Oliver Maksan über den Dialog zwischen Vatikan und Al-Azhar

Kapitel Benedikt beendet?

Veröffentlicht am 22.02.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Oliver Maksan über den Dialog zwischen Vatikan und Al-Azhar

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Es ist eine erfreuliche Meldung: Vatikan und Al-Azhar nehmen ihren Dialog wieder auf. Sechs Jahre war das Gespräch zwischen der katholischen Weltkirche und einer der wichtigsten – ihrem Selbstverständnis nach natürlich wichtigsten - Institutionen der sunnitischen Welt ausgesetzt.

Dass der Dialog von Kairo einseitig abgebrochen wurde, daran traf den Heiligen Stuhl indes keine Schuld. Sein "Vergehen": Papst Benedikt hatte in einer Ansprache Ägypten zum besseren Schutz seiner christlichen Minderheit und der Religionsfreiheit aufgerufen. Dies genügte, um Kairo in Rage zu bringen. Dass Papst Benedikts Appell nach dem verheerenden Anschlag auf eine Kirche in Alexandria am Neujahrstag 2011 nicht grundlos war, liegt aber auf der Hand. Neben der Empörung über die angebliche Einmischung in Ägyptens innere Angelegenheiten mochte auch der Groll über die missverstandene Rede des Papstes in Regensburg noch immer eine wichtige Rolle gespielt haben.

Offenbar will man dieses Kapitel in Kairo nun hinter sich lassen. Das ist gut so. Während der IS in einem am Montag veröffentlichten Video den Christen Ägyptens den Krieg erklärt, ist die Bereitschaft zum Dialog zwischen Christen und Moslems das richtige Signal. Dennoch ist die Azhar-Universität nicht völlig unproblematisch oder gar ein Ort liberaler Reformtheologie.

Zweifelsohne ist die Universität unter der Führung des derzeitigen Großimams schon aufgrund staatlichen Auftrags bemüht, dem brutalen Radikalismus des "Islamischen Staats" theologisch beizukommen. Im Dialog zwischen Vatikan und Azhar muss aber auch das Gewaltproblem zur Sprache kommen, das der Islam in seiner orthodoxen Auslegung hat, für die die Azhar-Universität exemplarisch steht. Die traditionelle Theologie und Rechtsprechung hegt die Gewalt im Namen Gottes ein, erklärt sie aber nicht für uneingeschränkt falsch. Darüber wird zu reden sein. Das ist keine Einmischung von außen. Schließlich hat Ägyptens starker Mann und frommer Moslem Sisi 2015 vor der Azhar-Universität höchstselbst eine Reform des Islam angemahnt.

Von Oliver Maksan

Der Autor

Oliver Maksan ist Chefredakteur und Geschäftsführer der Würzburger katholischen Zeitung "Die Tagespost".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.