Katholikenkomitee warnt vor "Abtreibungsautomatismus"
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert eine politische Debatte über einen Bluttest, der bereits im frühen Stadium einer Schwangerschaft Trisomie 21 bei ungeborenen Kindern feststellen kann. "Der Bundestag muss endlich über nicht-invasive Pränataldiagnostik debattieren. Es darf keinen Abtreibungsautomatismus bei Trisomie 21 geben", sagte der Generalsekretär des ZdK, Stefan Vesper, am Dienstag in Bonn.
Die nicht-invasive Methode könnte demnächst als Kassenleistung zugelassen werden. Entscheiden muss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten und Krankenkassen. Dessen Vorsitzender Josef Hecken hat sich für eine Zulassung ausgesprochen. Zugleich haben er und mehrere andere Ethikexperten und Politiker darauf hingewiesen, dass mit den vorgeburtlichen Bluttests fundamentale ethische Grundfragen der Werteordnung berührt seien. Deshalb sei die Politik dringend gefordert, eine ethische Debatte zu führen und darüber zu entscheiden, wie weit molekulargenetische Testverfahren in der Schwangerschaft zur Anwendung gelangen können.
Vesper mahnte, diese Entscheidung dürfe nicht "auf dem Verwaltungsweg" und "ohne eine gesellschaftliche oder politische Debatte" fallen. Sonst könne die "harmlos anmutende Untersuchung" allzu schnell in einem "Abtreibungsautomatismus" enden.
EKD und katholische Kirche uneins
Der Bluttest wird seit 2012 angeboten und ermöglicht es Ärzten, einer Schwangeren anhand von wenigen Tropfen ihres Bluts mit hoher Treffsicherheit zu sagen, ob ihr Kind eine Trisomie 21 haben wird. Dabei werden Erbgut-Fragmente des Kindes aus dem mütterlichen Blut isoliert und untersucht. Anhand der dabei gewonnenen Daten berechnet der Computer dann, ob das Chromosom 21 mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur doppelt, sondern dreifach angelegt ist.
Zahlreiche Parlamentarier hatten sich in der vergangenen Woche für eine Entscheidung des Bundestages zur Regelung vorgeburtlicher Bluttest ausgesprochen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erklärte, vorgeburtliche Bluttests sollten in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden. Zugleich sollte aber eine ethische Beratung eingeführt werden. Es sei nicht vermittelbar, dass Krankenkassen die "risikoreichere" Fruchtwasseruntersuchung bezahlten, nicht aber die "risikoärmeren" vorgeburtlichen Tests, sagte der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland, Martin Dutzmann, am Freitag.
Dagegen bleibt die katholische Kirche bei ihrem klaren Nein. Die aktuelle Debatte um die nicht-invasive Pränataldiagnostik sei wichtig, betonte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. "Die Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD liefert dazu einen Diskussionsbeitrag. Wir teilen jedoch nicht die dort erhobene Forderung, Maßnahmen der nicht-invasiven Pränataldiagnostik in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen", so Kopp am Freitag. (tmg/KNA)