Petition von Kirchenkritikern in Cordoba will Enteignung von UNESCO-Erbe

Streit um die Kathedrale

Veröffentlicht am 06.03.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Spanien

Madrid ‐ Spaniens Kirche weht ein seit Jahren immer schärferer Wind aus Politik und Teilen der Gesellschaft entgegen. Zu der jüngsten Entwicklung zählen auch Online-Petitionen auf change.org , nach eigenen Angaben die "größte Petitionsplattform der Welt". Im Fokus stehen zwei Kampagnen gegen die andalusische Diözese Cordoba, der die sogenannte Moschee-Kathedrale (Mezquita-Catedral) untersteht:

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eine Bischofskirche, die im 16. Jahrhundert ihren Platz im Säulenwald einer vormaligen Moschee fand. Die bis heute befremdliche Mixtur gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO - und zu den meistbesuchten touristischen Zielen Spaniens.

"Die Mezquita zurück an die Stadt", heißt eine an Cordobas Bischof Demetrio Fernandez und den zur konservativen Volkspartei gehörigen Bürgermeister Jose Antonio Nieto gerichtete Petition. Sie prangert an, dass Kirchenvertreter das Bauwerk vor Jahren, unbemerkt von der Öffentlichkeit, zum Preis von 30 Euro offiziell als Besitz ins Grundbuch eintragen ließen. "Sie können uns nicht unser Erbe wegnehmen", so Ana Vera, Organisatorin der Petition. Trotz der mittlerweile verstrichenen Zeit sei die offizielle Inbesitznahme durch die Kirche unrechtmäßig.

Entfernt Kirche islamische Symbole?

Bislang hat diese Petition 12.500 Unterstützer gefunden. Weitere Kreise zog eine zweite, ähnlich gelagerte: Mehr als 143.000 Unterstützer haben sich dem Appell "Retten wir die Moschee von Cordoba - eine Moschee-Kathedrale für alle" angeschlossen. Hinter diesem kämpferischen, an die Regierung Andalusiens und die UNESCO gerichteten Aufruf steht die Forderung, der katholischen Kirche die Aufsicht über den Bau zu entziehen und sie den Bürgern beziehungsweise der öffentlichen Hand zu übergeben. Darin heißt es auch, die Kirche lasse heimlich islamische Symbole entfernen.

Bei der sozialistischen Regionalregierung Andalusiens stoßen die Bürgerbegehren auf offene Ohren. Sie kündigte eine juristische Prüfung an - was im Klartext von Planspielen eine Enteignung bedeuten könnte. Die Online-Petitionen treffen auf eine antikirchliche Stimmung in Spanien. Allerdings sind auch Zweifel an der Seriosität der Kampagne angebracht. Andalusien gilt als eine landesweite Hochburg von Korruption und Vetternwirtschaft. Kritiker werfen die Frage auf, ob es tatsächlich angezeigt ist, die Finanzverwaltung für ein weltberühmtes und vielbesuchtes Bauwerk von der Kirche an die öffentliche Hand zu übergeben.

Initiator ist mit andalusischer Regierung verstrickt

Geargwöhnt wird, dass hinter der vermeintlichen Bürgerkampagne gezielte Interessen stehen könnten. Als Initiator firmiert die "Plattform Mezquita-Catedral von Cordoba". Über verschlungene Pfade gelangt man darüber im Internet zu einem Biologieprofessor aus Cordoba, Miguel Santiago Losada, der auch die "Asociacion Kala" leitet, eine "Vereinigung zur Verteidigung von Minderheiten, Ethnien und Immigranten".

Die Zeitung "ABC" berichtet nun, die "Asociacion Kala" habe in den vergangenen Jahren 77.000 Euro Unterstützung durch die andalusische Linksregierung erhalten - und spekuliert, ob der Anstoß zu der Petition nicht womöglich eine Gegenleistung darstellt: als Wegbereitung für lukrative Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft mit der Moschee-Kathedrale.

Der Pressesprecher der Diözese Cordoba, Pablo Garzon, betonte auf Anfrage, die Kirche habe in Bezug auf die Mezquita-Catedral "immer aller Gesetze befolgt" - und das schon seit dem 13. Jahrhundert, als König Ferdinand III. "die Moschee der Kirche übergab". Eine Gegenpetition gibt es auch. Der Aufruf "Nein zur Enteignung der Kathedrale von Cordoba" unter hazteoir.org zählt bislang rund 87.000 Unterstützer. Es droht ein Kulturkampf der Petitionen.

Von Andreas Drouve (KNA)