Die Sicherheitskonzepte der Kirche für Weihnachten nach Berlin

"Den Dom nicht zur Festung ausbauen"

Veröffentlicht am 22.12.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
"Den Dom nicht zur Festung ausbauen"
Bild: © KNA
Terrorismus

Bonn ‐ Wie steht es nach dem Anschlag in Berlin an Weihnachten um die Sicherheit der Kathedralen? Katholisch.de hat bei den Bischofskirchen nachgefragt, welche Maßnahmen sie treffen.

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Gerade wegen des Anschlags in Berlin das Weihnachtsfest uneingeschränkt feiern – das ist der Tenor aus den Bistümern nach dem Anschlag von Berlin. Die Weihnachtsgottesdienste sollen weiterhin für alle offen bleiben. So betont der Kölner Dompropst Gerd Bachner gegenüber katholisch.de: "Wir wollen den Dom nicht zur Festung ausbauen."

Gleichwohl werde das Sicherheitskonzept dauernd den aktuellen Herausforderungen angepasst. Die Dom-Verantwortlichen stünden in einem permanenten Austausch mit der Polizei und der Stadt Köln, die Mitarbeiter der Kathedrale würden regelmäßig in Hinsicht auf die Sicherheitslage geschult. "Wir sind uns unserer Verantwortung für die Gottesdienstbesucher und die zahlreichen Touristen sehr bewusst und immer wachsam", so Bachner.

Erzbistum Freiburg ist schon länger sensibilisiert

Er begrüßt auch die derzeit hohe Präsenz der Polizei in der Umgebung der Kathedrale, die gerade während der Weihnachtsgottesdienste noch einmal verstärkt werden soll. "Es ist für uns ein wichtiges Anliegen, den Besuchern des Domes und der Domumgebung ein gutes Gefühl zu geben." Für Einlasskontrollen sieht Bachner zurzeit jedoch keinen Anlass.

Linktipp: "Gerade jetzt müssen wir Weihnachten feiern"

Kann man nach dem Terroanschlag von Berlin überhaupt Weihnachten feiern? Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagt: ja. Weihnachten sei eine trostreiche Nacht und ein Ausdruck der Liebe für andere Menschen.

Ganz ähnlich bewertet das Erzbistum Freiburg einige hundert Kilometer weiter im Süden die Lage. Nach Angaben von Sprecher Robert Eberle steht die auch die Erzdiözese im ständigen Austausch mit der Polizei. Durch die unmittelbare Nähe zu Frankreich seien die Verantwortlichen des Erzbistums und der Polizei schon seit längerer Zeit für die veränderte Sicherheitslage sensibilisiert. "Menschen, die die Gottesdienste besuchen, werden etwa gebeten, keine großen Rücksäcke und Taschen mitzubringen", berichtet Eberle. Gesonderte Maßnahmen als Reaktion auf den Berliner Anschlag sind daher nicht geplant. "Ich warne davor, jetzt in Panik auszubrechen", so der Sprecher.

Auch in Berlin, dem Ort des Anschlags, rät das Erzbistum zu Ruhe. Schon am Dienstag beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlags hatte Erzbischof Heiner Koch die Devise ausgegeben: "Wir feiern Weihnachten, jetzt erst recht". Wie auch Pressesprecher Stefan Förner betont, gilt weiterhin für alle Menschen die Einladung, die Gottesdienste zu Weihnachten zu besuchen. "Gott ist nicht nur für die Christen Mensch geworden". Die ohnehin bestehenden Sicherheitsvorkehrungen müssten nun nicht neu bewertet werden.

Bild: ©rcfotostock/Fotolia.com

"Schon nach dem Terroranschlag in einer französischen Kirche im Juni dieses Jahres hat das Domkapitel die Aufsicht im Aachener Dom angewiesen, besonders wachsam zu sein", so der Sprecher des Aachener Domkapitels, Franz Kretschmann.

