Pater Philipp König über das Sonntagsevangelium

Was Gottes Heilsplan mit den Sternen zu tun hat

Veröffentlicht am 05.01.2019 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ Pater Philipp König liebt es, zu den Sternen aufzuschauen. Der Blick in den Nachthimmel kann aber dazu führen, sich sehr klein zu fühlen. Der Dominikaner ist sich jedoch sicher: Auch die Liebe Gottes lässt sich aus den Sternen herauslesen.

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Impuls von Pater Philipp König

Schon immer übten die Sterne auf mich eine faszinierende Wirkung aus. Wenn ich in einer sternklaren Nacht die Augen nach oben richte, dann möchte ich meinen Blick am Liebsten nie wieder abwenden. Die Sterne geben mir das Gefühl, mit allem ganz tief verbunden zu sein, ein Teil des großen Weltalls. Gleichzeitig wird mir aber auch bewusst, wie klein "meine" Welt, "mein" Planet eigentlich ist – wie klein letztlich ich selbst bin angesichts der Größe des Universums.

Der Blick zu den Sternen verbindet Menschen aller Zeiten und Kulturen. Seit Urzeiten schauen Menschen in den weiten Sternenhimmel und fragen, was sich dahinter wohl verbergen mag. Diese Faszination zeigt sich in Astronomie und Raumfahrt, inspiriert zur Schaffung gewaltiger Film- und Romanwelten und lässt so manchen immer wieder einen neugierigen Blick in die Horoskope der Tageszeitungen werfen…

Nach antiker Vorstellung ging mit der Geburt eines jeden Menschen ein Stern am Himmel auf. Ich finde diesen Gedanken sehr schön. Selbstverständlich musste es bei einem besonders wichtigen Menschen auch ein entsprechend heller und leuchtender Stern sein, der von überall her zu sehen war. Etwas ganz besonderes war das Sternbild, das bei der Geburt Jesu am Himmel aufgeleuchtet ist: "Wir haben seinen Stern aufgehen sehen" (Mt 2,2), sagen die Sterndeuter im Evangelium. Wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen um gelehrte Priester aus Persien, denn diese galten damals als besonders kundig in Sternen- und Himmelskunde.

Auffällig ist: Die Sterndeuter waren Fremde, Leute aus einem fernen Land und mit einer anderen Kultur und Religion. Sie waren es, die Jesu Stern als erste gesehen und ausfindig gemacht haben. Mir imponiert ihre Offenheit und zugleich ihre Zielsicherheit, mit der sie dem Stern folgen, ohne genau zu wissen, wo er sie hinführen würde.

"Wir alle schreiten durch die Gasse, aber einige wenige blicken zu den Sternen auf", schreibt Oscar Wilde. Die Erzählung von den Sterndeutern macht mir Mut, immer wieder meinen Blick nach oben zu richten, zu den Sternen am Himmel. Ich kann dieser urmenschlichen Sehnsucht nachgehen und dabei sicher sein: Schon in die Ordnung der Sterne hat Gott seinen Heilsplan hineingeschrieben. Seine Liebe kann ich an den Sternen ablesen. Denn sie gilt allen Menschen ausnahmslos, genauso wie die Sterne, die für jeden Menschen leuchten.

Von P. Philipp König OP

Aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 2, 1-12)

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.

Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige!

Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.

Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Der Autor

Pater Philipp König ist Dominikaner und arbeitet als Kaplan und Jugendseelsorger in Leipzig.

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