Papst ruft Christen zum politischen Engagement für Frieden auf
Im Vatikan hat Papst Franziskus das neue Jahr mit einer Festmesse im Petersdom und dem Mittagsgebet auf dem Petersplatz eröffnet. Die katholische Kirche begeht den 1. Januar als Hochfest der Gottesmutter Maria und seit 1968 zugleich als Weltfriedenstag. Der Papst rief zu politischem Engagement für den Frieden auf.
In seiner Neujahrspredigt rief Franziskus zu Vertrauen und Zärtlichkeit auf und hob den Wert der Mütter hervor. Die Welt sei ganz vernetzt, aber scheine immer uneiniger zu werden, sagte er. "Im aufgesplitterten Leben von heute, wo wir Gefahr laufen, den Faden zu verlieren, ist die Umarmung der Mutter wesentlich". Gegen Einsamkeit und Zersplitterung helfe ein mütterlicher Blick. Auch Christen sollten sich über ihre jeweiligen Grenzen und Ausrichtungen hinweg annehmen. In der Kirche zähle Einheit mehr als Verschiedenheit, so der Papst in einem Gottesdienst, an dem auch Sternsinger aus dem Bistum Osnabrück teilnahmen.
Eine Welt, die ohne mütterlichen Blick in die Zukunft schaue, sei kurzsichtig, sagte der Papst. "Selbst wenn sie den Profit mehrt, wird sie es nicht verstehen, in den Menschen Söhne und Töchter zu sehen. Es wird Gewinne geben, aber sie werden nicht allen zukommen. Wir werden im selben Haus wohnen, aber nicht als Geschwister", so Franziskus. "Die menschliche Familie gründet auf den Müttern. Eine Welt, in der die mütterliche Zärtlichkeit auf ein schlichtes Gefühl beschränkt wird, mag reich an Gütern sein, aber nicht an Zukunft."
Franziskus beklagt Orientierungslosigkeit
Der Papst beklagte weiter eine Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft. Viele wähnten sich frei und würden zu Sklaven, sagte Franziskus. Die katholischen Gläubigen mahnte er, sich von der Gottesmutter Maria "an der Hand nehmen" zu lassen. "Gott ist nicht ohne Mutter ausgekommen: Umso mehr haben wir sie nötig", sagte er.
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Beim Mittagsgebet rief Franziskus Katholiken in aller Welt zum politischen Engagement für Frieden auf. Politik sei nicht nur den Regierenden vorbehalten; alle trügen Verantwortung für das Gemeinwohl, sagte er am Dienstag auf dem Petersplatz. Die Politik sei "gut nur in dem Maß, in dem jeder seinen Teil zum Dienst am Frieden beiträgt", so der Papst.
Auch das beginnende Jahr werde so gut, wie jeder die Güte Gottes aufnehme, die Jesus in die Welt gebracht habe. Christus sei "der Segen jedes Menschen und der ganzen Menschheitsfamilie" sowie die Quelle von Barmherzigkeit und Frieden, sagte Franziskus. In diesem Jahr steht der Weltfriedenstag unter dem Motto "Gute Politik steht im Dienste des Friedens".
Am Silvesterabend hatte das Kirchenoberhaupt ein feierliches Dankgebet zum Jahresabschluss in der vatikanischen Basilika gehalten. Dabei erinnerte er an Notleidende weltweit und in der Stadt Rom. Man müsse "mit Schmerz und Reue" daran denken, wie viele Menschen noch immer unter versklavenden und menschenunwürdigen Bedingungen lebten. Allein in Rom gebe es mehr als 10.000 Obdachlose, die ungeachtet der Winterkälte kein Zuhause hätten. Auch sie seien "Söhne und Töchter Gottes", die durch teils "sehr komplexe Formen der Knechtschaft" an den Rand der menschlichen Würde geraten seien.
Die Kirche in Rom wolle gegenüber den Formen der Knechtschaft dieser Zeit nicht gleichgültig bleiben und "nicht einfach beobachten und versorgen", sondern den Menschen nahe sein. Er ermutige zu dieser Form der Mütterlichkeit der Kirche, sagte der Papst. Im Anschluss an den Gottesdienst begab er sich zu einer neu eingerichteten medizinischen Ambulanz für Obdachlose am Petersplatz. Begleitet wurde er vom Verantwortlichen für die sozialen Dienste rund um den Vatikan, Kardinal Konrad Krajewski.
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In einer bereits Mitte Dezember verbreiteten Botschaft zum Weltfriedenstag beklagte der Papst eine "Eskalation von Einschüchterungen" in der Politik sowie unkontrollierten Waffenhandel. Ebenso verurteilte er "politische Diskurse, welche die Migranten aller Übel beschuldigen".
Hilfswerk begrüßt Papst-Appell: Gewalt gegen Kinder stoppen
Frieden könne sich niemals auf "das bloße Gleichgewicht der Kräfte und der Angst beschränken". Grundlage für Frieden sei die Achtung jedes Menschen, des Gesetzes und des Gemeinwohls wie auch der Schöpfung. Weiter betonte Franziskus die Pflicht jedes Christen, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten politisch zu engagieren.
Die Hilfsorganisation Save the Children begrüßte die Friedensbotschaft des Papstes zum Neujahrstag. Man unterstütze den Aufruf von Franziskus an die Regierungen der Welt, die Gewalt gegen Kinder zu stoppen, erklärte die Organisation am Dienstag in Berlin. Die Worte des Papstes seien "so begrüßenswert wie bitter nötig", sagte Martina Dase von Save the Children Deutschland.
Franziskus hatte in seiner Botschaft auch ein Ende der Kriege verlangt und dabei besonders an die Situation von Kindern in Konfliktgebieten erinnert. Weltweit sei jedes sechste Kind "von der Gewalt des Krieges oder ihren Folgen betroffen", so der Papst. Das Engagement zum Schutz ihres Lebens und ihrer Würde sei "äußert wertvoll für die Zukunft der Menschheit". (luk/KNA)
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