Schmuggler und Vermittler: Bischof Capucci ist tot
Hilarion Capucci, umstrittener ehemaliger griechisch-katholischer Erzbischof von Jerusalem, ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 94 Jahren in Rom, wie italienische Medien am Montag berichteten. Der aus Syrien stammende Capucci, der einst Apostolischer Visitator für die mit Rom unierten Melkiten in Westeuropa war, lebte seit mehr als 40 Jahren in der italienischen Hauptstadt im Exil.
Die eine, vielfältige Kirche
Der in Aleppo geborene Capucci hatte im Laufe seiner Amtszeit (1965-1999) wie kein anderer Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. 1974 entdeckte der israelische Geheimdienst in seinem Auto am Grenzübergang von Jordanien ins Westjordanland versteckte Waffen. Wegen Beihilfe zum Terror verurteilte ein israelisches Gericht den Erzbischof zu zwölf Jahren Haft; auf Bitten des Vatikan wurde Capucci Ende der 70er Jahre freigelassen.
Der Heilige Stuhl verpflichtete sich gegenüber Israel, dass Capucci nicht nach Israel zurückkehren und keine politischen Aktivitäten gegen Israel mehr aufnehmen werde. 2009 nahm die israelische Armee den Erzbischof an Bord eines Schiffes fest, mit dem Menschenrechtler trotz der israelischen Seeblockade Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollten.
Mehrmals im Hungerstreik
Immer wieder unternahm Capucci - meist auf eigene Faust - spektakuläre "Vermittlungsversuche" im Nahen Osten, so etwa während der Teheraner Geiselaffäre von 1980, bei der er die gefangenen Amerikaner als Vertreter des Imperialismus bezeichnet haben soll. Auch im Irak war Capucci 1990 als Vermittler tätig, um die Freilassung italienischer Bürger zu erreichen. Mehrmals trat Capucci in Hungerstreik für die Sache der Palästinenser, mit deren Führern er seit jeher ausgezeichnete Beziehungen unterhielt. (KNA)