Traditionalistenbischof über Verhandlungen mit Rom

Fellay: Einigung mit dem Vatikan steht bevor

Veröffentlicht am 06.09.2016 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Bernard Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft Sankt Pius X.
Bild: © KNA
Traditionalisten

Bonn/Wanganui ‐ Große Freude beim Chef der Piusbruderschaft: Die Verhandlungen mit dem Vatikan gehen ihrem Abschluss entgegen, sagt Bischof Bernard Fellay. Und das, obwohl er stets auf seine Bedingungen poche.

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Der Generalobere der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, erwartet eine Einigung mit dem Vatikan. "Ich halte es nicht für unmöglich, dass wir am Wendepunkt der Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils stehen", sagte er Ende August bei einem Vortrag im neuseeländischen Wanganui.

Fellay: Personalprälatur wie "Superdiözese"

In seiner gut zweistündigen Ansprache ging das Oberhaupt der traditionalistischen Priesterbruderschaft auf die jüngste Annäherung zur katholischen Kirche ein. Im Juli hatte der Vatikan der bislang nicht offiziell anerkannten Gruppierung den Status einer sogenannten Personalprälatur innerhalb der Kirche in Aussicht gestellt. Das sei "so etwas wie eine 'Superdiözese', unabhängig von den Ortsbischöfen", erklärte Fellay. Demnach solle die Prälatur von einem Bischof geleitet werden, den der Papst – ähnlich wie bei der Ernennung von Diözesanbischöfen – aus einer Vorschlagsliste der Bruderschaft auswählt. Der Bischof habe auch das Recht, Schulen und Priesterseminare zu betreiben, sowie Gesellschaften des geweihten Lebens anzuerkennen. "In anderen Worten: keine Änderung für Euch", sagte Fellay den Zuhörern seines Vortrags in der Pfarrei der Piusbrüder. "Alles, was sich mit der Anerkennung (durch den Vatikan) verändern wird, ist, dass Ihr dann Katholiken seid."

Wann ein Abschluss der Verhandlungen zu erwarten ist, bleibt laut dem Bischof bislang jedoch vollkommen offen. "Es gibt derzeit keine Entscheidung zu fällen. Ich kann nicht sagen, ob es morgen oder in einem Jahr passieren wird, ich habe keine Ahnung."

Linktipp: Erzbischof: Zentrale Konzilsbeschlüsse anerkannt

Kurienerzbischof Guido Pozzo sieht eine Annäherung zwischen den Piusbrüdern und dem Vatikan. Er verweist dabei auf die geringere Verbindlichkeit einiger Dokumente des Zweiten Vatikanishen Konzils. (Artikel von Juli 2016)

Papst Franziskus hatte die Schaffung der Personalprälatur im Mai dieses Jahres selbst als "eine mögliche Lösung" des Konflikts bezeichnet. Im April war es zum ersten Treffen zwischen ihm und dem Bruderschaftsoberen Fellay gekommen. Der auf vatikanischer Seite für die Gespräche zuständige Sekretär der Kommission "Ecclesia Dei", Kurienerzbischof Guido Pozzo, hatte ebenfalls eine Annäherung signalisiert. Große Fortschritte habe man insbesondere in der Frage der Anerkennung von Konzilsbeschlüssen gemacht. Zwischen der katholischen Kirche und der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. bestehen seit ihrer Gründung im Jahr 1969 Spannungen. Im Jahr 1988 stellte der Vatikan die Exkommunikation des Gründers Marcel Lefebvre und vier von ihm unerlaubt geweihten Bischöfen fest. Papst Benedikt XVI. ließ diese Strafe im Jahr 2009 aufheben. Die Bruderschaft lehnt bis heute Bestandteile des Zweiten Vatikanischen Konzils ab.

Fellay habe dem Angebot selbst zunächst keinen Glauben schenken wollen. Er habe sich daraufhin schriftlich nach Rom gewandt und daran erinnert, dass auch die Bruderschaft Bedingungen an eine Einigung stelle. Die Piusbrüder lehnten die "neue Messe" und die Handkommunion weiterhin ab und gingen zudem davon aus, dass die Sakramente in der katholischen Kirche in sehr vielen Fällen ungültig gespendet würden. Laut Fellay habe der Vatikan darauf zu seiner Überraschung jedoch nicht ablehnend reagiert. "Ich habe mich gefragt: 'Was ist da los?!'

Fellay: Wir haben das Monopol auf Angriffe verloren

Der Bruderschaftsobere könne sich dies nur so erklären, dass "manche Menschen, die noch ein Gewissen haben, entsetzt davon sind, was in der Kirche geschieht". Er nehme selbst einen wachsenden Widerstand von Kardinälen und Bischöfen innerhalb der Kirche gegen den Kurs von Papst Franziskus wahr. "Noch vor zwei bis drei Jahren waren wir die einzigen, die gesagt haben, dass das falsch ist. Jetzt haben wir das Monopol auf solche Angriffe verloren", erklärte Fellay. "Jetzt bekommen wir eine Einladung zum Widerstand, das ist neu." Dennoch sei zu erwarten, dass eine Anerkennung der Bruderschaft "viele Konflikte" mit den Ortsbischöfen hervorrufen würde, warnte Fellay. "Wir müssen also umsichtig vorgehen." (kim)

Themenseite: Traditionalisten

Lange spielten sie in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle. Doch als Papst Benedikt XVI. die Messe nach tridentinischem Ritus 2007 wieder erlaubte, fanden auch sie wieder mehr Beachtung: die Traditionalisten. Die bekanntesten unter ihnen sind die Piusbrüder.