Die Schlüssel Petri hält nur einer

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Die Debatte um verbindliche Regeln für ehemalige Päpste ist ermüdend. Am dringendsten brauchen solche wohl ihre engagierten Befürworter selbst. Denn so haben sie sich eine Art selbsterfüllende Prophezeiung geschaffen. Indem sie immer wieder auf die – angebliche – Verwirrung nach dem Rücktritt Benedikts XVI. hinwiesen, ist man sich tatsächlich nicht mehr ganz sicher, ob noch jeder weiß, was es mit dem Papstamt auf sich hat.
Auch Ulrich Nersinger plädierte jüngst mit einer naheliegenden Argumentation für neue Regeln: Diese müssten geschaffen werden, um "so eine unendliche Geschichte" zu beenden. Dabei dürfte beim Vatikan-Experten der Wunsch Vater der Theorie gewesen sein. Denn eines kann man sich leicht ausmalen: Selbst noch so transparente Regeln für den "Papa emeritus" würden nur neue Kritik auf allen Seiten provozieren. Darf der Ex-Papst nur nicht mehr in Weiß auftreten oder auch nicht mehr öffentlich sprechen? Und darf die Öffentlichkeit ihn überhaupt Ex-Papst nennen?
Die laufende Debatte um Rang und Rolle Benedikts XVI. im Pontifikat Franziskus' zeigt das deutlich. Denn weder der amtierende Pontifex noch sein Vorgänger geben Anlass, von Kompetenzstreitigkeiten auszugehen. Im Gegenteil, der Argentinier sucht den Bayer regelmäßig freundschaftlich auf, ob für Ratschläge, Weihnachtsgrüße oder zur Vorstellung der neuen Kardinäle. Wäre Franziskus mit der Rolle Benedikts unzufrieden, hätte er ihn längst – rechtlich – in die Schranken weisen können. Denn auch wenn mancher gerne so tut, als wüsste man gar nicht mehr, wer echter und wer falscher Papst ist: Die höchste Gewalt in der irdischen Kirche hat der Papst inne, der Bischof von Rom, Franziskus. Punkt.
Selbst mit noch so detaillierten Paragraphen könnte der 265. Nachfolger des Apostels Petrus kein Ende der Debatte erreichen, wie es Nersinger in Aussicht stellt. Den Einen wären Franziskus' Weisungen garantiert zu lax, während die Anderen einen Hieb gegen Benedikt XVI. zu beklagen hätten. Und wieder hätten alle vergessen, was schon jetzt nicht in Frage steht: In der katholischen Kirche hält immer nur einer die Schlüssel Petri in der Hand.