Traditionalisten gehen von Einigung mit Rom aus

Piusbrüder danken dem Papst

Veröffentlicht am 03.09.2015 um 14:20 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Piusbrüder danken dem Papst
Bild: © KNA
Traditionalisten

Bonn ‐ Die traditionalistischen Piusbrüder zeigen sich in einer Erklärung erfreut über das Zugehen des Papstes auf die Bruderschaft. Der Distriktobere für Österreich ist sich laut einem Medienbericht sicher, dass es eine Einigung mit Rom geben wird.

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In einem Brief an den päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung hatte der Papst für das im Dezember beginnende "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" unter anderen Themen auch die Abnahme der Beichte durch Piusbrüder für gültig erklärt. In der am Dienstag vom Generalhaus in Menzingen veröffentlichten Stellungnahme der Gemeinschaft heißt es, der Papst wolle, "dass alle Gläubigen, die bei den Priestern der Bruderschaft St. Pius X. beichten möchten, dies ohne jede Beunruhigung tun können".  

Frey sieht in der Botschaft eine Bestätigung in dem Weg, den die Bruderschaft geht. "Es freut uns auch ganz besonders, dass der Papst unsere Gläubigen ausdrücklich lobt", sagte er am Mittwoch gegenüber religion.ORF.at. Er werte die Papst-Geste als Zeichen, dass ihr Weg - "dass wir treu an der Tradition der katholischen Kirche festhalten, nicht falsch sein kann".

Päpstlicher Wunsch nach Aussöhnung

Die Priestervereinigung katholischer Traditionalisten ist seit unerlaubten Bischofsweihen im Jahr 1988 von der katholischen Kirche abgespalten. Nachdem Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der Bischöfe aufgehoben hatte, begannen 2009 mehrere Gesprächsrunden mit dem Vatikan. 2012 stockte der Prozess, als sich die Piusbrüder weigerten, eine vom Vatikan vorgelegte Erklärung über grundlegende Glaubenslehren zu unterzeichnen.

Linktipp: Franziskus geht Schritt auf Piusbrüder zu

33 Millionen Besucher werden zum Heiligen Jahr erwartet, das am 8. Dezember beginnt. Während Sorge herrscht, ob die Stadt Rom für den Ansturm gerüstet ist, hat der Papst nun das geistliche Programm vorgelegt - mit einigen Überraschungen.

Papst Franziskus äußerte wiederholt den Wunsch und die Hoffnung, dass es zu einer Aussöhnung komme. Auch der österreichische Obere Frey sei sich einer Einigung mit Rom sicher, der Zeitpunkt sei aber schwer abzuschätzen, meldete der ORF. Die Bruderschaft stehe jedenfalls in gutem Kontakt zu Rom, so Frey. Im Brief schrieb Franziskus: "Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen."

Die Bruderschaft wurde vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) aus Ablehnung vieler Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Jahr 1969 gegründet. Ihr wurde 1975 von Rom die kirchenrechtliche Zulassung entzogen. Bis heute sind die Themen Liturgie, Ökumene und Religionsfreiheit die größten Streitpunkte. Nach eigenen Angaben gehören ihr "über 600 Priester und etwa eine halbe Million Gläubige" an. Andere Quellen nennen 150.000 Menschen, die regelmäßig die nach dem Messbuch von 1962 gefeierten Gottesdienste der Piusbrüder besuchen. Unabhängige Zahlen gibt es nicht.

Von Agathe Lukassek