Der zweite Tag der Jugendsynode

Wübbe: Kirche muss sich an Jugend orientieren

Veröffentlicht am 04.10.2018 um 16:48 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die inhaltliche Arbeit der Bischofssynode hat begonnen: Weihbischof Johannes Wübbe hat die Kirche dazu aufgerufen, junge Menschen stärker in den Blick zu nehmen. Doch auch der Missbrauch in der Kirche war Thema.

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Die Kirche muss als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal ihre Arbeit, ihre Verfahren und ihre Sprache von jungen Menschen her neu denken, findet der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe. In seinem Redebeitrag am zweiten Tag der Jugendsynode sagte er, die Opfer von Missbrauch wie auch marginalisierte Jugendliche "geben das 'Wie' unseres Handelns vor, wenn wir wirklich an ihrer Seite stehen wollen".

Viele kirchliche Einrichtungen - von den Pfarreien über Verbände bis hin zur Bischofskonferenz - bedürften "der prophetischen Stimme junger Menschen", so Wübbe, der auch Mitglied der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist und in seiner Diözese Jugendseelsorger war. Allerdings sollten sie nicht nur gehört werden, sondern konkret an Beratungen und Entscheidungen beteiligt werden.

Bild: ©Kopp/Deutsche Bischofskonferenz

Ein Teil der deutschen Vertreter bei der Jugendsynode in Rom: P. Clemens Blattert SJ, Weihbischof Johannes Wübbe, BDKJ-Bundesvorsitzender Thomas Andonie, Kardinal Reinhard Marx, Bischof Stefan Oster SDB, Bischof Felix Genn (von links nach rechts).

Kardinal Reinhard Marx räumte Versäumnisse der Kirche bei der Missbrauchsprävention eingeräumt. "Es ist viel passiert, aber offensichtlich nicht genug. Vor allen Dingen nicht mit Blick auf die systemischen Fragen", sagte der Münchener Erzbischof.

Inzwischen sei die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit aber ein sicherer Ort, so Marx weiter. Dies sei allerdings nur ein Aspekt, es gehe weiterhin auch darum, gefährdende Strukturen zu analysieren, die die Bischöfe ebenso angehen müssten. Dieses Thema sei jedoch eine gesamtkirchliche Frage, sagte der Voristzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Die von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegebene Untersuchung zu Missbrauchsfällen in der deutschen Kirche habe wichtige systemische Punkte aufgezeigt, so der Kardinal. Zur Verhinderung von Machtmissbrauch seien "Teilung der Macht und Kontrolle der Macht" nötig. Sexualisierte Gewalt sei ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung der Synode, bestätigten auch andere deutsche Synodenteilnehmer wie Jugendbischof Stefan Oster oder der Vorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie.

Marx fuhr fort, es dürfe zwar nicht nur um diesen Gegenstand gehen. Die Jugendsynode könne jedoch nicht abgeschlossen werden, ohne das Thema Missbrauch zu besprechen. "Wie wir damit umgehen, ist auch ein entscheidender Punkt" für die Zukunft, so Marx. Der ersten Beratungen machten ihn zuversichtlich, dass ein "realistischer und bekennender und auch ehrlicher Blick auf die Realität" und ein "Impuls in die Zukunft" möglich seien.

Linktipp: Jugendsynode

Was beschäftigt junge Menschen heute? Woran glauben sie? Und wie kann die Kirche sie bei einem gelingenden (Glaubens-)Leben unterstützen? Darüber diskutieren die Bischöfe bei ihrerer weltweiten Synode vom 3. bis 28. Oktober 2018 im Vatikan.

Die erste Beratungsrunde der Welt-Bischofssynode zum Thema Jugend befasste sich zudem mit dem schwindenden Vertrauen in die Kirche. Dabei sei es auch zu Bitten um Vergebung für jene Fälle gekommen, in denen die Kirche "den Anforderungen ihres Auftrags in allen Bereichen nicht gewachsen war", sagte der Leiter des Medien-Dikasteriums, Paolo Ruffini, am Donnerstag im vatikanischen Presseamt. Dies schließe auch Missbrauchsfälle ein, betonte Ruffini beim ersten Pressebriefing zur Bischofssynode in Rom, die am Mittwoch begonnen hat.

Bei den ersten 25 Redebeiträgen in der Synodenaula ging es immer wieder darum, im Dialog zwischen jungen Menschen und der Kirche aufrichtig zuzuhören. Weitere Themen waren demnach Migration, Ausgrenzung junger Leute, Gefühlsleben und Sexualität, Spiritualität, Berufung und Familie oder das Verhältnis der Generationen zueinander. Als erste habe in der Versammlung eine junge Frau gesprochen, die Ordensschwester werden will.

Die bis 28. Oktober tagende Bischofssynode steht unter dem Titel "Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung". In den Beratungen geht es um die unterschiedlichen Lebenssituationen junger Menschen weltweit sowie die Frage, wie sie sich gesellschaftlich und kirchlich einbringen können. Ausgewählte junge Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sind dort als Redner zugelassen, haben laut Statut einer Bischofssynode aber kein Stimmrecht. (rom/KNA)

04.10.2018, 17.45 h: ergänzt um die Äußerungen von Kardinal Marx. /rom