Münster darf sich gerne wiederholen
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Mit einer schlichten Erfolgsmeldung ist es nicht getan. Der 101. Deutsche Katholikentag in Münster war nicht nur einfach sonnig und schön. Vielmehr lässt sich eine grundlegende Veränderung beobachten, vielleicht sogar ein Einschnitt feststellen, eine Trendwende gar. Es ist eben nicht nebensächlich und nicht nur auf die treuen Münsterländer zurückzuführen, wenn sich 50.000 Dauerteilnehmer und dazu 30.000 Tagesbesucher beim Katholikentag anmelden. Eine derartige Zahl Menschen, die sich vornimmt rund fünf Tage beim Katholikentag mitzumachen, hat es seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr gegeben. Dafür, dass manche den Katholikentag schon tot gesagt haben, oder ihn sogar bekämpft haben (auch Bischöfe), ist das eben doch mehr als beachtlich.
Dieser Erfolg ist nicht vom Himmel gefallen, er ist kein Zufall. Zwei Gründe sind maßgeblich. Erstens: Die Katholikentage haben sich still und leise doch gewandelt. Sie haben sich geöffnet, ihre Angebote verbreitert, ohne ihre (kirchen-) politische Tradition zu verleugnen. Auf der einen Seite ist der "Katholikentag von unten" längst Geschichte. Themen wie Homosexualität in der Kirche oder die Auseinandersetzung mit den Geschlechterfragen sind längst integriert. Auf der anderen Seite gehören geistliche Gemeinschaften oder auch "Nightfever" zum Katholikentag dazu. Aber mehr noch, nicht nur an den vermeintlichen Rändern, sondern auch in der Mitte hat der Katholikentag mit viel Gelassenheit eine größere Bühne für den Normalo-Katholiken bereitet, der sich gerade nicht mit Kirchenreformen beschäftigen will – ohne sie gänzlich abzulehnen. So wurden die aktuellen ökumenischen Streitfragen zwar präsent gehalten – aber die Demut von Bischof Felix Genn war wohltuend, als er die bischöflichen Konfliktlinien selbstkritisch beschrieb.
Der zweite Grund für den Erfolg ist die enge Zusammenarbeit von ZdK und Ortsbischof. Ohne die systematische Werbung und Anwerbung des Bistums wären nicht 24.000 Dauerteilnehmer aus der Region gekommen. Dass dann dennoch ein paar Leute verhindern wollten, dass eine Wallfahrt nach Telgte zum offiziellen Programm gehörte – und das Bistum darum kämpfen musste, gehört zu den ärgerlichen Anekdoten am Rande. Die Katholikentage sind zum Fest des Glaubens der ganzen Kirche geworden, nicht nur derer, die eine "andere" Kirche wollen und nicht ohne die, die an der bestehenden Kirche hängen. Münster darf sich gerne 2022 wiederholen, gerne auch in Münster.