Missbrauch: Aufhebung von Beichtgeheimnis gefordert
Die australische Missbrauchskommission spricht sich für die Aufhebung des Beichtgeheimnisses in Fällen von Missbrauch aus. "Der Bericht empfiehlt, dass das Nichtanzeigen von sexuellem Kindesmissbrauch in Institutionen zu einem strafrechtlich relevanten Vergehen gemacht wird. Das gilt auch für Informationen, die in Beichtgesprächen erhalten wurden", erklärte die Regierungskommission zur Untersuchung des Umgangs von Institutionen mit Missbrauchsfällen am Montag.
Ein Dilemma für die Kirchen
In ihrem Bericht mit insgesamt 85 Empfehlungen zur Reform des australischen Rechtssystems räumt die Kommission ein, dass ihre Empfehlung für die Kirchen, "insbesondere für die katholische Kirche", ein Dilemma darstellt. Andererseits betont die Kommission die hohe Bedeutung des Schutzes von Kindern. "Das Recht, Religion auszuüben, muss die gesellschaftliche Pflicht einschließen, für den Schutz aller, und insbesondere der Kinder, vor sexuellem Missbrauch zu sorgen."
Linktipp: Missbrauch
Der Missbrauchsskandal erschütterte die katholische Kirche in ihren Grundfesten. Seit 2010 die ersten Fälle bekannt wurden, bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung der Geschehnisse. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Etappen.Hintergrund der Empfehlung, bei Fällen von Missbrauch das Beichtgeheimnis aufzuheben, waren Aussagen vor der Kommission. Aus denen ging hervor, dass Täter Missbrauch in der Beichte gestanden hatten, sich dann wieder an Kindern vergingen und erneut beichteten.
Bereits 2012 hatten sich Politiker aller Parteien in Australien für eine Aufhebung des Beichtgeheimnisses bei Fällen sexuellen Missbrauchs ausgesprochen. Darunter war auch der ehemalige konservative Premierminister und praktizierende Katholik Tony Abbott. Bei der Schlussanhörung der Regierungskommission zum Missbrauch in der katholischen Kirche im Februar dieses Jahres hatten katholische Bischöfe in ihren Aussagen deutlich gemacht, dass das Thema "Missbrauch und Beichtgeheimnis" auch in der Bischofskonferenz kontrovers diskutiert wird.
Die Kommission war 2013 von der australischen Regierung eingesetzt worden. Neben der katholischen Kirche mussten die Anglikanische Kirche, andere christliche Konfession sowie andere Religionen vor der Kommission zu ihrem Umgang mit sexuellem Missbrauch Stellung beziehen. Darüber hinaus befasste sich die Kommission mit Missbrauch in Sportverbänden, staatlichen Krankenhäusern, in der australischen Armee und der Unterhaltungsbranche. Im Dezember dieses Jahres will die Kommission ihren Abschlussbericht veröffentlichen.
Auch Kardinal Pell sagte vor Missbrauchskommission aus
Auch der australische Kurienkardinal Geroge Pell hatte mehrfach vor der Missbrauchskommission ausgesagt. Vorwürfe des Missbrauchs und der Missbrauchsvertuschung gegen ihn hatte er jedoch stets zurückgewiesen. Im Juni dieses Jahres hatte die Polizei von Melbourne dann bekanntgegeben, ein Ermittlungsverfahren gegen Pell wegen des sexuellen Missbrauchs von Jungen einzuleiten. Daraufhin legte Pell sein Amt als Finanzchef des Vatikan nieder. (gho/KNA)