Vatikan: Internationale Gemeinschaft versagt beim Schutz von Christen
Der Vatikan hat mehr Schutz für die Christen im Nahen Osten gefordert. "Die internationale Gemeinschaft hat bei dieser Aufgabe versagt", sagte der Außenbeauftragte des Heiligen Stuhls, Erzbischof Paul Gallagher, laut dem vom Vatikan (Samstag) veröffentlichten Redetext bei der UN-Vollversammlung in New York. Die seit Jahren auftretende Gewalt durch extremistische Muslime und die staatliche Diskriminierung gegen Christen seien keine religiöse Angelegenheit, so der Geistliche. Vielmehr gehe es um grundlegende Menschenrechte.
Die "abscheulichen Verbrechen" gegen Christen verlangten nicht nur eine Antwort von Christen und anderen Gläubigen, so Gallagher. Auch staatliche Autoritäten seien gefordert. Deren erste Pflicht sei es, alle Bürger ihres Landes zu schützen, ungeachtet von Religion und Volkszugehörigkeit. Besonders gelte dies für Minderheiten, die nicht nur bedroht seien durch Gewaltakte von Teilen der Mehrheit. Strukturelle Ungerechtigkeit in Gesetzen und Verwaltung erschwerten zudem die Ausübung von Berufen oder den Bau von Schulen oder Gotteshäusern. Wo Staaten zu schwach seien, Schutz zu gewährleisten, müsse die internationale Gemeinschaft helfen.
Trotz gelegentlicher Spannungen hätten Christen und Muslime in der Region jahrhundertelang gut zusammengelebt, sagte Gallagher. Seit einigen Jahrzehnten aber sei die Zahl der Christen im Nahen Osten stark gesunken. Sie besäßen jedoch "jedes Recht der Welt, in Frieden und Freiheit zu leben". Das gelte auch für jene Region, in der sie seit 2.000 Jahren lebten - und die sie mitgeprägt hätten. Daran müsse man die Welt heute erneut erinnern.
Todesstrafe weltweit abschaffen!
Bereits am Mittwoch hatte Gallagher am Rande der UN-Vollversammlung zugesichert, dass der Vatikan sich weiter für eine weltweite Abschaffung der Todesstrafe einsetzen wolle. Früher habe die katholische Kirche diese Form der Bestrafung als letztes, äußerstes Mittel akzeptiert, falls eine Gesellschaft die Sicherheit ihrer Bevölkerung und die öffentliche Ordnung nicht anders gewährleisten könne. Inzwischen aber lehne die Kirche die Todesstrafe gänzlich ab - wegen der Würde jeder menschlichen Person und des Gemeinwohls, erklärte Gallagher. Anfang August hatte Papst Franziskus den Katechismus dahingehend geändert, dass die Todesstrafe immer unzulässig sei. (tmg/KNA)