Vorgeburtliche Bluttests: Selektion statt Inklusion?
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Der Bundestag debattiert an diesem Donnerstag darüber, ob vorgeburtliche genetische Bluttests zur Diagnose von Trisomien wie etwa dem Down-Syndrom in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden sollen. Die FDP twitterte dazu vor ein paar Tagen: "Trisomie-21-Test muss Kassenleistung werden!" und zeigte dabei ein Foto mit einem Kind mit Down-Syndrom in den Armen seiner Mutter. "Missverständlich" nannte das die FDP anschließend und löschte den Tweet.
Missverständlich? Wir haben verstanden! Bilder sagen mehr als Worte. Der "Iconic turn at its best", mag man ausrufen. Denn das Bild mit dem Kind mit Down-Syndrom zeigt deutlicher als alles andere: Hier geht es um Menschenleben. Da lässt sich nichts verbal verklausulieren und schönreden.
Lebenshilfeorganisationen und Interessensverbände für Menschen mit Down-Syndrom rufen für den 10. April in Berlin zur Demonstration auf. Sie wissen, was es bedeutet, wenn man den Bluttest von den Krankenkassen finanzieren lässt. Schätzungen sagen, dass neun von zehn Frauen sich für eine Tötung des Kindes entscheiden, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es das Down-Syndrom hat. Eltern von Kindern mit Behinderung würden mehr und mehr unter Rechtfertigungsdruck geraten. Der Druck auf Schwangere, "alles zu tun, alles zu testen" würde steigen. Und überhaupt: Wie müssen sich Menschen mit Down-Syndrom in unserer Gesellschaft fühlen, wenn sie "vermeidbar" waren?
Sprechen wir in anderen Zusammenhängen nicht immer von Inklusion und Willkommenskultur? Ja, das tun wir, wenn die Kinder einmal geboren sind. Aber was ist mit den Kindern im Mutterleib? Haben sie kein Recht, nur weil man sie nicht sieht? Gilt deswegen hier nicht Inklusion, sondern Selektion? Auch hier könnten Bilder helfen, zu verstehen, dass es um Menschenleben geht. Es geht um Menschen, die erwiesenermaßen ein glückliches Leben führen können.
Und noch etwas: Der Geschäftsführer der "Stiftung Ja zum Leben", Rainer Klawki, hat vorgerechnet, was der pränataldiagnostische Bluttest, wenn er flächendeckend eingesetzt wird, schätzungsweise kosten würde. Bei einem Durchschnittspreis des Tests von rund 300 Euro und jährlich etwa einer Million Schwangerschaften – Abbrüche mit eingerechnet – käme man auf 300 Millionen Euro. Bei rund 1.000 Geburten von Kindern mit Down-Syndrom in Deutschland entspricht das einem Betrag von 300.000 Euro pro Kind mit Trisomie 21. Man stelle sich vor, der Bundestag würde entscheiden, pro Kind mit Down-Syndrom 300.000 Euro zur Verfügung zu stellen, um die Eltern und Einrichtungen zu unterstützen. Das wäre ein deutliches und unmissverständliches Zeichen einer Willkommenskultur. Unser Blick muss auf das Kind gerichtet sein, nach und vor der Geburt. Bilder können dabei helfen.