Standpunkt

Für einen Mittelweg beim Thema Frauenordination

Veröffentlicht am 17.07.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Befürworter und Gegner der Frauenordination in der Kirche stehen sich weitgehend unversöhnlich gegenüber. Umso wichtiger wäre die Suche nach einem Kompromiss, so Pater Nikodemus. In seinem Kommentar macht er einen konkreten Vorschlag.

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In den letzten Wochen beschäftigt mich immer wieder ein Thema: Die Frage nach der Frauenordination in der katholischen Kirche. Ich höre viel zu, tausche mich mit verschiedensten Menschen darüber aus, lese dazu und spüre, wie meine Seele hin- und herschwankt zwischen den verschiedenen Positionierungen und Argumenten. Ich nehme wahr, dass viele in dieser Frage schon für sich eine klare Position dafür oder dagegen gefunden haben und über die jeweilige Gegenposition gerne heftig mit dem Kopf schütteln. Ich selbst finde mich etwas allein irgendwie dazwischen wieder, da in meinen Augen beide Seiten gute und reflektierte Argumente nennen und diese jeweils auch mit großer persönlicher Glaubwürdigkeit aus ihrem Glauben heraus vorbringen.

Gibt es denn überhaupt eine Chance auf einen Mittelweg? Die zweifelsohne notwendige stärkere Besetzung von Führungspositionen in der Kirche mit Frauen kann ja sicher nicht die einzige Antwort sein. Es geht doch darum, dass Frauen eine wichtigere Rolle bei der Feier der Eucharistie spielen sollten, da die Liturgie, gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil "der Höhepunkt" ist, "dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt" (Sacrosanctum Concilium 10).

Dabei stellt sich mir die drängende Frage, warum die Homilie in der Feier der Eucharistie unbedingt ein Kleriker halten muss? Das Argument, dass der Vorsteher der Eucharistiefeier auch dem Wortgottesdienst vorstehen soll, um somit die Einheit der beiden Tische – dem des Wortes und dem des Altarsakraments – zu verdeutlichen, verfängt meines Erachtens nicht wirklich, da ja auch Diakone predigen dürfen, obwohl sie der Eucharistiefeier nicht vorstehen können. Was spricht gegen eine wirkliche Neuentdeckung des liturgischen Dienstamtes des Lektors und der Lektorin, mit dem ja nur Nicht-Kleriker beauftragt werden können?

Meines Erachtens sollten Lektorinnen und Lektoren nicht nur mit der Verkündigung des Wortes Gottes, sondern auch mit seiner Auslegung beauftragt werden, was voraussetzt, dass nur Frauen und Männern dieses Amt anvertraut wird, die eine gründliche theologische und homiletische Ausbildung nachweisen können. Vielleicht könnte dies sogar der Weg hin zu einer geschwisterlichen Kirche werden: Männer als Diener am Tisch des Sakraments und Frauen als Dienerinnen am Tisch des Wortes?

Von Pater Nikodemus Schnabel

Der Autor

Pater Nikodemus Schnabel OSB ist Benediktinermönch der Dormitio-Abtei in Jerusalem.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.