Christi Himmelfahrt schenkt uns Hoffnung
"Allmächtiger, ewiger Gott,
erfülle uns mit Freude und Dankbarkeit,
denn in der Himmelfahrt deines Sohnes
hast du den Menschen erhöht.
Schenke uns das feste Vertrauen,
dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind,
in die Christus uns vorausgegangen ist,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit."
Das Tagesgebet am Fest "Christi Himmelfahrt" beeindruckt durch seine tiefe Deutung dessen, was wir in diesem Fest begehen. Gerade in unserer Zeit, in der auf der einen Seite viele Menschen von Engeln – leider oft in verkitschter Version – fasziniert scheinen, gleichzeitig aber der Glaube an Himmel, Auferstehung und ein Leben nach dem Tod immer mehr schwinden, kann uns dieses Fest erden und weiten zugleich. Erden, weil wir als Geschöpfe Gottes schon hier und jetzt in seine Nachfolge gerufen sind – und weiten, weil der Himmel letztlich unser Ziel und unsere Bestimmung ist.
Christi Himmelfahrt ist weiß Gott mehr als ein Jubeltag für Väter, auch wenn er für viele heute nur noch als weltlich umgeformter "Vatertag" ein Pendant zum Muttertag sein soll. Die Tiefe des Festes heben besonders die Schrifttexte dieses Tages hervor – und sie sind weit mehr als eine weltfremde Sicht auf den Himmel oder ein verklärtes Zerrbild einer Jenseitshoffnung, die blind ist für die Bedürfnisse dieser Welt und Zeit.
"..was steht ihr da und schaut zum Himmel empor...?"
Schon die Jünger in der Apostelgeschichte werden von zwei Männern in weißen Gewändern aus ihrem Staunen und ihren Träumen gerissen (vgl. Apg 1,11): "Ihr Männer von Galiläa..." Das heißt: ihr Männer, die ihr alle bodenständig, geerdet seid, mitten im Leben steht, und zwar jetzt und hier, "..was steht ihr da und schaut zum Himmel empor...?" Ja, wir dürfen uns die Apostel so vorstellen: mit offenem Mund, ungläubig staunend, weil sie gerade die Himmelfahrt Jesu miterlebt haben, ein Geschehen, das sicher auch für uns alle Vorstellungskraft gesprengt hätte... "Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde..." und den ihr alle gut kennt, ihr habt ihm schließlich erlebt, vor und nach seiner Auferstehung... "dieser Jesus wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen!"
Das ist es, was Himmel und Erde verbindet. Darum leben wir heute noch in der Erwartung der Wiederkunft Christi, die wir ganz persönlich und für diese Welt erhoffen und ersehnen – hier und jetzt. Kurz zuvor hatte Jesus den Aposteln (und mit ihnen auch uns allen) seinen Beistand, den Heiligen Geist verheißen. In wenigen Tagen werden wir es an Pfingsten feiern.
Der Epheserbrief, den wir als zweite Lesung des Tages hören, bringt die Bedeutung der Aufnahme Jesu in den Himmel für uns Menschen mit folgenden Worten in Beziehung: Gott hat seine Macht an Christus gezeigt, "den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat." (Eph 1,20) Das bedeutet für uns: "Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid." (Eph 1,18)
Komplettiert wird die Botschaft dieses Festes aber durch die Auswahl des Evangeliums für diesen Tag. Der Auftrag Jesu an die Apostel und wiederum an uns beschließt das Evangelium nach Matthäus: "Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." (Mt 28,19) Und als ob es dafür noch eine zusätzliche Versicherung bräuchte, können wir uns an diesem Wort Jesu festhalten: "Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28,20)
Die Hoffnung auf den Himmel?
Es gibt keine Hoffnung auf den Himmel ohne das Leben auf dieser Erde. Und das Leben auf dieser Erde findet erst zu seiner wahren Tiefe und Bestimmung, wenn wir es vom Himmel her denken – noch mehr: wenn wir uns vom Himmel her, von Gott selbst denken, erdenken und gestalten lassen.
Die Himmelfahrt entrückt Jesus Christus, und sie vertieft ihn zugleich in uns schon jetzt, in unserem irdischen Leben. Das mag paradox erscheinen, es ist aber das, was unseren Glauben zutiefst prägt: wir sollen leben aus dem "schon jetzt" des angebrochenen Reiches Gottes auf Erden und dem "noch nicht" des erwarteten Reiches Gottes am Ende der Zeiten. Das hebt uns über das rein Weltliche hinaus, und lässt uns doch zugleich mitten in der Welt von heute, mitten im Leben stehen – als österliche Menschen.
In diesem Vertrauen dürfen wir auch den Dienst tun, der uns für unser Leben ganz persönlich von Gott aufgetragen ist – in der Nachfolge Jesu, auch 2000 Jahre nach ihm. So wie es im Text eines unbekannten Verfassers zusammengefasst ist:
"Christus hat keine Hände, nur unsere Hände,
um seine Arbeit heute zu tun,
Er hat keine Füße, nur unsere Füße,
um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen,
um den Menschen von ihm zu erzählen.
Wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest.
Wir sind Gottes letzte Botschaft,
in Taten und Worten geschrieben."