Erzbischof Koch weist Kritik zurück

Kirche als Wahlhelfer für die AfD?

Veröffentlicht am 16.09.2016 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Berlin ‐ Zwei Bischöfe laufen mit beim Marsch für das Leben am Samstag in Berlin. Doch auch AfD-Politiker sind dabei, die tags drauf bei den Wahlen in der Hauptstadt antreten. Nun steht die Kirche in der Kritik.

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Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch weist Vorwürfe zurück, die Kirche stelle sich auf die Seite der AfD, wenn sie am "Marsch für das Leben" am Samstag in Berlin teilnehme. "Kirche läuft nicht unter dem Banner der AfD", schrieb Koch am Donnerstagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. An dem Marsch nähmen Menschen teil, die in unterschiedlichen Parteien und Gruppierungen engagiert seien.

Am Sonntag wählt Berlin

Auf Twitter und in Internetforen hatte es zuvor kritische Anfragen gegeben. Unter anderem wurde gefragt, ob die Kirche durch den gemeinsamen Auftritt zum Wahlhelfer für die AfD werde, die am Sonntag bei den Berliner Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen antritt.

Der jährliche "Marsch für das Leben" wird vom Bundesverband Lebensrecht organisiert, in dem 13 Lebensschutzorganisationen zusammengeschlossen sind. Bei dem Marsch wollen die Teilnehmer für das Lebensrecht jedes Menschen sowie gegen Abtreibung und Sterbehilfe demonstrieren. Von den katholischen Bischöfen hat neben Koch auch Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg seine Teilnahme angekündigt.

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Voderholzer war bereits im vergangenen Jahr bei der Veranstaltung mit etwa 7.000 Menschen dabei, die von mehreren Gegendemonstrationen begleitet wurde. 2015 lief auch die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende, Beatrix von Storch, bei der Demonstration in vorderster Reihe mit. Auch diesmal werde sie teilnehmen, zusammen mit weiteren AfD-Mitgliedern, kündigte ein Sprecher der Partei im Vorfeld an.

In einem am Donnerstag veröffentlichten Grußwort hatte sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz hinter die Ziele des Marsches gestellt, "sich für die unverbrüchliche, von Gott geschenkte Würde aller Menschen einzusetzen".

In einem eigenen Grußwort schreibt Erzbischof Koch unter anderem: "Wir setzen keine Grenzen, wir errichten keine Mauern des Lebens, nicht an den Grenzen Europas, nicht an den Grenzen der Kulturen und Religionen, nicht an den Grenzen des Alters, der Krankheit, des Behindert-Seins oder des sterbenden Lebens. Wir lassen leben." Ausdrücklich weist er auf die Schwachen am Anfang und am Ende des Lebens hin, aber auch "die Flüchtlinge und die Leistungsschwachen, die Menschen in Aleppo und in den Todeszellen der Gefängnisse dieser Welt".

Bündnis für weltoffenes und tolerantes Berlin

Koch hatte am Donnerstag auch an der Gründung des "Bündnisses für ein weltoffenes und tolerantes Berlin" mitgewirkt. Dieses warnt unter anderem davor, "dass rechtspopulistische und rechtsextreme Gruppierungen das Thema Flucht und Migration derzeit nutzen, um Feindseligkeit zu schüren und die freiheitlich-demokratische Ordnung infragezustellen". (KNA)

Marx würdigt Marsch für das Leben

Viel Erfolg und eine rege Teilnahme - das wünscht Kardinal Reinhard Marx der Demonstration, die am Samstag in Berlin stattfindet. In diesem Jahr habe der Marsch eine besondere Aktualität.