernkonferenz, die Vielfalt des Ordenslebens in Deutschland deutlich zu machen. Rund 30.000 Menschen nutzen die Gelegenheit, Abteien und andere Ordenseinrichtungen zu besuchen und hinter sonst - zum Teil - verschlossene Türen zu blicken.
9. bis 13. Mai: Katholikentag in Münster
Münster ist ohnehin schon stark katholisch geprägt – doch Mitte Mai übernimmt der Katholizismus gefühlt die ganze Stadt. Rund 90.000 Menschen nehmen vom 9. bis 13 Mai am 101. Deutschen Katholikentag in der westfälischen Universitätsstadt teil, so viele wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Unter dem Motto "Suche Frieden" finden in der ganzen Stadt Gottesdienste, Podiumsdiskussionen, Feste, Konzerte und andere Veranstaltungen statt – und das getreu dem Leitwort weitgehend friedlich. Nur bei einer schon im Vorfeld umstrittenen Diskussionsrunde mit dem AfD-Politiker Volker Münz kommt es kurzzeitig zu Tumulten.
5. Juni: Rücktritt von Bischof Heinz Josef Algermissen
Nach 17 Jahren scheidet der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am 5. Juni aus seinem Amt. Knapp vier Monate nach seinem 75. Geburtstag nimmt Papst Franziskus an diesem Tag das aus Altersgründen eingereichte Rücktrittsgesuch Algermissens an. Damit ist der Bischofsstuhl der hessischen Diözese, in deren Kathedrale sich das Grab des heiligen Bonifatius befindet und die immer im Herbst Gastgeberin der Vollversammlungen der Deutschen Bischofskonferenz ist, vakant. Übergangsweise leitet deshalb Weihbischof Karlheinz Diez die Diözese als Diözesanadministrator.
29. Juni: Konsistorium im Vatikan
Bei einem Gottesdienst im Petersdom erhebt Papst Franziskus 14 Kirchenvertreter aus elf Ländern zu Kardinälen. Die Ernennungen sollen laut dem Papst die "Universalität der Kirche" widerspiegeln. Unter den neuen Kardinälen, die von Franziskus ihr purpurrotes Birett und den Kardinalsring erhalten, sind der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael I. Sako, Erzbischöfe aus Italien, Japan, Madagaskar, Pakistan und Peru, der Leiter des päpstlichen Almosenamtes, Erzbischof Konrad Krajewski, sowie die Kurienerzbischöfe Luis Ladaria und Giovanni Angelo Becciu. Ein deutscher Bischof ist – wie schon in den beiden Vorjahren – nicht unter den Ernannten.
20. Juli: Veröffentlichung der Kirchenstatistik 2017
Die Veröffentlichung ihrer Jahresstatistik ist für die katholische Kirche in Deutschland schon lange ein schwieriger Termin. Schließlich musste in den vergangenen Jahren fast immer eine hohe Zahl an Kirchenaustritten bekanntgegeben werden. Das ist auch mit Blick auf das Jahr 2017 so: Laut den Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz sind im Vorjahr 167.504 Katholiken aus der Kirche ausgetreten, 5.411 mehr als im Jahr 2016. Bundesweit hatte die katholische Kirche demnach noch rund 23,3 Millionen Mitglieder. Immerhin: Einen Zuwachs verzeichnet die Statistik bei den Eintritten und den Wiederaufnahmen: 2017 traten 2.647 Menschen neu in die katholische Kirche ein; 2016 waren es 2.574. Zu ihrer Kirche zurück kehrten 6.685 Katholiken, 2016 lag diese Zahl bei 6.461. Auch der Sakramentenempfang zeigt sich bundesweit weitgehend stabil.
30. Juli bis 3. August: Ministrantenwallfahrt nach Rom
Fünf Tage lang ist Rom in diesem Sommer fest in der Hand der "Minis": Rund 60.000 Messdiener aus 19 Ländern nehmen vom 30. Juli bis 3. August an der 12. Internationalen Ministrantenwallfahrt teil. Die mit Abstand größte Teilnehmergruppe kommt auch in diesem Jahr aus Deutschland; aus 26 deutschen Bistümern (nur das Erzbistum Köln ist nicht dabei) haben sich etwa 50.000 Jugendliche auf den Weg gemacht. Höhepunkt der Wallfahrt unter dem Leitwort "Suche Frieden und jage ihm nach!" ist eine Audienz mit Papst Franziskus.
