Symbol des Unabhängigkeitskampfes gegen Kolonialmacht

Philippinen wollen Kirchenglocken von USA zurück

Veröffentlicht am 25.07.2017 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
Geschichte

Manila ‐ 1901 läuteten sie den Angriff der Rebellen gegen die US-Besatzer ein. Der Vergeltungsschlag der USA bestand aus einem Massaker und der "Entführung" der Balangiga-Glocken.

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Die Philippinen wollen von den USA drei Kirchenglocken zurück, die vor mehr als einem Jahrhundert zu Kolonialzeiten in die Vereinigten Staaten gebracht worden waren. "Gebt uns die Balangiga-Glocken zurück. Sie sind unser. Sie gehören zu unserem Nationalerbe", sagte Präsident Rodrigo Duterte am Montag (Ortszeit) in einer Rede vor dem Parlament an die Adresse der USA. Die Glocken aus der Stadt Balangiga gelten als Symbol des Unabhängigkeitskampfes gegen die einstige Kolonialmacht. Seit 1946 sind die Philippinen unabhängig.

Die Glocken wurden im September 1901 benutzt, um einen Angriff von philippinischen Rebellen gegen die US-Besatzungstruppen einzuleiten. Mehr als 40 US-Soldaten wurden dabei getötet. Als Vergeltung ordnete ein US-General an, dass alle männlichen Gemeindemitglieder über zehn Jahren getötet wurden. Der Vorfall ging als "Massaker von Balangiga" in die Geschichte des südostasiatischen Inselstaates ein. Auch zahlreiche katholische Kirchen wurden damals durch die US-Truppen zerstört.

Als "Trophäen" außer Landes gebracht

Die Balangiga-Glocken wurden noch 1901 – laut Angaben des zuständigen Bistums Borongan als "Trophäen" – außer Landes gebracht. Zwei sind heute in einer Luftwaffenbasis im US-Bundesstaat Wyoming ausgestellt. Die dritte befindet sich in Südkorea. Bereits seit den 1990er Jahren gibt es gemeinsame Versuche von Staat und katholischer Kirche, sie zurückzuholen. So schrieb etwa der damalige Bischof von Borongan, Leonardo Yuzon Medroso, seinem Amtsbruder in Wyoming, dass "die Glocken Eigentum der örtlichen Kirche von Balangiga gewesen seien, als sie von den amerikanischen Streitkräften mitgenommen wurden". Die Glocken würden die Gläubigen "mit ihren Eltern und Großeltern, ihrer Vergangenheit, ihrer Herkunft, ihren religiösen Gefühlen und ihrer Kultur" in Berührung bringen.

Bisher scheiterten jedoch alle Versuche, die Glocken wiederzubeschaffen. Für seinen neuen Vorstoß bekam Duterte daher am Dienstag Beifall von der philippinischen Presse. Mehr als 80 Prozent der Philippiner sind Katholiken. Allerdings war der Präsident in den vergangenen Monaten mehrfach mit der Kirche aneinander geraten und hatte unter anderem Bischöfe übel beschimpft. (bod/dpa)