Wie ein Kirchenvater aus dem vierten Jahrhundert Twitter inspirierte
Der heilige Kyrill von Jerusalem hat Twitter inspiriert – jedenfalls auf Latein: Das von dem Kirchenvater verwendete Wort "Breviloquium" (etwa: "Kurzrede") wird vom Vatikan als Übersetzung für "Tweet" benutzt. Am Freitag wurde an der römischen Salesianer-Universität das Buch "Breviloquia Francisci Papae" ("Die Tweets von Papst Franziskus") diskutiert, in dem die unter dem Account @pontifex_ln veröffentlichten lateinischen Tweets aus dem Jahr 2017 gesammelt sind. Bei der Pressekonferenz führte der Latein-Experte des vatikanischen Staatssekretariats, Waldemar Turek, einen Brief von Kyrill von Jerusalem als Quelle für den Ausdruck "breviloquium" an. In dem wohl pseudoepigraphen Brief an den heiligen Augustinus hatte der im vierten Jahrhundert lebende Kirchenvater das Wort verwendet.
Darin heißt es: "Tuis confisus orationibus opus aggrediar, ut tua poscit devotio, et breviloquio perstringam de multis pauca." ("Im Vertrauen auf deine Reden will ich mich ans Werk machen und mit kurzer Rede von vielen (Dingen) weniges zusammenfassen.")
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In Kreisen von Lateinfreunden ist die von Beginn an vom Vatikan verwendete Übersetzung "breviloquium" nicht unumstritten. Die Exeter Altphilologin Katherina McDonald nannte bereits 2015 die Übersetzung "breviloquere" für "Twittern" "weder breviloquent noch besonders eloquent". Auch das Verb "pipare" (für "zwitschern") treffe die Bedeutung nicht, da es nichts mit "schreiben" zu tun hat. Stattdessen schlug sie das von dem Dichter Plautus verwendete Wort "missiculare" für Twittern vor: Knapp, aber häufig Nachrichten schicken.
Franziskus ist bereits der zweite Papst, der twittert. Der Account wurde unter Benedikt XVI. 2012 eingerichtet. Insgesamt gibt es neun päpstliche Twitter-Accounts in verschiedenen Sprachen. 905.000 Follower hat der lateinische Account, mehr als der auf Deutsch (635.000) und der arabischsprachige (430.000). In Rankings internationaler Staatenführer auf Twitter ist der Papst regelmäßig an der Spitze. Die Lateinkenner unter den Twitter-Nutzern begrüßt der Pontifex mit den Worten "Tuus adventus in paginam publicam Papae Francisci breviloquentis optatissimus est." ("Herzlich willkommen auf der offiziellen Twitter-Seite von Papst Franziskus.")
Gegenüber der Agentur AFP sagte Daniel Gallagher, der Übersetzer der Papsttweets, dass Papst Franziskus schwierig zu übersetzen sei, weil sein Stil so umgangssprachlich sei. "Wir versuchen uns nicht so weit von Cicero zu entfernen", so Gallagher: "Wenn er unsere Übersetzungen sehen würde, hätte er wenigstens eine vage Ahnung, um was es darin geht." (fxn)