22. bis 26. August: Weltfamilientreffen in Dublin
Im Schatten des Missbrauchsskandals findet in Dublin das Weltfamilientreffen statt. An der Veranstaltung, die seit 1994 alle drei Jahre an wechselnden Austragungsorten stattfindet, nimmt auch Papst Franziskus teil. Bei einem Gottesdienst zum Abschluss des Treffens bittet der Papst um Vergebung für den sexuellen Missbrauch, Misshandlungen, Zwangsadoptionen und Ausbeutung in katholischen Institutionen. Dabei bekennt er erneut Versäumnisse von hohen Amtsträgern, die zu den Vorfällen geschwiegen hätten. Der deutsche Familienbischof Heiner Koch zieht nach dem Weltfamilientreffen eine kritische Bilanz: "Ich würde diese Treffen immer unterstützen, finde sie aber sehr entwicklungsbedürftig", so der Erzbischof von Berlin. Konkret moniert er, dass keine klare Botschaft formuliert worden sei, dass Kinder und Jugendliche nur ganz selten direkt angesprochen und einbezogen wurden und dass Themen wie Sterbehilfe und Pflegebedürftigkeit keine Rolle spielten, obwohl diese Themen Familien "umtreiben". Das nächste Weltfamilientreffen soll 2021 in Rom stattfinden.
26. August: Ex-Nuntius Vigano fordert Rücktritt von Papst Franziskus
Es ist ein beispielloser Vorgang: Der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, erhebt in der Debatte um den des Missbrauchs beschuldigten früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus und fordert sogar dessen Rücktritt. McCarrick sei bereits 2009 oder 2010 von Papst Benedikt XVI. mit einer Strafe belegt worden, die Franziskus später de facto zurückgenommen habe, so Vigano in seinem elfseitigen Schreiben. Papst Franziskus kommentiert die Vorwürfe nicht, allerdings solidarisieren sich zahlreiche Bischöfe mit dem Kirchenoberhaupt. Ende September legt Vigano mit weiteren Vorwürfen nach. Der Vatikan räumt daraufhin zwar Fehler im Umgang mit McCarrick ein, zugleich ruft der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, Vigano jedoch zur Ordnung.
2. September: Neugründung von Kloster Neuzelle
Es ist eines der freudigsten Ereignisse in der katholischen Kirche in Deutschland in diesem Jahr: Am 2. September wird das Zisterzienserkloster im brandenburgischen Neuzelle nach rund 200 Jahren Unterbrechung unter großer öffentlicher Anteilnahme neu gegründet. Sechs Mönche aus dem Stift Heiligenkreuz in Österreich wagen in einer Zeit, in der zahlreiche Klöster in Deutschland wegen Nachwuchsmangels ihre Pforten schließen müssen, in der ostdeutschen Diaspora das Abenteuer einer Klostergründung. Vor der offiziellen Gründung hatten einige der Mönche bereits ein Jahr lang in einem "Probekonvent" in Neuzelle gewohnt und den Neustart des Klosters vorbereitet.
22. bis 25. September: Papstreise in das Baltikum
Aus Anlass des 100. Jahrestags der Unabhängigkeit von Estland, Lettland und Litauen reist Papst Franziskus Ende September in das Baltikum. Bei seiner viertägigen Visite feiert er mehrere Gottesdienste und trifft die Präsidenten der drei Staaten. Schwerpunkte der Reise sind die Ökumene und Begegnungen mit Jugendlichen.
