Ratzinger-Preis erstmals für orthodoxen Theologen
Der Joseph-Ratzinger-Preis ist in diesem Jahr erstmals an einen orthodoxen Theologen verliehen worden. Papst Franziskus überreichte die Auszeichnung am Samstag im Vatikan an den Griechen Ioannis Kourempeles und den Mailänder Theologie-Historiker Inos Biffi. Kourempeles, der auch in Erlangen und Heidelberg studierte, lehrt "Dogmatische und Symbolische Theologie" in Thessaloniki. Biffi wirkte bis zu seiner Emeritierung als Professor an der Theologischen Fakultät für Norditalien in Mailand. Er trat vor allem mit Werken zur mittelalterlichen Theologie hervor.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nahm nicht an der Zeremonie teil. Er empfing die beiden Preisträger bereits am Freitag in seinem Alterssitz in den Vatikanischen Gärten. Kourempeles erhalte den Preis auch als Ermutigung, weiter nach Möglichkeiten für eine "fruchtbare Begegnung zwischen dem Denken Ratzingers und der orthodoxen Theologie" zu suchen, sagte Franziskus in seiner Ansprache. Der Ratzinger-Preis wird seit 2011 jährlich von der vatikanischen Stiftung "Joseph Ratzinger - Benedikt XVI." nach Rücksprache mit Benedikt XVI. verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Stiftung finanziert sich durch die Verkaufserlöse der Bücher des emeritierten Papstes sowie aus Spenden.
Papst Franziskus würdigte seinen emeritierten Amtsvorgänger anlässlich der Preisverleihung als großen Denker. "Die gesamte Kirche wird ihm immer dankbar sein", sagte Franziskus. "Die Tiefe des Denkens bei Joseph Ratzinger, die fest in der Schrift und in den Kirchenvätern verwurzelt und immer vom Glauben und vom Gebet genährt ist, hilft uns, offen zu bleiben für den Horizont der Ewigkeit." In seiner Enzyklika "Spe salvi" habe Benedikt XVI. 2007 tiefe Überlegungen zum Ewigen Leben und der Hoffnung darauf angestellt, so der Papst. Die jährliche Tagung der Ratzinger-Stiftung, die traditionell mit der Preisverleihung abschließt, beschäftigte sich in diesem Jahr mit der Eschatologie Joseph Ratzingers, also der Lehre von den letzten Dingen. (stz/dpa/KNA)