Jugendsynode verabschiedet Abschlussdokument
Die Jugendsynode im Vatikan hat am frühen Samstagabend das Abschlussdokument ihrer Beratungen verabschiedet. Papst Franziskus wertete das Treffen als charismatisches Ereignis. "Es war der Heilige Geist, der hier gearbeitet hat", sagte er in seinem Schlusswort. Die Synodenteilnehmer seien nun die ersten Adressaten des Abschlussdokuments – außerdem müsse es nun vor Ort in der Weltkirche umgesetzt werden.
Zwei-Drittel-Mehrheit für alle Absätze
Über das 167 Artikel und 55 Druckseiten umfassende Papier hatten die Synodalen zuvor in nichtöffentlicher Sitzung abgestimmt. Nach Angaben von der vatikanischen Website Vatican News stimmte die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Anwesenden allen Abschnitten zu.
Demnach spricht das Dokument eine Vielzahl von Themen an: Unter anderem geht es um die Herausforderungen einer digitalen Umwelt und um die weltweite Migration. Aber auch das Thema Frauen ist den Synodalen wichtig: Die Beteiligung von Frauen auch in der Leitung der Kirche sei eine Frage der Gerechtigkeit, so zitiert Vatican News aus dem Dokument. Über Sexualität müsse offen gesprochen werden; viele Jugendliche zeigten Unverständnis für die für die Morallehre der Kirche, wird schriftlich festgehalten. Homosexuellen müsse geholfen werden, in "Freiheit und Verantwortung ihre Tauf-Berufung zu leben". Zum Thema Berufung heißt es in dem Dokument, sie sei ein "Angebot aus Liebe". Um die eigene Berufung zu leben und zu finden, bräuchten junge Menschen die Begleitung anderer.
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Was beschäftigt junge Menschen heute? Woran glauben sie? Und wie kann die Kirche sie bei einem gelingenden (Glaubens-)Leben unterstützen? Darüber diskutieren die Bischöfe bei ihrerer weltweiten Synode vom 3. bis 28. Oktober 2018 im Vatikan.Auch das Thema sexueller Missbrauch findet im Abschlussdokument Platz. Unter anderem heißt es dazu, es müsse mit "strengen Maßnahmen" gegen den Missbrauch vorgegangen werden. Damit Seelsorger glaubwürdig auftreten könnten, müssten sie selbst über affektive und sexuelle Reife verfügen.
Nach dem Willen der Synode müsse sich die Kirche außerdem stärker für Laien öffnen, ihnen mehr Partizipation und Verantwortung bieten. Das gelte besonders für Jugendliche und Frauen. Die Bischöfe wenden sich gegen einen "Klerikalismus, der viele von Entscheidungsprozessen ausschließt", wie auch gegen eine "Klerikalisierung der Laien".
Ein großer Teil der Jugendlichen betrachte die Kirche nicht mehr als ernstzunehmenden Gesprächspartner, heißt es selbstkritisch im Abschlussdokument. Als Gründe dafür machen die Synodenväter Missbrauchs- und Finanzskandale aus, aber auch die Unfähigkeit kirchlicher Amtsträger, auf Jugendliche einzugehen. Die Kirchenführer räumen auch ein, die eigene Lehre nicht plausibel machen zu können. Teils stoße das Engagement von jungen Christen auf Autoritätsdenken und Misstrauen seitens der Amtsträger, die keine Leitungskompetenz abgeben wollten.
Eine Kirchenreform sei von Nöten. Das prophetische Bild einer synodalen Kirche sei 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil noch immer nicht umgesetzt, hält das Dokument fest.
Die deutschen Synodenteilnehmer zeigten sich zufrieden mit den Ergebnissen. Natürlich hätte man immer die ein oder andere Stelle anders formulieren können, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er habe aber am Ende "ein sehr positives Gefühl." Marx lag vor allem die Frauenfrage und das Thema Missbrauch am Herzen. Die Menschen kritisierten zu Recht, "was bei uns nicht gut läuft. Das ist ja offenbar, das müssen wir ausräumen, das müssen wir ausmerzen."
Kritik gab es aus dem deutschen Lager beim Punkt Sexualität: "Beim Thema Sexualmoral hätten wir uns mehr erhofft", sagte Thomas Andonie, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, "da sind wir enttäuscht."
An der am 3. Oktober begonnenen Versammlung von rund 270 Bischöfen aus aller Welt hatten auch 36 junge Katholiken unter 30 Jahren als sogenannte Auditoren teilgenommen. Ihnen dankte Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri ausdrücklich für die Frische und den Unternehmungsgeist ihrer Mitarbeit. Die Beratungen hätten so das "plurale Gesicht der Kirche" aufscheinen lassen, sagte er zum Abschluss.
Franziskus: Satan klagt die Kirche an
Papst Franziskus ging auf die augenblickliche Krise der katholischen Kirche ein. Die Kirche sei eine "heilige Mutter" mit sündigen Kindern. Deren Fehler mache sich der Satan zunutze, um die Kirche anzuklagen. "In diesem Augenblick klagt er stark an", so der Papst. "Die Kirche kann nicht beschmutzt werden - die Kinder ja, wir sind alle schmutzig. Aber die Mutter nicht. Und deshalb ist jetzt der Moment, die Mutter zu verteidigen." Es sei eine schwierige Zeit, "weil der Ankläger durch uns die Mutter angreift", so Franziskus.
Am Sonntag beendet Papst Franziskus das Bischofstreffen mit einer feierlichen Messe im Petersdom. Bei dem Anlass wollen die Synodenväter sich mit einem Brief an die Jugend wenden. (gho/VaticanNews/dpa/KNA)
27.10.2018, 22.45 Uhr: ergänzt um weitere Details und erste Reaktionen