24. bis 27. September: Vollversammlung der Bischöfe in Fulda
Die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz steht ganz im Zeichen der Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals. Immerhin stellen die Bischöfe in Fulda die lange erwartete (und im Vorfeld von einigen Medien bereits veröffentlichte) Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland vor. Daraus geht unter anderem hervor, dass die Forscher für den Zeitraum zwischen 1946 und 2014 in den kirchlichen Akten Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden haben. Bei der Vorstellung der Studie bitten die Bischöfe um Entschuldigung und bekennen, man habe viel zu lange geleugnet, weggeschaut und vertuscht. Zum Abschluss der Vollversammlung wird ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des Missbrauchs beschlossen. Unter anderem wollen die Bischöfe neu über die Zahlung von Anerkennungsleistungen an Opfer nachdenken und zusätzliche Anlaufstellen zu Fragen sexuellen Missbrauchs einrichten. Außerdem sollen Standardverfahren zur Führung von Personalakten sowie überdiözesane Kontrollverfahren für den Umgang mit Missbrauch und die Vorbeugung entwickelt werden.
3. bis 28. Oktober: Jugendsynode im Vatikan
Dreieinhalb Wochen lang dreht sich im Oktober im Vatikan alles um die Jugend. Unter dem Leitwort "Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" diskutieren mehr als 300 Teilnehmer – darunter 36 junge Menschen unter 30 Jahren – über die Lebenswelt und den Glauben von Jugendlichen sowie ihre Wünsche und Erwartungen an die Kirche. Am Ende der Synode, an der aus Deutschland unter anderen Kardinal Reinhard Marx, die Diözesanbischöfe Felix Genn und Stefan Oster, Weihbischof Johannes Wübbe sowie der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie, teilnehmen, wird ein 60-seitiges Abschlussdokument veröffentlicht. In drei Abschnitten schildert es Lebenslagen junger Menschen weltweit, wertet sie aus christlicher Sicht und schlägt Perspektiven für kirchliches Handeln vor. Bei einer Messe zum Ende der Synode bittet Franziskus die Jugendlichen um Entschuldigung dafür, dass die Kirche ihnen oft nicht zugehört habe. Aus Sicht der deutschen Teilnehmer ist das Treffen ein Erfolg. Insbesondere das gemeinsame Gespräch und die Erfahrungsberichte aus anderen Teilen der Welt seien bereichernd gewesen, sagen sie zum Abschluss der Synode.
Oktober/November: Debatte um Pater Ansgar Wucherpfennig
Über Wochen ist es im Oktober und November das beherrschende Thema in der katholischen Kirche in Deutschland: Das vom Vatikan verweigerte "Nihil obstat" für den Rektor der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen, Pater Ansgar Wucherpfennig. Weil sich der Jesuit im Jahr 2016 in einem Interview positiv zur Homosexualität und zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare geäußert hatte, versagt ihm die Bildungskongregation die notwendige Unbedenklichkeitserklärung für eine weitere Amtszeit als Rektor an der Frankfurter Hochschule. Es folgt eine aufgeregte Debatte, in der sich zahlreiche Bischöfe und Theologen sowie der Jesuitenorden an Wucherpfennigs Seite stellen und das Vorgehen des Vatikan scharf kritisieren. Der Druck zeigt offenbar Wirkung: Am 15. November lenkt die Kurie ein und erteilt doch noch das "Nihil obstat".
13. Dezember: Michael Gerber wird Bischof von Fulda
Kurz vor Weihnachten bekommt das Bistum Fulda einen neuen Bischof. Am 13. Dezember ernennt Papst Franziskus den bisherigen Freiburger Weihbischof Michael Gerber zum neuen Oberhirten der hessischen Diözese. Damit wird der Fuldaer Bischofsstuhl bereits rund ein halbes Jahr nach dem Rücktritt von Heinz Josef Algermissen neu besetzt. Gerber wurde 1970 in Oberkirch geboren. Er wuchs in einer katholischen Familie auf und engagierte sich während der Schulzeit als Ministrant, Gruppenleiter und Pfarrjugendleiter in der kirchlichen Jugendarbeit. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Freiburg und Rom. Er war mehrfach in Südamerika und spricht Spanisch, Englisch und Italienisch. Am 11. Mai 1997 weihte ihn der damalige Freiburger Erzbischof Oskar Saier zum Priester. Gerber arbeitete als Vikar und in der Hochschulseelsorge. Seit 2001 war er im Priesterseminar der Erzdiözese Freiburg tätig, dessen Regens er von 2011 bis 2014 war. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er Mitglied der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste sowie der Jugendkommission.