Ein satirischer Wochenrückblick von Steffen Zimmermann

Katholiken können besser feiern

Veröffentlicht am 04.03.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein satirischer Rückblick auf die katholische Woche von Steffen Zimmermann

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Unsere Kirchen sind die Schönsten, Tollsten und vor allem die Größten - und das muss auch so bleiben! So lässt sich wohl die neueste Forderung von Markus Söder zusammenfassen. Am vergangenen Wochenende biederte sich der bayerische Heimat(schutz)minister wieder einmal beim Populisten-Stammtisch an, indem er im architektonischen Kräftemessen Artenschutz für Kirchtürme forderte. In Deutschland, so Söder, traue sich "ja kaum mehr jemand zu sagen, dass Minarette hierzulande nicht höher sein dürfen als Kirchtürme". Jawoll! Endlich sagt's mal einer! Der Applaus vom rechten Rand war dem von einer chronischen Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung bedrohten CSU-Kronprinzen nach dieser Aussage sicher. Wo genau es in Deutschland Probleme mit zu hohen Minaretten gibt, sagte Söder allerdings nicht.

Mindestens sieben Leben muss der emeritierte Papst Benedikt XVI. haben – jedenfalls wenn man die Todesmeldungen zusammenzählt, die in dieser Woche auf Twitter kursierten. Der  italienische Möchtegern-Meisterlügner Tommasso Debenedetti vermeldete dort mithilfe gefälschter Profile von Bischöfen mehrfach das Ableben Benedikts. Erstes Opfer wurde der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, aber auch die Bischöfe von Straßburg, Berlin und Hamburg tauchten mit Fake-Profilen und Fake-Tweets auf dem Kurznachrichtendienst auf. Das Wichtigste: Debenedetti lügt; Papst Benedikt erfreut sich kurz vor seinem 90. Geburtstag weiterhin bester Gesundheit. Gerüchten zufolge will er jetzt sogar selber twittern – als @TommassoDebenedetti.

Ein Freitag in der Fastenzeit – viel kärglicher geht es genusstechnisch kaum. Bedroht von einem solchen feierunfreundlichen Fasten-Freitag ist in diesem Jahr auch der St. Patrick’s Day. Der Feiertag des Heiligen ist vor allem in den USA alljährlich eine Mega-Party, bei der sich der gemeine Katholik allzu gern allzu weltlichen Gelüsten hingibt. Doch ein Freitag in der Fastenzeit? Da meldet das katholische Rest-Gewissen dann doch Einspruch an. Wie gut, dass es Bischöfe gibt, die ihre Hirtenamt noch ernst nehmen und Auswege aus solchen Zwangslagen aufzeigen. Mehrere US-Bischöfe haben kraft Apostolischer Vollmacht für den St. Patrick's Day Sonderregeln erlassen und eine Dispens vom Fleischverbot erteilt. Begründet wird dies ernsthaft mit dem "allgemeinen geistlichen Wohl". Na dann: Prost Mahlzeit!

Deutlich weniger feierfreudig geht es derzeit bei den protestantischen Brüdern und Schwestern zu. Dort warf der Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Thies Gundlach, ausgerechnet im Luther-Jubeljahr der Zunft evangelischer Theologen eine "grummelige Meckerstimmung gegenüber allen Aktivitäten der EKD und ihrer Gliedkirchen" vor. Das ließen die Kritisierten nicht auf sich sitzen - und beklagten ihrerseits, dass Gott in der EKD kaum noch vorkommen. Puh, Party geht anders. Der Streit zeigt einmal mehr: Katholiken können einfach besser feiern.

Von Steffen Zimmermann