Sarah: Unwürdige Messfeiern keine Seltenheit
Der Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, sieht die katholische Kirche in einer schweren Glaubenskrise. Wie die in Würzburg erscheinende "Tagespost" (Samstag) berichtet, bezeichnete er die Umsetzung der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils als Katastrophe. "Wir können unsere Augen nicht vor dem Desaster, der Verwüstung und dem Schisma verschließen, die die modernen Förderer einer lebendigen Liturgie verursacht haben, indem sie die Liturgie der Kirche nach ihren Vorstellungen umgestalteten."
Katholische Kirche hat christliche Wurzeln aufgegeben
Aus Sicht des afrikanischen Kurienkardinals hat sich die Kirche nach dem Konzil (1962-1965) von ihren Wurzeln abgeschnitten: "Man wirft dem politischen Europa vor, seine christlichen Wurzeln aufzugeben oder zu verleugnen. Doch wer zuerst seine christlichen Wurzeln und seine christliche Vergangenheit aufgegeben hat - das ist mit Sicherheit die nachkonziliare katholische Kirche." Moderne Förderer der Liturgie hätten vergessen, dass die liturgische Handlung nicht nur ein Gebet, sondern vor allem ein Mysterium sei.
Unwürdige liturgische Feiern seien deshalb keine Seltenheit, so der Kardinal. Die heilige Messe werde "frevelhafterweise" auf ein einfaches Gastmahl reduziert. Als noch schlimmer empfinde er jedoch liturgische Feiern, die ablenkten von der Angst vor einem sinnlos scheinenden Leben oder von der "Furcht, Gott von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, weil sein Blick entlarvt und uns dazu zwingt, die Hässlichkeit unseres Inneren in aller Wahrheit und unabgelenkt zu schauen".
Auch Bischöfe in Verantwortung
Als Ursache für die "schwerwiegende Krise", die seit dem Konzil die Liturgie und die Kirche selbst erschüttere, sieht Sarah, dass im Zentrum der Kirche nicht mehr Gott und seine Anbetung stehe. Stattdessen seien die Menschen und ihre angebliche Fähigkeit, etwas zu "tun", in die Mitte gerückt, um sich während der Eucharistiefeier mit etwas zu beschäftigen. Der Kardinal sieht laut dem Bericht der "Tagespost" auch die Bischöfe in der Verantwortung für die Missstände. So hätten es manche Bischofskonferenzen abgelehnt, den lateinischen Originaltext des römischen Messbuches getreu zu übersetzen. Das Evangelium und die Offenbarung würden stattdessen "neu interpretiert" und der dekadenten westlichen Kultur angepasst. (KNA)