Papst Franziskus betet Angelus-Gebet in Rom

"Wehe, wenn die Kirche sich selbst verkündigt"

Veröffentlicht am 15.01.2017 um 14:35 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Wenn die Kirche sich nur noch auf sich selbst beziehe, verliere sie die Orientierung, warnte Papst Franziskus beim Angelus-Gebet in Rom. Die Botschaft des Glaubens sei eine ganz andere.

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Papst Franziskus hat die Kirche vor Selbstbezogenheit gewarnt. Wenn die Kirche nur sich selbst verkündige, verliere sie die Orientierung. Der Inhalt ihrer Botschaft könne allein Christus sein, der sein Volk von den Sünden erlöse und "in das Land der wahren Freiheit" führe, sagte der Papst am Sonntag beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz.

"Die Kirche bringt Christus"

"Wehe, wehe, wenn die Kirche sich selbst verkündigt; sie verliert den Kompass, weiß nicht, wohin sie geht", sagte Franziskus. Die Kirche bringe "nicht sich selbst, sie bringt Christus".

Die Taufe Jesu im Jordan nannte der Papst in diesem Zusammenhang eine "entscheidende historische Tatsache" für den christlichen Glauben und die Mission der Kirche. Franziskus erinnerte dabei an die Schilderung im Johannesevangelium. Demnach sei Christus "der einzige Retter", demütig und "inmitten der Sünder".

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Die Flüchtlingskrise fordert Staat, Gesellschaft und Kirchen mit ganzer Kraft heraus. Auch die katholische Kirche in Deutschland engagiert sich umfangreich in der Flüchtlingsarbeit. Weitere Informationen dazu auf der Themenseite "Auf der Flucht".

Dieser Gedanke komme auch in jeder Messfeier zum Ausdruck, wenn der Priester die geweihte Hostie mit dem Ruf "Seht das Lamm Gottes" zeige. "Diese Geste symbolisiert die ganze Sendung der Kirche", sagte der Papst.

Beim Angelus ging Franziskus auch auf den Weltflüchtlingstag ein, den die Kirche an diesem Sonntag feiert. Er mahnte Migranten,  die Gesetze und Traditionen ihrer Aufnahmeländer zu respektieren. Zugleich sollten sie die Werte ihrer angestammten Kultur bewahren. Franziskus verlangte zudem Schutz und Integrationsmaßnahmen für minderjährige Migranten. Diese "kleinen Brüder" seien so vielen Gefahren ausgesetzt, dass jede auch nur denkbare Maßnahme nötig sei, um ihren Schutz zu gewährleisten.

Migranten sollten an den Orten, wo sie unterkämen, "unbeschwert" leben können. "Die Begegnung unterschiedlicher Kulturen ist immer eine Bereicherung für alle", sagte der Papst. Er dankte allen, die sich bereits für Flüchtlinge einsetzen und ermutigte die kirchliche Flüchtlingsarbeit, ihr Engagement fortzusetzen. In den Fremden sei "Jesus gegenwärtig, oft leidend, abgewiesen und gedemütigt", so Franziskus.

Mehr als 400 Minderjährige starben

Der Sonntag wird von der katholischen Kirche als "Welttag des Migranten und des Flüchtlings" begangen. Er steht unter dem Motto "Minderjährige Migranten - verletzlich und ohne Stimme". Italiens Küsten erreichten 2016 besonders viele Flüchtlinge. Mehr als 5.000 überlebten die Flucht nicht - darunter zahlreiche Kinder. Seit 2015 seien mehr als 400 Minderjährige auf der Flucht über das Meer ums Leben gekommen, sagte der Präsident der Vatikanbehörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Kardinal Peter Turkson, dem "Osservatore Romano". (gho/dpa/KNA)

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Zum Weltmigrantentag fordern die Kirchen mehr Einsatz für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Damit richten sie sich nicht nur an den Staat, sondern auch an die eigene Adresse.