Albrecht von Croy über die Hartz-IV-Diskussion

Können wir Würde bezahlen?

Veröffentlicht am 22.03.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Albrecht von Croy über die Hartz-IV-Diskussion

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Nun ist die "Sau" schon fast wieder aus dem Dorf, die der neue Gesundheitsminister Spahn losgelassen hatte, mit seiner Äußerung, Hartz IV bedeute nicht Armut, sondern sei die Antwort der Solidargemeinschaft auf Armut. Es stand zu befürchten, dass die schnelle Medienmeute schon wieder Anderem hinterherjagt, ohne sich die Mühe einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesem Thema überhaupt gemacht zu haben. Doch nun beginnt in Politik und Medien doch eine Debatte, ob menschliche "Würde" je Teil eines staatlichen Hilfepaketes sein kann.

"Damit hat jeder das, was er zum Leben braucht", hatte Spahn gesagt. Ist das so? Materiell vielleicht, aber wo bleibt die ideelle Komponente, wo die Rücksicht auf die Selbstachtung der Betroffenen, die eben doch von einem normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind? Und wer ausgeschlossen ist, verliert mit der Zeit seine Selbstachtung, seinen Respekt vor sich selbst. Die nun gottlob beginnende Diskussion um die "Hinzuverdienstregeln" geht in die richtige Richtung: die Betroffenen dürfen nicht einfach nur alimentiert werden, denn es geht gar nicht so sehr um eine Erhöhung des Hartz-IV-Satzes, sondern um das selbstverdiente Geld, das den Betroffenen ihre Würde wiedergibt. Der Staat hat sich bisher zu sehr in der Rolle des Kümmerers gefallen und wir alle hatten damit zu schnell unseren Frieden gemacht: Die "Hartzer" sind (finanziell) versorgt, mehr muss uns nicht beunruhigen. Doch, muss es: Denn durch diese Haltung bleiben sie abhängig. Abhängig von solch gelegentlich losgetretenen Diskussionen, die meist würdelos über ihre Köpfe hinweg geführt werden. Abhängig von staatlichem Goodwill und abhängig auch vom Rest der Gesellschaft, der den Transfer bezahlt.

Es ist unser aller Aufgabe, es ist die Aufgabe der staatlichen wie kirchlichen Organisationen, das Bewusstsein zu verändern und die nun endlich geführte Diskussion entschieden zu begleiten: Diese Menschen müssen mehr und besser von ihrem Arbeitslohn leben können. Nur wer sich aus Hartz IV selbst wieder befreien kann, erringt seine Würde, seine Selbstachtung und seine Ehre zurück.

Von Albrecht von Croy

Der Autor

Albrecht von Croy ist Mitherausgeber von "theo – das katholische Magazin".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.