Menschenrechtler befürchten Ende des Christentums in Nahost

Christliche Präsenz vor dem Aus?

Veröffentlicht am 20.12.2016 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 
Eine Frau im Irak betet in einer Kirche.
Bild: © KNA
Nahost

Göttingen ‐ Die Situation der Christen im Nahen Orient ist kritisch: Sie stellen nur noch drei Prozent der Bevölkerung. Menschenrechtler befürchten, dass die christliche Geschichte in Nahost bald enden könnte.

  • Teilen:

Die Präsenz der Christen im Nahen Osten ist Menschenrechtlern zufolge bedroht. Anlässlich des anstehenden Weihnachtsfestes nannte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag aktuelle Zahlen zur Situation der Christen in der Region. Der christliche Bevölkerungsanteil im Vorderen Orient sei innerhalb der vergangenen 100 Jahre von 20 auf 3 Prozent gesunken, sagte der zuständige Referent der GfbV, Kamal Sido. Wegen der dauerhaften Gewalt in Nahost "droht die 2.000-jährige Geschichte der Christen für immer zu Ende zu gehen".

Im Irak habe sich die christliche Minderheit von 1,5 Millionen auf höchstens noch 300.000 Gläubige reduziert, sagte Sido. In Syrien sei die Terrormiliz "Islamischer Staat" auf dem Vormarsch und bedrohe die wenigen im Zentrum des Landes verbliebenen Christen. Nach Ansicht des Nahost-Referenten ist auch in der Türkei die christliche Minderheit massiv bedroht. So wurde die einzige christliche Bürgermeisterin des Landes, Februniye Akyol, wegen angeblicher Kontakte zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zwangsweise abgesetzt.

Mit Blick auf die Zukunft des Nahen Ostens forderte Sido für Christen "staatlich garantierte und gesellschaftlich unterstützte Glaubensfreiheit, sonst können sie dort kaum überleben". Eine Rückkehr der geflohenen Christen sei nur möglich, wenn es internationalen Schutz vor radikalen Islamisten gebe. Sido erinnerte an die beiden seit April 2013 entführten Bischöfe von Aleppo, Mar Gregorius Yohanna Ibrahim und Boulos Jazigi. Die ungewisse Situation der beiden Bischöfe der syrisch-orthodoxen und griechisch-orthodoxen Kirche "spiegelt die aussichtslose Lage der Christen in Syrien wider". Nach Sido hätten die beiden Bischöfe immer wieder zu Dialog und Versöhnung aufgerufen und könnten so ein Vorbild für die Situation in Nahost sein. (rom)