Zulehner: Reformgegner in Kirche sind zahlenmäßig überschaubare Gruppe
Der Wiener Religionssoziologe Paul Zulehner rechnet nicht mit einem Scheitern des bevorstehenden Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan. "Schon aus Vernunftgründen kann ich mir das nicht vorstellen", sagte Zulehner der "Schwäbischen Zeitung" (Montag). In vielen Ländern seien bereits Schritte gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche entwickelt worden. "Vermutlich wird es bei der Konferenz wieder Mutige und Bremser geben. Doch der Prozess wird sich nicht mehr aufhalten lassen." Die Bewältigung des Missbrauchsthemas kann nach Zulehners Worten einen neuen Reformschwung in der katholischen Kirche entfachen. "Da bleibe ich ein Mann der Hoffnung."
Enttäuscht über Agieren in Frauenfrage
Der konservative Widerstand gegen die Reformen von Papst Franziskus geht aus Sicht Zulehners nur von einer "zahlenmäßig überschaubaren Gruppe" aus, könne Gläubige jedoch verunsichern. Dagegen richte sich die von ihm ins Leben gerufene Petition "Pro Pope Francis". Damit wolle er signalisieren, "dass die große Zahl der Gläubigen mit dem Kurs des Papstes zufrieden ist". Auch Franziskus' Gegner seien der Theologie des Papstamtes verpflichtet. "Deshalb glaube ich nicht, dass Franziskus gelähmt ist." Nach einer Klärung des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen werde sich der Papst vermutlich dem Problem des Priestermangels widmen.
Enttäuscht sei er am ehesten mit Franziskus' Agieren in der Frauenfrage, also der Rolle und dem Einfluss von Frauen in der Kirche. "Als Lateinamerikaner hat er da noch einen enormen Lernbedarf", sagte Zulehner.
Vom 21. bis 24. Februar treffen sich die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus aller Welt im Vatikan. Dabei beraten sie mit Papst Franziskus über eine Strategie zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. (tmg/KNA)