Ritter, Prunk und Klosterkäse
Es zeigt über einem Wolkenmeer die Entrückung und Krönung des heiligen Benedikt vor dem Thron des dreieinigen Gottes. In dem Gotteshaus befindet sich auch die sogenannte Ettaler Madonna, ein Marienbild, das jedes Jahr Ziel tausender Pilger ist.
Das Benediktinerkloster schaut auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde es im Jahr 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern zwischen den heutigen Städten Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau. Damals war es nicht nur Heimat für einen Mönchs- und einen Frauenorden, sondern auch für einen Ritterkonvent mit 12 Mitgliedern.
Sogar die erste Blütezeit des Klosters zu Beginn des 16. Jahrhunderts war mit den Ehrenmännern verbunden. Im Jahr 1710 gründete der damalige Abt Placidus Seitz eine Ritterakademie und rief damit die schulische Tradition Ettals ins Leben, die das Kloster bis heute prägt.
In der Folge wurde Ettal zu einem der wichtigsten Benediktinerklöster des Alpenlandes. Einen Dämpfer erhielt diese Entwicklung, als der Konvent 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben wurde. Erst 1900, also knapp 100 Jahre später, konnten die Mönche in das Gebäude zurückkehren. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 gründeten die in Ettal ansässigen Benediktiner ein weiteres Kloster in den neuen Bundesländern, das Kloster Wechselburg nahe Chemnitz in Sachsen.
Missbrauchsfälle auch in Ettal
Ettal ist heute ein beliebter touristischer Anziehungspunkt. Zum Kloster gehören landwirtschaftliche Betriebe, mehrere Gasthöfe, ein Kunstverlag, eine Destillerie und eine Brauerei. Es gibt auch eine Schaukäserei, in der vor den Augen der Besucher klostereigene Käse hergestellt werden.
Im Zuge des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche hat das Kloster für Negativschlagzeilen gesorgt. Nach einem Ende 2011 veröffentlichten Bericht eines unabhängigen Gutachters sind im dortigen Gymnasium und Internat bis etwa 1990 über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten Schüler Opfer von sexuellem Missbrauch und schweren körperlichen Misshandlungen durch Ordensgeistliche geworden. Inzwischen hat der Konvent einen Entschädigungsfonds mit einer halben Million Euro eingerichtet, aus dem jedes Opfer eine Zahlung erhalten kann.