Politiker und Kirchenvertreter zum Terror in Ägypten

Schock nach Anschlägen - Islamisten bekennen sich

Veröffentlicht am 09.04.2017 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Ägypten

Berlin/Kairo ‐ Bundesregierung und Kirchenvertreter haben die Anschläge auf koptische Christen in Alexandria und Tanta auf das Schärfste verurteilt. Unterdessen reklamiert der Islamische Staat die Taten für sich.

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Die Bundesregierung und Kirchenvertreter verurteilen den Terror gegen koptische Christen in Ägypten auf das Schärfste. "Ausgerechnet am heutigen Palmsonntag erreichen uns die furchtbaren Nachrichten von einem Anschlag auf christliche Gläubige in einer koptischen Kirche in Tanta, die einen gemeinsamen Gottesdienst in Vorfreude auf das Osterfest feiern wollten. Erneut sind damit christliche Gläubige Ziel einer Bluttat geworden", sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Sonntag in Berlin.

Er gedachte der Opfer und forderte die Aufklärung der Hintergründe des Terrors. "Das Kalkül der Täter, einen Keil in das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu treiben, darf nicht aufgehen", so Gabriel. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe dem ägyptischen Präsident Abdel Fattah al-Sisi bereits telefonisch kondoliert.

Papst Franziskus, der in knapp 3 Wochen einen Ägypten-Besuch plant, bekundete dem Oberhaupt der koptischen Kirche, Papst Tawadros II., und dem ägyptischem Volk sein Beileid. Er sei den Angehörigen der Opfer nahe und bete für eine Umkehr jener, die Terror, Gewalt und Tod säten, sagte der Papst beim Angelus-Gebet auf dem Peterplatz.

Marx im Gebet bei den Angehörigen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, reagierte mit "Bestürzung und großer Trauer". Im Gebet sei er den Opfern dieser Bluttat und den Angehörigen nahe, sagte er am Sonntag in Bonn. "Nach allem, was wir wissen, handelte es sich erneut um Anschläge, mit dem die christliche Minderheit in Ägypten eingeschüchtert, demotiviert und zur Emigration getrieben werden soll." Außerdem sieht Marx im Terror den Versuch, im Vorfeld des Papstbesuches Hass zu säen. Diesen Zielen der Verbrecher dürfe jedoch kein Erfolg beschieden sein, so der Kardinal.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, er sei seit einem Besuch mit den koptischen Christen dort "innerlich eng" verbunden. "Was da passiert ist, macht wütend", schrieb er in den Sozialen Netzwerken. Er hoffe, dass alle Menschen in Ägypten und überall auf der Welt zusammen helfen, "dass der menschenverachtende Fanatismus, der zu solchen Taten führt, endlich überwunden wird". Auch die Deutsche Bischofskonferenz erklärte, sie verurteile den Anschlag auf das Schärfste.

Heinrich Bedford-Strohm ist bayerischer Landesbischof und seit November 2014 auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Bild: ©picture alliance / dpa

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, er sei seit einem Besuch mit den koptischen Christen dort "innerlich eng" verbunden.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), sprach von einem Anschlag auf die traditionelle religiöse Vielfalt im Nahen Osten. "Wir erwarten von der ägyptischen Regierung, dass sie alles tut, um die Kopten zu schützen." In den vergangenen Jahren habe sich die Lage für die Christen in Ägypten gebessert, so Kauder. "Dieser Weg des friedlichen Zusammenlebens muss weiter gegangen werden." Die Bundesregierung werde stets auf die Einhaltung der Religionsfreiheit pochen.

Islamisten reklamieren Anschläge für sich

Der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, äußerte sich zutiefst schockiert nach dem zweiten Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria. "Dieser islamistische Terror zielt auf die Vertreibung der Christen aus dem mehrheitlich muslimischen Land. Dem muss sich die ganze zivilisierte Welt entgegenstellen", so Beck. Ägypten müsse mehr für die Sicherheit der christlichen Minderheit tun und antichristlicher Hetze, Diskriminierung und Gewalt offensiv entgegentreten.

Unterdessen hat die Terrormiliz Islamischer Staat die Anschläge in Ägypten für sich reklamiert. Die Explosionen in Tanta und Alexandria mit Dutzenden Toten seien von den Dschihadisten verursacht worden, berichtete das IS-Sprachrohr Amak am Sonntag. Die Mitteilung konnte zunächst nicht unabhängig auf Echtheit untersucht werden.

Bei einer Explosion in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria sind mindestens sechs Menschen getötet und mehr als weitere 30 verletzt worden. In Tanta starben mindestens 25 Menschen und 59 weitere wurden verletzt. (bod/KNA/dpa)