Australische Autoren analysen Ermittlungen und Studien aus drei Kontinenten

Studie: Zölibat begünstigt sexuellen Missbrauch

Veröffentlicht am 14.09.2017 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 
Australien

Melbourne ‐ Zwei australische Wissenschaftler, die beide früher als Priester wirkten, haben eine Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Als Ursache nennen sie darin unter anderem zwei Faktoren.

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Australische Wissenschaftler haben eine Studie über die Ursachen sexuellen Missbrauchs von Kindern in der katholischen Kirche veröffentlicht. Darin habe man umfassend untersucht, ob es Gründe für sexuellen Missbrauch gibt, die im Gesamtsystem der katholischen Kirche weltweit begründet sind - also "systemische Ursachen", heißt es in der von der RMIT University in Melbourne veröffentlichten Mitteilung.

Zölibat und Waisenhäuser als Ursache

Zwei Gründe für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche sehen die beiden Autoren Peter Wilkinson und Desmond Cahil im Zölibat und der großen Zahl der von der Kirche betriebenen Waisenhäuser. "Kinder (...) in Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen sind einem Risiko ausgesetzt, wenn psychosexuell unreife und/oder sexuell benachteiligte zölibatär Lebende, einschließlich Priester und Ordensleute, zu ihnen Zugang haben", heißt es in dem Bericht. Zudem weisen die Autoren auf eine niedrigere Zahl von Missbrauchsfällen in den katholischen Ostkirchen hin, in denen Priester heiraten dürfen.

Über die Gefahr von Missbrauch in Waisenhäusern heißt es: "Das Risiko, zum Opfer zu werden, ist in Wohnzusammenhängen am höchsten." Besonders in Ländern, in denen die Kirche nach wie vor viele Waisenhäuser betreibe, bestehe das Risiko weiter. Insgesamt unterhält die Kirche den Angaben zufolge weltweit 9.800 entsprechende Einrichtungen, 2.600 in Indien und 1.600 in Italien. Besorgt äußern sich die Autoren, beide ehemalige katholische Priester, auch zur Lage in Asien und Afrika. Dort sei den Kirchenvertretern das Problem zwar bewusst, aber es gebe kaum Öffentlichkeit für das Thema.

Analyse von Ermittlungen und Studien

Für den 384 Seiten umfassenden Report analysierten die Autoren laut eigenen Angaben die Ergebnisse von Untersuchungskommissionen, polizeilichen Ermittlungen, kirchlichen Studien und wissenschaftlichen Forschungen aus Australien, Europa und den USA. In der Mitteilung der Universität heißt es, die Studie umreiße eine "Matrix von kulturellen, historischen, organisatorischen, sozialen, psychologischen und theologischen Faktoren", die ursächlich für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche seien. (KNA)

Themenseite: Missbrauch

Der Missbrauchsskandal erschütterte die katholische Kirche in ihren Grundfesten. Seit 2010 die ersten Fälle bekannt wurden, bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung der Geschehnisse. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Etappen.