Schwester M. Salome Zeman über das Sonntagsevangelium

Leben oder sterben

Veröffentlicht am 02.09.2017 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ Im Evangelium bekommt Petrus heute die harte Seite von Jesus zu spüren. Auch Schwester Salome Zeman kennt das: wenn die Nachfolge nicht leicht fällt. Dann gilt erst recht: "Wir müssen uns bekehren."

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Impuls von Schwester M. Salome Zeman

Das Leben ist voller Entscheidungen. Manche Entscheidungen haben kaum Auswirkungen auf mein weiteres Leben, andere können alles verändern, sind wegweisend für meine Zukunft. Hätte ich mich anders entschieden, was wäre wohl gewesen? Bei jeder meiner Entscheidungen frage ich mich: was wird von mir erwartet, was will ich selbst, was nützt mir jetzt, was nützt mir später? Und was will Gott?

Im heutigen Evangelium zeigt sich Jesus von einer Seite, die mir irgendwie Angst macht. Er ist plötzlich so gar nicht mehr lieb und nett, niemand, an den man sich anlehnen kann, der einen mit allen Fehlern und falschen Entscheidungen trotzdem annimmt. Heute ist er knallhart. Es geht um die Entscheidung: Jünger sein oder nicht, leben oder sterben. Kein gemütliches Sowohl-Als-Auch, kein "Es wird schon irgendwie werden". Auf diese Entscheidung kommt es an, und sie gilt für die Ewigkeit.

Petrus bekommt diese harte Seite Jesu deutlich zu spüren: "Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen!" – Wenn ich das lese, zucke ich jedes Mal zusammen. "Satan", das muss wohl das schlimmste Schimpfwort sein, das Jesus Petrus an den Kopf werfen konnte. Satan steht für genau das Gegenteil dessen, wofür Jesus steht, und im zweiten Satz Jesu kommt das noch einmal explizit zum Ausdruck: "Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen." Für Petrus ist es sicher nicht leicht, das zu hören, aber auch das gehört zu seinem Weg mit Jesus.

Auch auf meinem Weg mit Jesus gab es bisher schon einige solcher Momente (und ich vermute, es wird auch in Zukunft noch den einen oder anderen solchen Moment geben), in denen ich mich unbequemen und schmerzhaften Wahrheiten stellen musste. Manchmal hat Jesus durch andere Menschen zu mir gesprochen, die mir den Kopf zurecht gerückt haben und mir gezeigt haben, dass ich mich auf dem Holzweg befinde. Und manchmal war es Jesu Stimme in meinem Herzen, die mir gesagt hat: "Du Heuchler, schau dich doch mal ehrlich an – das ist nicht der Wille Gottes, sondern nur dein eigenes Ego, dem du da hinterherläufst."

Wie Petrus muss auch ich mich immer wieder bekehren, und von meinem eigenen Willen lassen, wenn ich den Willen Gottes tun und Jesus nachfolgen will. Das ist nicht immer leicht, besonders dann nicht, wenn Nachfolge bedeutet, Jesus auch ans Kreuz und ins Leiden hinein nachzufolgen. Davor ist schon Petrus zurückgeschreckt, und auch ich schrecke davor zurück. Aber wir beide, Petrus und ich, müssen uns bekehren, wenn wir bei Jesus bleiben wollen. Auf diese Entscheidung kommt es an.

Von Sr. M. Salome Zeman OSF

Aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 16, 21-27)

Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.

Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.

Die Autorin

Schwester M. Salome Zeman ist Franziskanerin von Sießen, Diplomtheologin und studiert in Freiburg Englisch.

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