Kommunionempfang bei Gluten-Unverträglichkeit oft schwierig

Wenn man den Leib Christi nicht verträgt

Veröffentlicht am 01.08.2017 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Zwei Hände in Nahaufnahme zerbrechen eine Hostie.
Bild: © KNA
Sakramente

Bonn ‐ Glutenunverträglichkeit sorgt dafür, dass nicht mehr jeder Katholik den Leib Christi in der Messe empfangen kann. Für Verwirrung bei Zöliakiepatienten sorgte jüngst ein Rundschreiben aus dem Vatikan.

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Wenn Anna-Katharina Poppe sonntags zum Gottesdienst geht, kann sie nicht an der Kommunion teilnehmen. Denn sie leidet unter Zöliakie, kann keine Hostien essen. Vor acht Jahren bekam die heute 28-Jährige die Diagnose, dass ihr Körper das Klebeeiweiß Gluten nicht verträgt. Es ist in vielen Getreidesorten wie Weizen und Roggen enthalten. Und die Hostien, die im Gottesdienst zum Leib Christi gewandelt werden, dürfen laut Kirchenrecht nur aus Weizenmehl bestehen. Ein Problem für Poppe.

Schon ein kleines Stück einer Hostie bereitet ihr Probleme. "Wer schon einmal an Magen-Darm-Grippe erkrankt ist, kann sich in etwa vorstellen, wie sich das anfühlt und was passiert", erzählt sie. Die einzige Möglichkeit wären glutenfreie Hostien. "Aber die sind leider nach dem Kirchenrecht nicht gültig und dürfen nicht gewandelt werden", so die angehende Pastoralreferentin. Auf dieses Verbot hatte der Vatikan unlängst in einem Schreiben an die Bischöfe der Weltkirche erneut hingewiesen.        

Viele Hostienbäckereien produzieren spezielle glutenarme Hostien

Doch für Zöliakiepatienten gibt es trotzdem die Möglichkeit, zur Kommunion zu gehen, wie Sofia Beisel von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) erklärt. So können Hostien mit weniger Gluten verwendet werden. Deren Glutenanteil liege unter 20 ppM (20 mg pro Kilogramm).

Linktipp: Der glutenfreie Leib Christi?

Glutenunverträglichkeit ist häufig in Europa. Doch Hostien müssen, damit sie gültig sind, Weizenmehl, also Gluten, enthalten. Diese Ausnahmen kennt das Kirchenrecht, um die Kommunion zu empfangen. (Artikel vom Juni 2017)

Mittlerweile produzieren und vertreiben viele Hostienbäckereien, wie die Gläserne Hostienbäckerei in Kevelaer, diese Variante. "Die Hostien werden aus Weizenstärke hergestellt", erklärt Inhaber Thomas Held. "Dem Weizenmehl wird der größte Teil des Glutens entzogen." Da der Glutenwert unter dem betreffenden Grenzwert liegt, dürfen die Hostien laut EU-Recht als "glutenfrei" verkauft werden.

Doch das hilft Poppe nicht. "Auch wenn von geringen Normwerten gesprochen wird, vertrage ich diese Hostien nicht gut." Woran das liegt, weiß sie nicht genau. Ihr bleibt nur eine Möglichkeit: "Ich gehe selten bis gar nicht mehr zum Kommunionempfang und kommuniziere allein geistig", beschreibt sie ihre Situation. Das sorge häufig für Verwirrung, da sie im pastoralen Dienst tätig sei. "Es sind viele Gespräche nötig, um zu erklären, dass es gesundheitliche Gründe hat, dass ich nicht hingehe."

Poppe will bei Kommunionempfang nicht im Mittelpunkt stehen

Zwar gibt es mittlerweile auch Produkte, die aus Kartoffel- oder Maismehl gefertigt sind. Aber die sind nicht zulässig. "Ich habe mich immer gefragt, warum man keinen Urweizen oder Buchweizen für die Produktion von Hostien nimmt", so Poppe. Diese glutenfreien Weizensorten seien zwar teurer. "Aber sie sorgen wenigstens nicht dafür, dass Menschen darunter leiden, wenn sie am Wichtigsten der christlichen Kirche, dem Leib Christi, teilhaben wollen."

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Video: © Daniela Olivares

Es ist eine jahrhundertalte Tradition: die Herstellung von Hostien. Ein Besuch in der Hostienbäckerei der Diakonie Neuendettelsau.

Manchmal macht Poppe von der Ausnahmeregelung Gebrauch, die der Vatikan Zöliakiepatienten bietet, die überhaupt kein Gluten vertragen: Sie geht zur Kelchkommunion. "Theoretisch könnte ich auch öfter zu Kommunion gehen, aber ehrlich gesagt, möchte ich nicht als die im Mittelpunkt stehen, die eine Extrawurst bekommt, weil für mich der Kelch geholt werden muss."

In den vergangenen Jahren hat sich laut Poppe aber bereits einiges getan. "Zu Beginn meiner Erkrankung war es sehr kompliziert, vor jedem Gottesdienst in einer neuen Kirche zu erklären, was ich habe und wie man damit umgeht." Auch die DZG macht ähnliche Erfahrungen. "Viele Priester versuchen die Teilhabe an der Kommunion zu ermöglichen", erzählt Beisel.

Glutenreduzierte Hostien für die meisten unbedenklich

Durch das neuerliche Rundschreiben aus dem Vatikan gebe es aber vermehrt Anrufe von Betroffenen. Es herrsche Verwirrung und Verunsicherung. Beisel weist ihre Anrufer dann darauf hin, dass unter anderem toxikologische Studien gezeigt hätten, dass glutenreduzierte Hostien für die meisten Betroffenen unbedenklich seien.

Doch für Poppe gilt das nicht. Prinzipiell verstehe sie die Reinheitsgebote. "Aber ich kann doch auch keinem Menschen mit einem Alkoholproblem nur ein kleines bisschen Alkohol in den Traubensaft machen", sagt sie. "Aber einem Menschen, der sich von innen auflöst, weil er das Gluten nicht verträgt, dem streue ich nur ein bisschen Weizen in den glutenfreien Teig?"

Von Dana Kim Hansen (KNA)

Linktipp: Vatikan ordnet Qualitätssicherung bei Hostien an

Der Vatikan ermahnt alle Bischöfe zu mehr Kontrolle bei der Auswahl des Brotes und des Weins für die Messe. Grund für das Rundschreiben sind zunehmende Angebote von Online-Shops. (Artikel vom Juli 2017)