Franziskus gibt "fliegende Pressekonferenz" auf Rückweg von Kolumbien

Über Trump, ein Missgeschick und die Exkommunikation

Veröffentlicht am 11.09.2017 um 16:33 Uhr – Lesedauer: 
Papstreisen

Rom ‐ Sie sind fast schon legendär: Die "fliegenden Pressekonferenzen", die Franziskus im Flugzeug hält. Diesmal ging es um Klimawandel, Exkommunikation und eine übersehene Glasscheibe.

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Fast schon berühmt sind die sogenannten "fliegenden Pressekonferenzen", die Franziskus auf den Rückflügen seiner Reisen hielt. Auch auf dem Rückflug aus Kolumbien äußerte sich das Kirchenoberhaupt zu einer ganzen Reihe von Themen. Es ging um eine Bilanz seiner Reise über die jüngsten politischen Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump bis hin zu einem persönlichen Missgeschick, bei dem der Papst buchstäblich noch einmal mit einem blauen Auge davon kam.

Kritik an Donald Trump

Kritisiert hat Franziskus die geplante Abschiebung der sogenannten Dreamer in den USA. Er hoffe, dass die US-Regierung die Entscheidung überdenke, sagte er vor den mitreisenden Journalisten. Trump hatte das Schutzprogramm für Migranten, die als Minderjährige illegal in die Vereinigten Staaten gelangten, Anfang September beendet.

Themenseite: Papstreisen

Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.

Wenn der US-Präsident "ein tüchtiger Lebensschützer ist, wird er begreifen, dass die Familie die Wiege des Lebens ist und man ihre Einheit schützen muss", so der Papst. Nehme man jungen Menschen ihre Wurzeln, würden sie anfällig für Drogen oder Suizid. "Die entwurzelten Jugendlichen von heute verlangen nach Hilfe", sagte Franziskus. Zugleich räumte er ein, die juristische Lage in den USA nicht genau zu kennen. Er werde den Erlass zur Rückführung noch genauer prüfen.

Als "sehr klar" schätzt das Kirchenoberhaupt dagegen den Effekt der globalen Erwärmung ein. Wer leugne, dass der Klimawandel vom Menschen mitverursacht sei, solle Wissenschaftler fragen. "Sie sprechen eine klare Sprache". Als Beispiel nannte Franziskus das Abschmelzen des Eisschildes am Nordpol. Boykotteure des Pariser Klimaabkommens wies er zurecht. "Wenn wir nicht umkehren, gehen wir unter". Jeder einzelne habe eine moralische Verantwortung, die er ernst nehmen müsse. US-Präsident Trump, der das Pariser Klimaschutzabkommen aufgekündigt hat, nannte er in diesem Zusammenhang allerdings nicht namentlich.

Exkommunikation als Strafe für Korruption?

Keine eindeutige Antwort gab der Papst auf die Frage eines Journalisten, ob die katholische Kirche Korruption mit der Exkommunikation bestrafen soll. Hintergrund war die verbreitete Korruption in Kolumbien. "Es ist sehr schwierig jemandem zu helfen, der korrupt ist, aber Gott kann es", so Franziskus. Alle Menschen seien Sünder. Der Sünder bitte jedoch um Vergebung, wohingegen der korrupte Mensch damit aufhöre und vergesse, wie man darum bitte, erklärte er.

Im Juni dieses Jahres gab es Spekulationen, der Vatikan erwäge Korruption künftig mit der Höchststrafe des Kirchenrechts zu belegen. Anlass war eine Tagung über die Bekämpfung von Korruption, die von der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften im Vatikan veranstaltet wurde. In der anschließenden Mitteilung des vatikanischen Presseamtes über die Konferenz hieß es, man arbeite an einem Dokument, das "auf internationalem Niveau und mit Blick auf die kirchliche Lehre die Frage einer Exkommunikation wegen Korruption und wegen Zugehörigkeit zu einer mafiösen Gruppe vertieft".

Bezogen auf die Politik des Vatikan wies das Kirchenoberhaupt zudem Forderungen nach einem stärkeren Engagement in der Venezuela-Krise zurück. "Ich glaube, der Heilige Stuhl hat klar und deutlich gesprochen", sagte er bei der "fliegenden Pressekonferenz". Der Vatikan habe eine Arbeitsgruppe und einen Spitzendiplomaten nach Venezuela entsandt, Gespräche geführt und sich öffentlich zu den Vorgängen im Land geäußert. Auch er selbst sei auf die Lage in Venezuela öffentlich eingegangen. Der Heilige Stuhl wolle "Hilfe für einen Ausweg anbieten", so der Papst. "Aber es scheint, dass die Sache sehr schwierig ist." Als Kernproblem bezeichnete Franziskus die humanitäre Frage. Nötig sei auch die Hilfe der Vereinten Nationen.

Zur Behauptung von Präsident Nicolas Maduro, anders als die Bischöfe des Landes stehe er an der Seite des Papstes, sagte Franziskus, Maduro müsse dies schon erklären. "Ich weiß nicht, woran er denkt", so der Papst.

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Sein Reiseland Kolumbien sieht der Papst nach Jahrzehnten des Guerillakriegs vor einer schwierigen Aufarbeitung. Es gebe noch viel Hass und Verbitterung. Interventionen von Vermittlern wie den Vereinten Nationen könnten nur helfen, aus der akuten Krise herauszukommen. "Aber der Friedensprozess geht nur vorwärts, wenn das Volk ihn in die Hand nimmt", sagte der Papst.

Und der Wille der Kolumbianer, im Friedensprozess voranzukommen, reiche weiter als die Verhandlungen. Hierin liege "die Kraft des Volkes"; das erfülle ihn mit Hoffnung. "Das Volk will aufatmen - aber wir müssen ihm helfen, mit Nähe, mit Gebet".

"Ich habe mich rumgedreht und - bumm"

Auch seinen leichten Unfall auf dem Papamobil in Cartagena thematisierte Franziskus. "Ich habe mich rumgedreht, um die Kinder zu begrüßen, die Glasscheibe nicht gesehen, und - bumm".

Das 80-jährige Kirchenoberhaupt hatte sich bei dem Zwischenfall ein blaues Auge und eine Platzwunde geholt. Ursache war ein unvermitteltes Bremsmanöver des Papamobils. Sein Besuchsprogramm setzte er unverändert fort. Er landete am Montagmittag wieder wohlbehalten in Rom. (tja/gho/KNA)