Zum gleichen Schluss sind auch die Verantwortlichen in Aachen gekommen. "Schon nach dem Terroranschlag in einer französischen Kirche im Juni dieses Jahres hat das Domkapitel die Aufsicht im Aachener Dom angewiesen, besonders wachsam zu sein und alle verdächtigen Gegenstände und Rücksäcke zu kontrollieren", erklärt der Sprecher des Domkapitels, Franz Kretschmann. Während der gesamten Öffnungszeit der Kathedrale stünden zwei Aufsichten bereit. Bei Bedarf könnten sie schnell Kontakt zur Polizei herstellen. Zu den Weihnachtsgottesdiensten würden zusätzliche ehrenamtliche Ordnungskräfte eingesetzt.

Großer Personaleinsatz im Paderborner Dom

Dompropst Manfred von Holtum betont, dass der Aachener Dom als Weltkulturerbe grundsätzlich allen Menschen und besonders Betern offen stehe. "Wir wollen auch in Zukunft, dass die Gläubigen freien Zugang zu den Gottesdiensten haben", so von Holtum. "Sie sollen sich sicher fühlen können, so weit dies menschenmöglich ist."

Für das Erzbistum Paderborn weist auch Sprecher Ägidius Engel daraufhin, dass der Dom sich schlicht nicht "bis in jede Ecke hinein schützen" lasse. Details von Sicherheitskonzepten gehörten nicht in die Öffentlichkeit: "Zum Liborifest gab es beispielsweise im Dom Polizisten in Zivil. Dies wurde aber bewusst vorher nicht groß angekündigt, um eine gewisse 'verdeckte Sicherheit' zu gewährleisten", erklärt Engel. Auch vor Weihnachten würden Details zur Sicherheitsstrategie nicht offen genannt. Das Domkapitel berate derzeit mit den Verantwortlichen von Stadt und Kreis Paderborn, da der Landrat die Verantwortung für die Polizei habe. In jedem Fall sei jedoch die Domgilde als ehrenamtliche Aufsicht während der Weihnachtsgottesdienste mit "großem Personaleinsatz und erhöhter Sensibilität" vertreten. Schon jetzt habe die Polizei ihre Präsenz im Bereich des Doms und des Weihnachtsmarkts erhöht, dessen Zugänge durch LKW-Barrikaden geschützt seien.

Bild: ©picture alliance/dpa

Ein Soldat bewacht die Kathedrale Notre Dame in Paris. Seit den Anschlägen vor einem Jahr werden die Taschen der Besucher des Gotteshauses kontrolliert.

Auch in unseren Nachbarländern ist die Sicherheit der Kirchen zu Weihnachten ein Thema. In Frankreich bleiben die hohen Vorkehrungen bestehen. Das Schutzkonzept sei bereits vor dem Berliner Terroranschlag in Kraft getreten und werde nicht geändert, sagt eine Sprecherin der Französischen Bischofskonferenz. Besonders gesichert wird nach ihren Angaben die Pariser Kathedrale Notre-Dame. Dort gibt es bereits seit einem Jahr Taschenkontrollen am Eingang. Auch in der Kirche, die im September knapp einem Anschlag entging, wacht Sicherheitspersonal in Uniform wie in Zivil.

Erhöhte Polizeipräsent in Großbritannien

In Großbritannien sind die Maßnahmen in Kirchen und an öffentlichen Plätzen verschärft. Nach dem Attentat in Berlin patrouillierten zahlreiche bewaffnete Sicherheitskräfte unter anderem in der Kathedrale von Canterbury, wie die "Daily Mail" am Mittwoch berichtet. Über die Feiertage solle die Polizeipräsenz auch auf öffentlichen Veranstaltungen, Weihnachtsmärkten und an Touristenattraktionen deutlich erhöht werden, hieß es. Scotland Yard teilte mit, dass die Straßen rund um den Buckingham-Palast von Mittwoch an gesperrt seien.

Am Montagabend war ein Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gerast. Dabei wurden nach bisherigen Angaben zwölf Menschen getötet, 48 teils schwer verletzt. Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" beanspruchte die Tat für sich. (mit Material von KNA)

Von Gabriele Höfling